Jazz-Professor spielt für die Dancing Stars
Viele Lehrende am Joseph Haydn Konservatorium in Eisenstadt sind neben ihrer pädagogischen Tätigkeit auch als Musiker und Komponisten in der internationalen Musikszene erfolgreich aktiv. Gerald Gradwohl, der in Wien Jazzgitarre studierte und seit 1991 am „Haydn Kons“ unterrichtet, hat sein Weg als Musiker schon bis zum Jazzfest ins kanadische Montreal geführt. Er tourte durch Mexiko, die USA und ganz Europa. Aber auch im Burgenland kennt man ihn von Auftritten mit verschiedenen Bands, etwa am Jazzfest Wiesen.
Vom Metal zum Jazz
Begonnen hatte alles mit der Musikbegeisterung von Gradwohls Cousins. „Sie haben immer gespielt und ich habe als kleiner Bub schon gern zugehört“, erinnert er sich. Der starke Wunsch, selbst ein Instrument zu beherrschen, führte mit zehn Jahren zum Gitarreunterricht in der Musikschule. „Und dann hat mir mein Lehrer irgendwann die Moll-Pentatonik, eine Tonleiter zum Improvisieren, gezeigt. Da war ich hin und weg und wusste, das ist mein Leben.“ In jungen Jahren zog es Gradwohl eher zum Heavy Metal, in den 1980er-Jahren spielte er daher auch in einigen Hardrock-Bands. „Mit einer haben wir sogar einmal einen Bandwettbewerb gewonnen“, erzählt er. „Aber irgendwann hab ich mir dann gedacht, es muss noch mehr geben, als möglichst schnell auf und ab zu spielen. So kam ich zum Jazz.“
Die „Company“
Es folgte das Studium in Wien. „Weil ich von der Musik leben und nichts anderes machen wollte“, sagt Gradwohl. Während dieser Zeit entstanden wichtige Musikprojekte mit Studienkollegen, wie zum Beispiel der burgenländische Formation „Threeo“, mit der er ebenfalls weltweite Auftritte absolvierte – unter anderen auf den Jazzfestivals Montreal, Leverkusen oder Wiesen, aber auch in Spanien. 2003 legte Gradwohl und seine beiden Bandkollegen Wolfgang Wograndl und Richard Filz eine Pause in der gemeinsamen Arbeit ein, da die Musiker ihre eigenen Projekte forcierten. Seit 2015 ist Threeo wieder in unregelmäßigen Abständen live zu erleben. So etwa am 9. März im KUZ Eisenstadt.
1993 stieg er bei der Kultband „Hallucination Company“ ein. Das 1977 von Ludwig „Wickerl“ Adam gegründete „Rockmusiktheater-Projekt“ erlangte mit mehrmals wechselnder Besetzung große Bekanntheit in Österreich, Deutschland und den Niederlanden. Die Company wurde zu einer „Talentschmiede“ Österreichs. Mitglieder waren bekannte Namen wie Andy Baum, Falco, Hansi Lang, Günter Mokesch („Mo“), oder Harri Stojka und Tini Kainrath. „Daneben hatte ich immer schon eigene Projekte, vor allem im Jazz-Bereich“, so Gradwohl.
International wurde seine Karriere spätestens mit dem Einstieg bei „Tangerine Dream“, einer deutschen Band, die vor allem wegen ihrer Pionierarbeit auf dem Gebiet der elektronischen Musik bedeutsam ist. „Der damalige Bandleader ist nach Purbach gezogen und sie haben mich gefragt, ob ich einsteigen will. Das hat auf Anhieb funktioniert“, erinnert sich Gradwohl, der zwei Platten mit „Tangerine Dream“ aufnahm und international auf Tournee ging.
Eigene Projekte
Ein Traum ging für den Vollblut-Musiker damals ebenfalls in Erfüllung, als er in den USA eine Platte mit seinen Lieblingsmusikern – Bob Berg, Gary Willis und Kirk Covington – aufnehmen konnte. Gradwohl kann auch auf eine musikalische Zusammenarbeit mit prominenten Künstlern wie Hansi Lang, Viktor Gernot, oder Alexander Göbel verweisen. Er war in der TV-Castingshow „Starmania“ engagiert und spielt heuer zum bereits siebenten Mal die Gitarre im Orchester der ORF-Show „Dancing Stars“.
Herausforderung
Engagiert wurde er dafür vom musikalischen Leiter Thomas Rabitsch, den er aus seiner Zeit bei der „Hallucination Company“ kennt. Musikalisch sei die Aufgabe sehr herausfordernd, sagt Gradwohl. „Es ist natürlich nicht mit schwierigen Jazz-Gigs zu vergleichen, aber man muss sehr vielseitig sein und auf Knopfdruck abliefern können, weil die Show ja live ist. Da kann man ordentlich in den Gatsch greifen“, sagt Gerald Gradwohl lachend. Nachsatz: „Ist mir aber zum Glück noch nie passiert.“ Und er freut sich über seine Bandkollegen: „Da spielt man schon mit den besten Musikern, die es bei uns gibt.“
Ein weitgehend auf das Burgenland beschränktes Projekt war in den 1990er-Jahren „Humphrey Bogatsch & die Funkberater“ mit dem mittlerweile verstorbenen Christian Pogats. „Eine wichtige Zeit für mich. Wir hatten Gaststars wie Willi Resetarits, Andy Baum oder Gunkl, die mit uns aufgetreten sind“, erzählt Gradwohl.
Aktuell bereitet der umtriebige Musikprofessor gerade eine Konzerttour mit seiner „Gerald Gradwohl Group“ vor. Los geht es am 3. Juni mit einem Auftritt im Dachbodentheater Bruck an der Mur. Weitere Termine sind: am 4. Juni im Wiener „Reigen“, am 5. Juni im Lokal „Sub“ in Wiener Neustadt und am 6. Juni in der Bluesgarage in Frauental.
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