Begas: Steuerschonung am Prüfstand

Begas: Steuerschonung am Prüfstand
Eine Sonderprüfung soll klären, ob Manager in den letzten zehn Jahren unrechtmäßig Steuervorteile lukriert haben.

Montagabend, kurz vor 19.30 Uhr: Die Aufsichtsräte der Begas verlassen die Zentrale in der Eisenstädter Kasernenstraße. „Keine Fotos, bitte!" Einziger Tagesordnungspunkt der außerordentlichen Sitzung war der – einstimmige – Beschluss einer Sonderprüfung nach Aktiengesetz § 95, Abs. 3. Der Wiener Wirtschaftsprüfer Richard Kohlhauser und Rechtsanwalt Gabriel Lansky sollen in den kommenden Wochen klären, wie schwerwiegend die „massiven Verdachtsmomente" gegen Begas-Vorstand Rudolf Simandl und andere aktuelle und frühere leitende Mitarbeiter wirklich sind, für die alle die Unschuldsvermutung gilt. Wie berichtet, waren den Aufsichtsratschefs Klaus Mezgolits und Günter Toth belastende Unterlagen zugespielt worden, die nach einer Krisensitzung am Freitag dazu geführt hatten, dass Simandl selbst seine vorläufige Beurlaubung angeboten hat.

 

Steuerschonend

Was bei Simandl, aber auch allen anderen Vorständen der vergangenen zehn Jahre, Prokuristen und Geschäftsführern von Begas-Tochterfirmen (rund 10 Personen) vorsorglich untersucht wird, sind steuerschonende Geschäfte. Aus heutiger Sicht sei für das Unternehmen daraus kein Schaden entstanden, sagte Toth. Simandl war nicht erreichbar, sein früherer Begas-Kollege und jetzige Bewag-Vorstand Reinhard Schweifer wollte sich gegenüber dem KURIER nicht äußern.

Der Modus am Beispiel: Weil ein Konzern beim Autokauf bessere Konditionen erhält, wurden auch Privat-Pkw über die Begas angekauft. Bezahlt haben sehr wohl die Mitarbeiter, ihnen zustehende Prämien wurden einfach um den Kfz-Preis verringert. Aber: Bei Auszahlung von Prämien fällt Lohnsteuer an, die man durch diese Ankäufe via Prämienreduktion offenbar verringert hat. Geschädigt würde von einer derartigen Praxis der Fiskus. Laut ORF-Burgenland „dürfte es sich um eine langjährig geübte Praxis in der Begas handeln“. Nach KURIER-Informationen könnte das Okay dafür 2005 vom früheren Aufsichtsrat gekommen sein. Mezgolits und Toth haben jedenfalls „keine derartige Genehmigung erteilt“. Liste-Burgenland-Chef Wolfgang Rauter fordert dennoch deren Rücktritt und Aufklärung, ob derlei Praktiken auch bei Bewag oder anderen Landesgesellschaften gängig waren.

Unterdessen hat die Begas bei der Finanz Selbstanzeige erstattet, was bei Nachzahlung allfälliger Steuerschulden Straffreiheit bringen soll. Das haben auch betroffene Mitarbeiter gemacht. Ob die Causa damit ausgestanden ist, wird sich erst weisen. Möglich, dass die Gespenster der Vergangenheit die Begas auch nach ihrer Fusion mit der Bewag per 30. Juni noch heimsuchen.

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