Werner Melchart vom Verein der Freunde Carnuntums hat die Ausgrabungen vom ersten Tag an mitverfolgt. Die Funde bezeichnet er im KURIER-Gespräch als sensationell: „Es wurden Werkstätten, Stallungen und andere Wirtschaftsgebäude freigelegt, die zur Villa rustica gehört haben. Das müssen zum Teil gigantische Gebäude gewesen sein.“
Zahlreiche gefundene Bleifragmente lassen den Schluss zu, dass es bei der Kaiservilla eine Metallschmiede gegeben haben muss. Es gibt zudem auch Hinweise, dass auf dem Landsitz Pferdezucht betrieben wurde.
Die Villa rustica dürfte für die Versorgung der Legion im nahe gelegenen Carnuntum zuständig gewesen sein. Zur Blütezeit der römischen Zivilisation haben rund 50.000 Menschen im heutigen Grenzland zwischen Niederösterreich und dem Burgenland gelebt.
Einige der damaligen Einwohner hatten jetzt ein „Comeback“ im Zuge der Ausgrabungen, die von einem polnischen Archäologen-Team im Auftrag der Asfinag und in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt durchgeführt werden. Es wurden nämlich auch über 200 Grabstätten entdeckt.
Viele der Gräber dürften bereits vor Jahrhunderten beraubt worden sein – ein Umstand, den Archäologen nur zu gut kennen. Manche der Ruhestätten sind im Laufe der Jahrhunderte aber ungestört geblieben. Darin wurden teils vollständig erhaltene Grabbeigaben gefunden, darunter Glaskrüge, Schmuck und Münzen – Fahrgeld für die Reise in die Unterwelt.
Die menschlichen Überreste geben der Forschung zudem Aufschluss über die damaligen Bewohner Pannoniens – woher sie kamen, wovon sie sich ernährten, und woran sie erkrankten und starben. Im Moment pausiert das Archäologenteam. Ende Jänner oder Anfang Februar geht die „Schatzsuche“ in Bruckneudorf aber weiter.
Viel Zeit bleibt dafür nicht mehr, denn auch der Autobahnbau schreitet voran. „Die Grabungen werden wieder zugeschüttet. Es kommt ein Wasserrückhaltebecken dort hin. Umso wichtiger ist, dass jetzt alles untersucht wird“, erklärt Werner Melchart.
Die historischen Fundstücke bleiben aber für die Nachwelt erhalten. Bruckneudorfs Bürgermeister Gerhard Dreiszker hat schon zwei große Räume im örtlichen Gemeindeamt reserviert. Dort wird voraussichtlich im Herbst 2022 eine Ausstellung über die neuen Ausgrabungen bei der römischen Kaiservilla eröffnet.
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