Beidbeinige Ausbildung für Kicker

Beidbeinige Ausbildung für Kicker
Die Kicker-Schmiede des Burgenlandes bietet ab Dezember neben HAK und Gymnasium auch eine Lehrausbildung.

Die wichtigste Nebensache der Welt drohte für Toni Harrer und Manuel Frech auf dem Abstellgleis zu enden: Die beiden Kicker gehören zur Nachwuchs-Elite des heimischen Fußballs, in der Fußball-Akademie Burgenland wäre aber dennoch bald kein Platz mehr für sie gewesen. Warum? Beide wollten weder die HAK in Mattersburg noch das BSSM in Oberschützen absolvieren - der Besuch einer der beiden Schulen war bisher aber Voraussetzung für die Aufnahme in die Akademie - kein Fußball ohne Besuch einer Partnerschule, lautet die Devise der vor zwei Jahren offiziell eröffneten Akademie am Stadtrand von Mattersburg. Gegenwärtig besuchen 95 Prozent der 110 Fußball-Akademiker die HAK und fünf Prozent das Gymnasium. Den Antrieb fürs Schul-Sport-Tandem fasste Landeshauptmann Hans Niessl, SPÖ, so zusammen: Klappt's mit der großen Karriere nicht, hat man zumindest einen höheren Schulabschluss.
Was aber, wenn auch der höhere Schulabschluss verfehlt wird?

Lückenschluss

Beidbeinige Ausbildung für Kicker

Mit der Erweiterung des Modells um einen Lehrberuf ist diese Lücke nun geschlossen. Ab 1. Dezember können sechs Akademie-Kicker die Lehre als Gebäude- und Installationstechniker mit Schwerpunkt Ökoenergie beginnen. Für Fußball-Präsident Karl Kaplan ein logischer Schritt, denn schon zum Akademie-Start war die Frage im Raum gestanden: "Und was ist, wenn einer nicht maturieren will oder kann?"

Die Ausbildung in der BFI-Lehrwerkstätte in Mattersburg dauert vier Jahre. Die Kosten von jährlich 180.000 Euro tragen das Bundes-AMS und zu einem knappen Fünftel das Land. Weil Lehrwerkstätten mindestens 12 Lehrlinge brauchen, wurden auch Nicht-Fußballer aufgenommen. "Damit können wir die Fußball-Akademie auch jungen Talenten öffnen, die eher handwerklich als schulisch begabt sind", sagt Akademie-Aufsichtsrat Christian Illedits. U-16-Fußballer Harrer und sein U-18-Kollege Frech sind zwei aus sechs.

HAK-Mattersburg-Direktor Georg Vajda hält das Zusatzangebot für "durchaus vernünftig", auch wenn die meisten Akademie-Fußballer auch in der Handelsakademie gute Figur machen. Von den 25 Schülern der ersten Fußball-HAK-Klasse haben mittlerweile 18 die Matura geschafft. Überhaupt sieht der Schulleiter in Summe kaum qualitative Unterschiede zwischen Schülern der klassischen und der sportlichen HAK, ja da und dort brächten die Kicker auch in der Schule die bessere Leistung.

Harrer und Frech geben hingegen unumwunden zu, dass auch Gebäude- und Installationstechniker nicht ihr Traum-(Lehr)beruf ist - aber für sie ist die wichtigste Nebensache der Welt ohnehin die Hauptsache.

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