Bald fährt der Bus öfter durchs Südburgenland

Bald fährt der Bus öfter durchs Südburgenland
Keine Bahn, kaum Busse, viele Streusiedlungen. Aber schon in zwei Jahren soll die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln auch im Südburgenland möglich sein.

Dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, genau dort beginnt das Südburgenland. Zumindest was die Verfügbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel betrifft. In dieser vielleicht periphersten aller österreichischen Regionen, ganz im südöstlichsten Zipfel des Landes, im Dreiländereck Österreich, Ungarn und Slowenien, schmunzeln die Bürger nur über die Einführung des Klimatickets.

Denn der öffentliche Verkehr an sich ist in diesem Landstrich kein Thema. Weil es ihn – abgesehen vom Schülerverkehr und sporadisch durch die Ortschaften fahrenden Linienbusse – de facto nicht gibt.

Bester Beweis dafür: Güssing ist der einzige Bezirk Österreichs ohne Bahnanbindung. Das gilt im Personenverkehr übrigens auch für den nördlicher gelegenen Bezirk Oberwart. Nur ganz im Süden, in Jennersdorf, fahren Menschen auch Bahn, das dafür aber gleich richtig lang: 1,5 Stunden dauert die Fahrt nach Graz, vier Stunden mit zweimaligem Umsteigen jene nach Wien.

Problem?

Bevorzugtes, weil oft einziges öffentliches Verkehrsmittel, ist die Buslinie G1, die die Region mit Wien verbindet. Seit Kurzem gibt es auch den vom Land betriebenen „Südburgenlandbus“ in Richtung Graz.

Jetzt ist das Burgenland an sich ja ein recht kleines, dafür aber ein ziemlich „langes“ Bundesland. Die ÖBB-App „Scotty“ spuckt etwa eine Fahrtzeit von vier bis fünf Stunden für die Strecke Jennersdorf-Neusiedl am See aus – für eine Richtung. Gut funktionierende Verkehrslösungen wie in Vorarlberg mit mehreren, gut verbundenen Zentren und einer engen Taktung sind im Burgenland aufgrund der geografischen Situation quasi nicht umzusetzen.

Ausgenommen davon ist das Nordburgenland, das sowohl über eine gute Bahnanbindung nach Wien als auch über eng getaktete Buslinien verfügt. Ganz anders ist hingegen die Situation im Landessüden, wo es abgesehen von Oberwart keine richtigen Zentren gibt, dafür aber kleine Gemeinden mit bis zu neun (!) verschiedenen, noch kleineren Ortsteilen, die oft nur aus wenigen Häusern bestehen. Dass angesichts dieser strukturellen und geografischen Situation die notwendige Fahrgast-Frequenz für eine dichte und wirtschaftliche Taktung fehlt, liegt auf der Hand.

Lösung!

Die Lösung dieser Mobilitätsprobleme liegt in Micro-ÖV-Systemen. Im Kleinen wurden diese schon von einzelnen Gemeinden geschaffen und werden mittlerweile seit einigen Jahren auch erfolgreich betrieben. Der große, flächendeckende Wurf fehlte bisher aber. Erfolgversprechende Systeme wie der „Rote Bus“ mussten aufgrund niedriger Fahrgastzahlen hingegen wieder eingestellt werden.

Das soll sich bis 2023 ändern: Bis dahin wird aufbauend und abgestimmt auf die Gesamtverkehrsstrategie des Landes ein Konzept erstellt, das in weiterer Folge die gesamte Region mit Sammel- oder Ruftaxis, gesteuert über eine zentrale Anlaufstelle, abdecken soll.

Bald fährt der Bus öfter durchs Südburgenland

Logischer Name des Projekts: „Südburgenland mobil“. Das Konzept wird im Zuge eines Leader-Projekts, also finanziell unterstützt mit EU-Förderungen, in den kommenden Monaten erstellt.

Die Verkehrsmittel, meist Kleinbusse oder Großraum-Taxis von regionalen Verkehrsunternehmen, werden nicht zu fixen Zeiten, dafür aber bedarfsorientiert unterwegs sein und die kleinen Gemeinden und deren Ortsteile an die Busachsen des überregionalen Verkehrs anbinden. Die Busse sollen dann wiederum werktags zumindest in einem Zwei-Stunden-Takt unterwegs sein.

Um das allerdings so umsetzen zu können, musste das Land Burgenland im Vorfeld tatsächlich ein eigenes Verkehrsunternehmen, die Verkehrsbetriebe Burgenland (VBB), gründen. Unternehmen hatten kein Interesse angemeldet. Weil von wirtschaftlich und kostendeckend ist der Betrieb so weit entfernt wie Bludenz von Güssing – mindestens.

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