Lena Grabowski: Warten auf die große Olympia-Chance

Lena Grabowski: Warten auf die große Olympia-Chance
Die burgenländische Sportlerin des Jahres träumt von einer Medaille bei den Olympischen Spielen. Schnell genug, um dabei zu sein, ist sie.

Das Limit hat Lena Grabowski schon seit dem vergangenen Jahr in der Tasche. Bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2019 in Budapest erreichte das Toptalent in 2:10,27 Minuten den zweiten Platz über 200 Meter Rücken und qualifizierte sich mit dieser Zeit auch für die Olympischen Spiele, die heuer in Tokio hätten stattfinden sollen. Dann kam Corona. Jetzt hält sich die 18-Jährige im Leistungszentrum Südstadt (NÖ) in Form, während ihre Geduld auf die Probe gestellt wird.

Keine Wettbewerbe

„Es ist schwer für mich“, sagt sie. „Ich war von Anfang an dafür, die Spiele zu verschieben. Beim ersten Lockdown haben die qualifizierten Sportler gemeinsam darum gebeten. Weil wir alle für faire Bedingungen stehen und nicht wollten, dass jemand nicht teilnehmen kann.“ Eine Einhaltung des Termins hätte zu einer unfairen Qualifikation geführt. Für das Aushängeschild der Schwimmunion Neusiedl am See bedeutet das, dass sich ihr Trainingsplan anpassen muss, weil sie derzeit keine Bewerbe bestreiten kann. „Unser Trainer baut alles so auf, als ob Wettkämpfe stattfinden würden“, erzählt Lena Grabowski. „Auch die Regenerationsphasen, damit wir auf unserem Leistungsniveau bleiben, aber nicht zu erschöpft sind.“

Sportlerin des Jahres

Versüßt wurde ihr das Warten nun durch die Wahl zu Burgenlands Sportlerin des Jahres. „Mich freuen Auszeichnungen immer, weil sie für mich ein kleiner zusätzlicher Erfolg sind. Ich mache etwas gerne und bin gut darin und werde dafür belohnt. Das gibt Motivation“, strahlt sie.

Lena Grabowski: Warten auf die große Olympia-Chance

Trotzdem sei die lange Phase ohne Wettkämpfe natürlich ungewohnt. „Ich habe im Jahr 2020 zwei Wettkämpfe bestritten. 2019 waren es alleine im März schon drei“, betont Grabowski. „Wir haben laufend Tests im Training und wenn ich meine aktuellen Leistungen mit denen aus der Zeit vor dem Lockdown vergleiche, kann man sagen, dass ich auf dem Level bin, auf dem ich sein soll“, ist sie zufrieden.

Top-Zeit im Training

Im Training sei sie mittlerweile auch die schnellste Zeit ihrer Karriere geschwommen, berichtet die 18-Jährige: „Das macht das Warten im Kopf für mich einfacher.“ 

Früher Schwimmkurs

Begonnen hat Lenas Karriere mit der Sorge ihrer Eltern um die Sicherheit der Tochter. „Wir wohnen am Neusiedler See und sie wollten, dass ich schwimmen kann“, erinnert sie sich. Ihr erster Kurs bei der Schwimmunion Neusiedl am See dauerte allerdings nicht lang. „Ich habe abgebrochen, weil es mir nicht gefallen hat“, lacht Lena. „Im zweiten Versuch sprang der Funke dann über. Ihr Talent wurde rasch erkannt. Im Alter von 13 Jahren trat sie zu ihren ersten Staatsmeisterschaften an. Über 100 und 200 Meter Rücken blieb sie in ihren Junioren-Altersklassen ungeschlagen.

Lena Grabowski: Warten auf die große Olympia-Chance

Hinter den Erfolgen der jungen Schwimmerin steht Coach Balazs Fehervari. Mit seiner Unterstützung holte sie die erste Junioren-WM-Medaille für Österreich seit Dinko Jukic 2006. Bei den Staatsmeisterschaften 2020 in Graz gewann sie jeweils über 100 und 200 Meter Rücken und erreichte Rang zwei über 50 Meter Rücken und 200 Meter Lagen.

Schulausbildung

Grabowski besucht die Liese Prokop Privatschule in der Südstadt bei Wien (NÖ), wo sie auch trainiert. 10 Wassereinheiten pro Woche, Krafttraining, Yoga und Zirkeltraining stehen auf dem Programm. „Insgesamt ungefähr 25 Trainingsstunden und 21 Schulstunden“, erzählt sie. Weniger Wochenstunden als für Oberstufenschüler üblich, um ihr Zeit für den Sport zu geben. Trotzdem sei es ihr wichtig, die Schule mit Matura abzuschließen, betont Grabowski. Denn: „Schwimmen ist in Österreich eine Randsportart und man kann nur schwer Geld damit verdienen. Leider ist es nicht so angesehen wie andere Sportarten.“ Daher halte sie sich Optionen für ihre berufliche Karriere offen.

Lena Grabowski: Warten auf die große Olympia-Chance

Während Lena die Wochentage im Internat in der Südstadt verbringt, zieht es sie am Wochenende nach Hause ins Burgenland. „Dann gehe ich aber nicht oft aus dem Haus, sondern nutze die Zeit zum Ausrasten und Erholen“, sagt sie.

Ihr großes sportliches Ziel? „Mein Traum ist eine olympische Medaille. Das Ziel ist der Finaleinzug“, sagt sie abgeklärt. „Ich muss einen Schritt nach dem anderen machen.“ Heißt in Zahlen: Der Weltrekord über 200 Meter Rücken steht derzeit bei 2:03 Minuten, Dritter wurde man bei den letzten Olympischen Spielen mit 2:06 Minuten. Lenas Bestzeit: 2:10 Minuten. „Da fehlt also noch ein Stück, aber ich weiß, dass ich noch vieles an mir verbessern kann.“

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