Paul Iby: „Das Wichtigste war mir immer der Dialog“
Zum Diamantenen Priesterjubiläum gab es keinen aufwendigen Festakt. „Ich habe in meiner Heimatgemeinde Raiding gefeiert. Im familiären Kreis mit ein paar ausgewählten Gästen“, erzählt Paul Iby. Der große Auftritt, Prunk oder Zeremoniell waren dem beliebten Geistlichen nie ein Anliegen. Auch 60 Jahre nach seiner Priesterweihe sieht er daher auch das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) als eine der wichtigsten Entwicklungen in der katholischen Kirche. Mit Einführung der Volkssprache anstelle des Lateinischen in der Heiligen Messe und der stärkeren Hinwendung zum Volk.
Kirchenrecht
Zur Zeit des Konzils lebte Iby gerade in Rom. Studien an der päpstlichen Universität Gregoriana schloss er 1966 mit der Promotion zum Doktor des Kanonischen Rechts ab. „Die drei Jahre in Rom waren die schönsten meines Lebens“, erinnert er sich. Dabei waren sie in Ibys Lebensplan ursprünglich gar nicht vorgesehen.„Mein Weg als Priester ist anders verlaufen als geplant“, sagt er. „Eigentlich wollte ich Pfarrer in einer Gemeinde werden, habe dann den freien Kaplan-Posten in Eisenstadt übernommen, den damals keiner meiner Jahrgangskollegen wollte und habe auf Wunsch meines Bischofs Kirchenrecht studiert, obwohl mir Liturgie oder Kirchengeschichte lieber gewesen wären.“ Aber in der neu gegründeten Diözese Eisenstadt bestand Bedarf an rechtlich versierten Kräften. „Und ich bin dann aus der Verwaltung nicht mehr herausgekommen“, sagt Iby lächelnd.
Von 1967 bis 1974 arbeitete er als persönlicher Sekretär des Bischofs von Eisenstadt. Von 1969 bis 1977 leitete er die Caritas, von 1973 bis 1985 das Schulamt der Diözese Eisenstadt. Von 1974 bis 1992 war Iby Leiter des Bischöflichen Sekretariates, von 1977 bis 1984 Ordinariatskanzler. In den Jahren 1984 bis 1992 unterstand ihm als Generalvikar die Administration der Diözese. Am 28. Dezember 1992 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Eisenstadt.
Kein Konservativer
Während seiner Amtszeit wurde unter anderem die diözesane Frauenkommission eingerichtet, ein Frauenförderplan startete 1998 – ebenso der „Dialog für Burgenland“. Die Erhebung der Wallfahrtskirche in Loretto zur Basilika fällt ebenso in Bischof Ibys Amtszeit wie die Umgestaltung des „Hauses der Begegnung“ in Eisenstadt und die Renovierung und Neugestaltung der Dom- und Stadtpfarrkirche.
Heikle Themen
Im Jahr 2001 installierte er einen diözesanen Ombudsmann, startete 2003 eine Initiative zur Seelsorge an den Angehörigen der Volksgruppe der Roma und Sinti. Iby gab zwei Jugendbriefe heraus zu Themen wie Frau in der Kirche, Zölibat, wiederverheiratete Geschiedene, Liebe und Sexualmoral der Kirche. „Das hat mir einige Kritik eingebracht“, gibt er schmunzelnd zu. Dennoch hielt er an seinem Weg bis zu seinem freiwilligen Rücktritt 2010 fest.
Iby sprach sich für eine Umwandlung des Pflichtzölibats in eine freiwillige Entscheidung aus. „Denn wir haben immer weniger Priester. Mehr als die Hälfte kommt bereits aus dem Ausland. Auch in den Orden fehlt es an Nachwuchs“, gibt er zu bedenken. Eine Berufung von Frauen in das Priesteramt wolle er nicht grundsätzlich ausschließen. „Aber die Kirche wandelt sich langsam, da muss man Geduld haben“, meint er.
Kontakt zur Jugend
Und Iby sorgt sich um das Verhältnis der Jugend zur Kirche. „Geordnete Jugendarbeit gibt es ja leider kaum noch, außer in der Jungschar. Die Hinwendung muss in Gemeinschaften wie zum Beispiel Studentenverbindungen wachsen. Dorthin muss der Kontakt gehen“, fordert er. Iby selbst reiste als Bischof mit burgenländischen Jugendlichen zu drei Weltjugendtagen und ist überzeugt: „Der Kontakt auf Augenhöhe ist wichtig. Nicht von oben herab. Darum habe ich mich immer bemüht.“
Bestätigt fühle er sich durch Papst Franziskus. „Dieser Papst ist ein Geschenk Gottes“, betont Iby. „Was er bewirkt, welche Änderung der Kirche weg vom starren, rechtlichen Prinzip, hin zum Volk. Ich stimme ihm da ganz zu, auch für mich war das Wichtigste immer der Dialog.“ So war es auch zur Landespolitik, mit der er ein fast freundschaftliches Verhältnis pflegte. „Unter meinem Vorgänger war es ein bisschen angespannter“, weiß er – und erinnert sich: „Es war üblich, dass bei weltlichen Veranstaltungen der Landeshauptmann als Letzter auftreten darf, bei kirchlichen der Bischof. Als ich vor einer Veranstaltung auf Landeshauptmann Stix gewartet habe, um ihm den Vortritt zu lassen, kam er zu mir und hat gesagt: Wissen’s was, hören wir doch auf mit dem Theater.“
Priestermangel
Bis vor Kurzem spendete der Altbischof noch das Sakrament der Firmung. „Damit habe ich jetzt aufgehört, das sollen jüngere übernehmen“, sagt der 84-Jährige, der seinen Nachfolger Ägidius Zsifkovics nach wie vor gelegentlich vertritt. Als aktuell größtes Problem seiner Diözese sehe er den Personalmangel. „Wenn ein Priester für vier Gemeinden zuständig ist, leidet die persönliche Beziehung zu den Menschen. Denn der Pfarrer muss hinaus zum Volk, nicht darauf warten, dass man zu ihm kommt.“
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