Aus dem Silicon Valley ins Burgenland

Aus dem Silicon Valley ins Burgenland
Mit immer schnelleren Internetverbindungen schwappt der Trend zum Coworking aus den USA nach Österreich. Auch im Burgenland wächst die Szene.

Wenn die reguläre Büroarbeit und das Homeoffice gemeinsam ein Kind hätten, dann würde es wohl Coworking heißen. Also ein zeitlich flexibler Arbeitsplatz, den sich mehrere Menschen teilen, die aber beruflich nicht unbedingt etwas miteinander zu haben.

Von einem Coworking-Boom im Burgenland zu sprechen, wäre aktuell wohl noch übertrieben, aber es baut sich klammheimlich eine Szene auf. Mit dabei ist der Oberpullendorfer Dietmar Csitkovics. „Ich bin schon länger im Bereich von Start-ups tätig. Das Wichtigste sind gutes Internet und guter Kaffee“, sagt er schmunzelnd. 2017 errichtete Csitkovics einen Zubau bei seiner damaligen Firma, um diesen als Coworking Space anzubieten.

Zuletzt setzte er sich in den Kopf, eine „Lange Nacht des Coworkings“ im Burgenland zu veranstalten. Die Veranstaltung ist auch in Österreich die erste ihrer Art. Am 27. Juni öffnen von 17 bis 23 Uhr alle teilnehmenden Spaces ihre Türen. Fünf an der Zahl sind es, die bis jetzt ihre Teilnahme bestätigt haben.

Große Chance

„Wir wollen das Thema bewusster machen. Leute sagen mir ab und zu, dass sie gar nicht wussten, dass es diese Möglichkeit gibt“, erzählt Csitkovics. Seiner Meinung nach seien Coworking Spaces gerade für Kommunen im ländlichen Raum „eine große Chance“. Dazu brauche es aber Bürgermeister, die dem Thema offen gegenüber stehen.

Angeboten werden an den burgenländischen Standorten verschiedene Modelle: von Stundentarifen für Schreibtisch, Computer und Internet, bis hin zu Monatskomplettpaketen inklusive Druckerkosten.

Gerade in der Fertigstellung befindet sich der „Landraum“ in Burgauberg-Neudauberg. Um rund 150.000 Euro wird bis Juli im ersten Stock des Gemeindezentrums ein Coworking Space errichtet. Das Projekt wird zu 80 Prozent über ein Leader-Projekt der EU gefördert.

Netzwerken

„Das war beim Bau des Gemeindezentrums bereits im Plan integriert. Wir haben noch während der Pandemie mit dem Bau begonnen“, erklärt Bürgermeister Wolfgang Eder (ÖVP). Auf rund 200 Quadratmetern entstehen 20 Büros und eine kleine Küche, alles ist mit Glasfasern verkabelt. „Die Pandemie hat gezeigt, dass man nicht immer nach Graz oder Wien pendeln muss. Hier sind alle Anschlüsse gesichert, eine Top-Infrastruktur ist das Wichtigste“, so Eder. An die 100 Einzelpersonenunternehmen gebe es in seiner Gemeinde. Ziel sei es, diese zusammen in ein Büro zum „Netzwerken“ zu bringen. „Gerade für Jungfamilien ist es sehr interessant, das Kindergarten und Volksschule direkt daneben sind“, betont Eder.

Die Gemeinde hofft, nicht nur „Homeoffice-Menschen“ zu erreichen, sondern auch junge Unternehmer und Start-ups – idealerweise auch aus der Steiermark und Ungarn. In Burgauberg kann man sich tage-, wochen- und monatsweise einmieten. Geworben wurde für das Projekt noch nicht, trotzdem gibt es bereits vier Interessenten.

Coworking in Tankstelle

Ein kurioses Projekt gibt es in Mariasdorf (Bezirk Oberwart). In der „Tankstelle Stöckl“ wird ein extra Arbeitszimmer vermietet, ebenfalls mit Glasfaseranschluss. Wer also etwas länger auf das vollgeladene E-Auto warten muss, kann die Zeit dort zum Arbeiten nützen.

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