Arzt mit Kassenvertrag: "Ärztemangel ist spürbar"
Wolfgang Fuchs – er ist Allgemeinmediziner und zudem Facharzt für Dermatologie und Venerologie – hat alle Hände voll zu tun. Seit Oktober hat er einen Kassenvertrag in der mittelburgenländischen Gemeinde Großwarasdorf.
"Ich habe über eine Ausschreibung der österreichischen Ärztekammer von der vakanten Stelle erfahren", sagt der gebürtige Oberösterreicher. Damals war Fuchs noch an der Uniklinik in Bochum, Nordrhein-Westfalen, tätig. Der heute 35-Jährige arbeitete in der immunologischen-Ambulanz und im Patientenmanagement. "Mir hat diese Spezialisierung Spaß gemacht, aber irgendwann habe ich mich nach alternativen Tätigkeiten umgesehen." Außerdem wollte er den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Die offene Stelle im Burgenland kam da gerade recht. "Ich habe mir bewusst den Osten Österreichs ausgesucht, weil es hier landschaftlich besonders schön ist", erklärt der Arzt. Seine Entscheidung hat er nicht bereut. "Mir gefällt die Arbeit hier, ich bin sehr zufrieden."
Dass die Gemeinde mit Fuchs einen jungen Allgemeinmediziner gefunden hat, war Glück. Nachdem der praktische Arzt im Juli des Vorjahres nach 35 Jahren in Pension ging, musste die Stelle mehrmals ausgeschrieben werden.
Offene Stellen
Nicht in allen Gemeinden funktioniert die Nachbesetzung einer Kassenarztstelle. "Der Ärztemangel ist bereits spürbar", sagt der Vizepräsident der burgenländischen Ärztekammer, Michael Schriefl. "Es gibt Stellen, die müssen bis zu vier Mal ausgeschrieben werden." So habe man etwa im Südburgenland, in Großpetersdorf und Olbendorf , trotz mehrmaliger Ausschreibungen noch keinen Nachfolger gefunden.
Auch an Fachärzten mangelt es. Vor allem Psychiater und Gynäkologen seien kaum zu finden. In Mattersburg etwa ist die Ausschreibung für einen Psychiater zwei Jahre lang gelaufen. Ohne Erfolg. Ein Ambulatorium, das im Frühjahr eröffnet wird, soll nun helfen, die Versorgung aufrechtzuerhalten (der KURIER berichtete). Aber auch die Stelle eines Gynäkologen für Jennersdorf und Frauenkirchen sei trotz intensiver Suche noch unbesetzt.
Das sei erst der Anfang, befürchtet Schriefl. 144 Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag gebe es derzeit. In den kommenden zehn Jahren würden zwischen 70 und 80 Prozent der praktischen Ärzte in Pension gehen.
Nachtdienste
Warum sich keine Ärzte für den niedergelassene Bereich finden? Das hänge zum einen von der Honorierung ab. Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass praktische Ärzte oft nur dann zu finden seien, wenn ihnen auch Hausapotheken zugesprochen würde. Dazu kommen Nachwuchssorgen. Immer mehr Junge würden sich eher für eine Facharztausbildung entscheiden, denn für die Ausbildung zum Allgemeinmediziner, sagt Schriefl. Außerdem seien die Aufnahmeprüfungen für das Medizinstudium sehr streng.
Aber auch die Nachtdienste unter der Woche sei vielen praktischen Ärzten im Burgenland ein Dorn im Auge. "In den angrenzenden Bundesländern Niederösterreich und der Steiermark gibt das nicht." Dort würde das Land die Nachtdienste organisieren, die Jungmedizinern nicht unwillkommen seien.
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