Junger Jazz-Virtuose Alan Bartus sorgt in New York für Aufsehen
Im Alter von 23 Jahren hat sich Alan Bartus schon als fixe Größe in der Jazz-Szene etabliert. Seit er im vergangenen Oktober in New York am Wettbewerb „Herbie Hancock Institute of Jazz International Piano Competition“ teilgenommen hat, gilt er als einer der zehn besten Pianisten unter 30 weltweit.
Im „Big Apple“ hat der gebürtige Slowake, der seit 2012 in Neusiedl am See lebt, das vergangene Jahr verbracht; an der Manhattan School of Music absolviert Bartus ein Master-Studium. Die Sommerferien verbringt er aber zu Hause im Burgenland, wo er dem KURIER von seinen Erfahrungen in den USA erzählte: „New York ist das Mekka des Jazz. Er wird dort als Volksmusik wahrgenommen, die Clubs sind immer voll. Für einen Jazzmusiker ist es sehr wichtig, zumindest einmal im Leben dort zu sein, denn man spürt dort so viel Energie von all den Musikern“.
An der Hochschule besteht Alans Alltag meist aus sechs Stunden Unterricht pro Tag. Einen Großteil der restlichen Zeit verbringt er aber ebenfalls am Klavier. Was er in New York City besonders schätzt: „Ich lebe im Internat der Schule, da habe ich 24 Stunden am Tag Zugang zu Flügeln und kann komponieren, wann immer ich will. Das vermisse ich, wenn ich zu Hause bin, weil sich die Nachbarn vom Klavierspiel gestört fühlen.“
Alan Bartus, Semi-Finals, HHIJ International Jazz Piano Competition 2023 at the PAC NYC, Sat., October 14, 2023
Alan Bartus mit Herbie Hancock
Bartus‘ Neusiedler Nachbarn lassen sich kostenlose Konzerte eines angehenden Weltstars entgehen – in New York bekommt der 23-Jährige mittlerweile jede Menge Auftrittsangebote. Leider musste er diese aus einem kuriosen Grund bisher immer ausschlagen: „Ich hatte keine Arbeitserlaubnis, deshalb durfte ich die Angebote nicht annehmen – selbst, wenn ich gratis gespielt hätte“.
Mangels der erforderlichen Papiere hat Alan in New York bis dato nur an der Schule oder im Rahmen von Wettbewerben spielen können. Diese Durststrecke soll im kommenden September aber enden: Mit seinem neuen Visum darf Alan endlich offiziell in den USA Arbeit annehmen. Der erste Auftritt ist bereits fix: Am 22. September spielt Bartus im Lincoln Center, dem bedeutendsten Kulturzentrum New Yorks.
Ein hartes Pflaster
Neben dem De-facto-Auftrittsverbot hatte Alans bisherige Zeit in New York auch andere Schattenseiten: Die allgemeine Lebensqualität und die sozialen Bedingungen seien in Amerika viel schlechter als in Europa, erzählt er. Dazu komme das Heimweh, obwohl er immer mit seiner Familie in Kontakt bleibt: „Man muss seine Gefühle manchmal opfern, um etwas zu erreichen. Das ist eine große Chance für mich und auch ein Schritt zum Erwachsenwerden“, meint der 23-Jährige.
Alan Bartus wurde am 22. Februar 2001 in Lucenec (Slowakei) geboren. Sein Vater Stefan Bartus ist ein berühmter Jazz-Kontrabassist. Im Jahr 2012 zog die Familie nach Neusiedl am See. Mit vier Jahren begann Alan mit dem Klavierspielen.
2022 hat Bartus das Ö1-Jazzstipendium gewonnen und wurde an der Manhattan School of Music aufgenommen. Alle Infos und Konzerttermine: alanbartus.com
Studium in den USA? Gut, aber teuer
Was bei einem Studium an einer amerikanischen Elite-Hochschule nicht unterschätzt werden sollte, sind die Kosten. „Man muss sich vorbereiten, wenn man hier studieren will“, weiß Bartus. An der Manhattan School of Music schlägt ein Jahr mit rund 80.000 Dollar zu Buche.
Das kann sich Alan Bartus nur dank eines 70-prozentigen Stipendiums, einer Bundesförderung und Unterstützung von seinem Hauptsponsor, der Sparkasse Neunkirchen, leisten.
Bevor der junge Virtuose im September wieder in den Flieger Richtung USA steigt, stehen Konzerte auf dem Programm. Am 28. Juli spielt Bartus im Wiener Jazzclub ZWE. Auch in seiner alten Heimat, der Slowakei, wird der 23-Jährige wieder auftreten. Dort wurde er übrigens mit einem Radio Head Award, der slowakischen Version eines Grammys ausgezeichnet – allerdings war er gerade in New York, seine Mutter nahm den Preis für ihn entgegen.
Was Alan als nächstes vorhat? Die vielen Kontakte, die er schon in der Szene knüpfen konnte, möchte er nutzen, um in New York ein Album mit mehreren Jazzlegenden aufzunehmen. In Zukunft möchte er aber nicht nur als Jazzpianist wahrgenommen werden. „Ich spiele alles. Ich werde vielleicht auch mal einen Pop-Song produzieren“, kündigt der junge „Piano-Man“ an.
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