Simandl ist „dauerhaft verhandlungsunfähig“

Simandl ist „dauerhaft verhandlungsunfähig“
Zweiter Begas-Strafprozess voraussichtlich in 3. Oktoberwoche / Ex-Vorstand im Heim

Voraussichtlich in der 3. Oktoberwoche findet der zweite Begas-Strafprozess am Landesgericht Eisenstadt statt, hoffte Gerichtssprecher Bernhard Kolonovits am Montag auf KURIER-Anfrage. Anfang 2019 war die Anklage der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft fertig, nach einem Einspruch wurde zunächst Ende 2019 als Prozesstermin ins Auge gefasst, Mitte März 2020 war tatsächlich alles angerichtet – und dann kam Corona.

Im Herbst, achteinhalb Jahre nach Auffliegen der Begas-Affäre, müssen sich vor Richterin Karin Knöchl fünf Männer verantworten, denen im Wesentlichen Untreue vorgeworfen wird. Neben zwei früheren Geschäftsführern von Begas-Töchtern handelt es sich um Ex-Geschäftspartner der Begas; darunter ein Ziviltechniker, der im Vorjahr mit Passiva von 1,9 Millionen Euro Konkurs anmelden musste. Gegenstand des Verfahrens ist ein Begas-Projekt, das Projekt blieb: Eine Anlage zur thermischen Reststoffverwertung in Heiligenkreuz um 100 Millionen Euro. Es geht um Honorarnoten ohne Gegenleistung, Scheinrechnungen und private Bauprojekte von Ex-Begas-Vorstand Rudolf Simandl im Südburgenland. So soll eine Baugesellschaft bei Simandl „eine Poolanlage errichtet (...) sowie Umbauarbeiten durchgeführt haben, ohne diese Leistungen an Mag. S. zu verrechnen“, heißt es in der Anklage.

Simandl, von 1995 bis 2012 Begas-Chef und in der Anklage als „Machthaber“ tituliert, wird Untreue mit einem Schaden von 2,1 Millionen Euro angelastet. Wie schon beim ersten Strafprozess 2016 und im Zivilprozess erscheint der Hauptangeklagte nicht vor Gericht. Gutachter Peter Hofmann hatte Simandl, der in einem Pflegeheim in Pinkafeld lebt, wegen schwerer Depressionen Verhandlungsunfähigkeit attestiert. Heuer wurde diese alljährlich stattfindende Untersuchung gar nicht mehr durchgeführt, bestätigt Kolonovits. Simandls Anwalt Roland Kier geht davon aus, dass sein bald 70-jähriger Mandant „für alle Zeiten verhandlungsunfähig“ bleibt.

Bezahlt hat er dennoch: Mehr als sieben Millionen Euro hat sich Begas-Nachfolgerin Energie Burgenland von Simandl zurückgeholt.

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