Barbara Zeman: Der Erfolg kam früher als vermutet

Barbara Zeman: Der Erfolg kam  früher als vermutet
Barbara Zeman hat mit ihrem Debut-Roman „Immerjahn“ die heimische Literaturkritik im Sturm erobert. Die Eisenstädterin liebt aber eher die leisen Töne.

Das Kunstsinnige liegt in der Familie. „Meine Großmutter konnte sehr gut zeichnen, meine Mutter kann das ebenfalls und auch mein Vater ist sehr begabt“, erzählt Barbara Zeman. Das Interesse an Literatur war bei der gebürtigen Eisenstädterin auch schon in jungen Jahren vorhanden. „Meine Mutter hat uns immer viel vorgelesen. Als Teenager haben mich Stefan Zweig oder Franz Kafka besonders begeistert. Zu schreiben habe ich aber erst mit 25 begonnen“, erinnert sie sich.

Kurzgeschichten waren ersten schriftstellerischen Gehversuche. „Ich hatte aber immer das – rational nicht begründbare – Gefühl, Bücher könnte ich dann irgendwann mit 40 oder 50 schreiben“, sagt Zeman.

Literaturpreis

Doch der Erfolg kam früher. 2010 nahm sie zum ersten Mal am Literaturwettbewerb Wartholz teil, 2012 erhielt Zeman dort den Literaturpreis für ihren poetischen Prosatext „Garten. Ansichten mit Frau und zerrissenem Mann vor Paradeisstaude“. Eine „überzeugende Übersetzungsarbeit von der Kunst des Gemäldes in die Kunst der Sprache“, fand die Jury. Für ihre Kurzgeschichte „Bildnis einer weiblichen Toten mit Tüllhütchen und Bart“ wurde Zeman 2012 auch mit dem burgenländischen Literaturpreis ausgezeichnet.

Barbara Zeman: Der Erfolg kam  früher als vermutet

Öffentliche Auftritte sind nicht unbedingt die Sache von Barabara Zeman: „Aber ich gewöhne mich langsam daran."

„Fassungslos“

Und nun „Immerjahn“. Ihr erster Roman überzeugte die Kulturkritik auf Anhieb. „Ich bin immer noch ziemlich fassungslos darüber, was da gerade passiert. Das Buch ist seit Anfang Februar draußen und am Dienstag ging schon die zweite Auflage in Druck“, freut sich die Autorin. „Eine echte Überraschung, weil mir oft gesagt wurde, meine Texte seien zwar wunderschön zu lesen, aber komplex und schwierig und daher kaum zu verkaufen.“ Die Suche nach einem Verlag gestaltete sich daher nicht einfach.

Hang zur Ästhetik

Dass ihr Buch jetzt auch kommerziell erfolgreich werden kann, sei auch ihren beiden Lektorinnen zu verdanken. Jener in Wien, die durch „unglaublich große Erfahrung“ geholfen habe. „Sie hat den Text nie nach Verkäuflichkeit beurteilt. Denn er lebt von der Sprache, nicht so sehr von der Handlung“, weiß Zeman. Aber paradoxerweise auch der geringeren Erfahrung der jungen Lektorin ihres Hamburger Verlages, die „nicht so sehr an den Kriterien früherer Verkaufserfolge orientiert war.“

Prägend für ihr Leben sei eine Erfahrung im Kindesalter gewesen, erzählt Zeman. „Weil ich mein rechtes Auge nicht gleich benützt habe, wurde mein linkes eine Zeit lang abgeklebt. Das hatte großen Einfluss darauf, wie ich Dinge wahrnehme. Ich leide sehr unter visueller Reizüberflutung.“ Öffentliche Auftritte sind daher nicht ihre Sache. „Ich gewöhne mich langsam daran. Aber nach dem Besuch der ,documenta‘ in Kassel zum Beispiel brauchte ich Wochen, um mich davon zu erholen“, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Mit ein Grund, warum sie ihre Tätigkeit als Journalistin aufgab. „Es war immer eine Überwindung, Menschen zu kontaktieren.“

Barbara Zeman: Der Erfolg kam  früher als vermutet

Die Band „Sweet Sweet Moon“ hat Cover-Versionen von Liedern aus Barbara Zemans Roman „Immerjahn“ im Repertoire.

Geheimnis Musik

Umso größer sei nun die Zufriedenheit: „Ich habe sofort gespürt, dass Schreiben mein Leben ist. Es war ein ganz großes Glücksgefühl“, beschreibt Zeman. So groß, dass sie anfangs mehrere Nächte durchgeschrieben habe. Begleitet übrigens immer von Musik. „Ohne Musik könnte ich gar nicht mehr schreiben“, erzählt Zeman. Was sie hört, bleibt allerdings ein Geheimnis. Warum? „Ich habe einmal von einem bekannten Schriftsteller gelesen, der verraten hat, was er gerne hört. Das war so enttäuschend, dass ich beschlossen habe, es selbst geheim zu halten.“

Aktuell lebt Barbara Zeman in Wien. Der Kontakt zu Familie und Freunden im Burgenland sei jedoch nach wie vor stark. „Ich liebe Eisenstadt. Kaum ein Ort ist mir so nahe wie der Hetscherlberg oder der Schlossplatz“, sagt sie. „Aber für Jugendliche hat die Stadt gewisse Nachteile. Und zum Studieren sind fast alle meine Freunde nach Wien gezogen. Das war mehr oder weniger ganz normal.“

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