Tobias Lang: "Es gibt keine Alternative zum Frieden"

Dass sich Tobias Lang für den Nahen Osten zu interessieren begann, hat mit einem Attentat zu tun.
Als der frühere libanesische Ministerpräsident Rafiq al-Hariri 2005 in Beirut bei einem Autobombenanschlag getötet wurde, machte sich Lang im Rahmen seines Studiums der Politikwissenschaft an der Uni Wien mit der „komplexen Situation“ im Nahen Osten vertraut.
Seine Diplomarbeit widmete er der einflussreichen drusischen Minderheit, „einer religiösen Gemeinschaft, die vom Mainstream-Islam ziemlich weit weg ist“. 2013 erschien in einem Berliner Verlag Langs Buch „Die Drusen in Libanon und Israel. Geschichte, Konflikte und Loyalitäten einer religiösen Gemeinschaft in zwei Staaten“.
Noch in Arbeit ist seine Doktorarbeit über die Nahost-Politik Bruno Kreiskys – wann sie fertig wird, ist offen.

Denn seit 1. März hat der 40-jährige Lang, der die vergangenen Jahre als Referent in verschiedenen SPÖ-Regierungsbüros verbracht hat, einen neuen Job. Der Politologe ist neuer Direktor des Österreichischen Friedenszentrums (ACP), das 1982 vom damaligen roten Kulturlandesrat Gerald Mader auf Burg Schlaining gegründet wurde. Schwerpunktregionen des ACP in der Friedensförderung sind Afrika, OSZE-Staaten – und der Nahe Osten.
„Großes Renommee“
Was unterscheidet das Austrian Centre for Peace, das in Wien eine Zweigstelle hat, von anderen europäischen Friedensinstituten?
Der praktische Ansatz. Bevor sie in den Einsatz in Krisenregionen geschickt werden, absolvieren zivile, militärische oder polizeiliche Fachkräfte Trainingsprogramme am ACP.
Dabei werden auch neue Technologien eingesetzt und mittels virtueller Realität Konfliktsituationen simuliert. Peace Tech heißt dieses Training. Das Friedenszentrum „genießt dank seiner Trainingsprogramme mit einem weltweit verzweigten Alumninetzwerk großes Renommee“.
Die internationale Rolle Schlainings in der praxisbezogenen Friedens- und Konfliktforschung möchte Lang ausbauen. „Es soll nicht nur auf einer Metaebene über Frieden geredet werden, sondern anhand konkreter Fragestellungen“, kündigt Lang an. Zugleich will er aber auch die anderen ACP-Felder nicht vernachlässigen, die Forschung sowie die regionale Verankerung in der Friedenspädagogik und der Bearbeitung von Nachbarschaftskonflikten.
Ein Fixpunkt im Jahresprogramm ist die Konferenz Austrian Forum for Peace, die heuer von 30. Juni bis 3. Juli stattfindet und unter dem Motto „Peace in Crisis“ steht. „Die Konferenz ist in dieser Form einzigartig in Österreich und soll an internationaler Relevanz gewinnen“, hat sich Lang vorgenommen.
Hält der Nahost-Experte Frieden in dieser Region überhaupt für möglich? „Es gibt keine Alternative zum Frieden“, antwortet Lang. Dieses Credo gelte auch für den israelisch-palästinensischen Konflikt. „Früher oder später“, fügt Lang hinzu.
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