Volkshochschulen: Seit 50 Jahren im Auftrag der Bildung
Man schrieb das Jahr 1969, als im Burgenland die ersten Volkshochschulen gegründet wurden. Ein Landesverband sollte als Vertretung nach außen und zur Unterstützung der örtlichen Einrichtungen dienen. Damit war der burgenländische Volkshochschulverband nicht nur der kleinste, sondern auch der jüngste in Österreich.
Ehrenamtlich bis 1989
50 Jahre später kann Geschäftsführerin Christine Teuschler durchaus stolz Bilanz ziehen. Man habe sich „von Anfang an durch besondere Schwerpunktsetzung ausgezeichnet“, betont sie. „So gab es eine eigene Volkshochschule für politische Bildung.“ Der zugehörige Zertifikatslehrgang sei ein Novum und österreichweites Vorzeigemodell gewesen. Auch der sogenannte „Zweite Bildungsweg“ mit der Möglichkeit, einen Abschluss nachzuholen, war von Anbeginn an ein Spezifikum im burgenländischen Angebot.
„Ziel der örtlichen Volkshochschulverbände war es, ein möglichst wohnortnahes und leistbares Bildungsangebot im ländlichen Raum zu schaffen“, sagt Teuschler. So gab es Kurse und Veranstaltungen in den Bereichen Sprachen, Gesundheit, Kreativität und politische Bildung. Bis 1989 wurde die Volkshochschularbeit vorwiegend ehrenamtlich geführt. Dann ermöglichten Förderungen des Bildungsministeriums die Anstellung pädagogischer Mitarbeiter. Regionalstellen entstanden im Laufe der letzten 30 Jahre in Oberwart, Halbturn (später Frauenkirchen), Jennersdorf und Eisenstadt.
Regionaler Bedarf
Nach wie vor sind in neun Gemeinden kommunale Volkshochschulvereine für die Bildungsarbeit zuständig: In Mattersburg und Güssing mit hauptberuflichen Mitarbeitern, in Neusiedl am See, Oberpullendorf, Rust, Jennersdorf, Gols, Zurndorf und Eisenstadt ehrenamtlich betreut. Zusätzlich gibt es noch die Volkshochschulen der Burgenländischen Kroaten, der Roma und der Ungarn für volksgruppenspezifische Bildung.
Regionaler Bedarf
Gemeinsames Anliegen sei, ein Angebot zu erstellen, das dem regionalen Bedarf entspricht, sagt die Geschäftsführerin. Etwa zur interkulturellen und politischen Bildung. Ab 1995 wurde das Burgenland von der Europäischen Union durch Ziel-1-Förderungen unterstützt. In speziell ausgearbeiteten Projekten legte man ab diesem Zeitpunkt den Schwerpunkt auf bildungsbenachteiligte Gruppen. Seit 2007 geht es vor allem um Alphabetisierung und Basisbildung sowie das Nachholen des Pflichtschulabschlusses.
Aktuell sind im Landesverband 19 Personen angestellt. 85 weitere arbeiten auf ehrenamtlicher Basis und an die 500 Personen sind als Kursleiter und Referenten mit freien Dienstverträgen tätig. Die burgenländischen Volkshochschulen finanzieren sich durch Förderungen vom Land (7 Prozent), dem Bildungsministerium (6 Prozent), durch Kurseinnahmen (30 Prozent) und zum größten Teil (57 Prozent) durch Projektförderungen – hier vor allem vom Europäischen Sozialfonds. „Das wichtigste Potenzial sind die Mitarbeiter, die sich durch pädagogisches Know-how, Professionalität, Innovationsbereitschaft, Kreativität und Flexibilität auszeichnen“, so Teuschler.
13.500 Teilnehmer
Alle Lehrenden haben durch Beruf, ehrenamtliche oder künstlerische Tätigkeit oder durch ihre Lebensläufe Bezüge zu ihren Themen. Eigene Räumlichkeiten besitzt man nicht, in über 80 Gemeinden werden Räume gemietet, in denen Büros untergebracht und Seminare gehalten werden: derzeit mehr 240. Jährlich nehmen mehr als 13.500 Burgenländer (58 Prozent Frauen) an 1.300 Kursen sowie mehr als 6.000 Besucher an 160 Veranstaltungen teil.
Zum Weltalphabetisierungstag organisieren die Volkshochschulen jährlich ihre „BookCrossing“-Aktion. Dabei werden mit Identifikationsnummern versehene Bücher „auf die Reise geschickt“. Unter www.bookcrossers.at kann nachgelesen werden, wo die Bücher bereits waren und mitgeteilt werden, wo sie sich aktuell befinden. Wer ein Buch gelesen hat, lässt es wieder liegen: in einem Lokal, in der Bahn oder an anderen Orten, wo es gefunden und mitgenommen werden kann.
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