Arbeit im Gewaltschutzzentrum steigt
Im Gewaltschutzzentrum in Oberwart reißt die Arbeit nicht ab. Im Gegenteil: Nicht nur die Zahl der meist weiblichen Klienten ist im Vorjahr gestiegen, es wurden auch mehr Betretungsverbote ausgesprochen, schildert die Leiterin Karin Gölly.
Stark im Steigen sind die Fälle an Cyber-Stalking. Der beharrlichen Verfolgung in der virtuellen Welt sind nicht nur Jugendliche ausgesetzt, sondern immer öfter auch Erwachsene. Während die Täter beim analogen Stalking ihre Opfer etwa mit Briefen, und Geschenken bombardieren, oder ihnen persönlich auflauern, werden die Opfer beim Cyber-Stalking über Chats wie etwa WhatsApp mit Nachrichten überhäuft. In sozialen Netzwerken werden nicht nur Nacktfotos, sondern auch Lügen verbreitet.
Das gehe so weit, dass manche sogar Fake-Profile ihrer Opfer erstellen, wo diese etwa –fiktive – sexuelle Dienste anbieten. Die psychischen Auswirkungen sind für die Betroffenen verheerend. "Man weiß nie, wer die Fotos schon gesehen hat und was noch alles auftauchen wird." Erfahre der Arbeitgeber von solch kompromittierenden Bildern, kann der Job in Gefahr sein. "Der erste Schritt ist es, diese Inhalte löschen zu lassen."
Hartnäckige Stalker
Meist sind die Cyber-Stalker Ex-Partner. Erstatte das Opfer Anzeige, zieht sich der Täter häufig zurück. Es gebe aber auch hartnäckigere Fälle. "Der krasseste Fall war einer, der gleich nach der Verurteilung seinem Opfer noch im Gerichtssaal eine Nachricht geschickt hat."
39 Anzeigen wegen Stalkings habe es im Burgenland im Vorjahr gegeben. Seit 1. Jänner 2016 ist auch das Cyber-Mobbing bzw. Stalking ein eigener Straftatbestand (§107c). Die Dunkelziffer bei Cyber-Mobbing, so vermutet Gölly, liege noch weit höher. Zu gerichtlichen Verurteilungen komme es selten. "Meist werden die Verfahren eingestellt."
Neben den Beratungen im Gewaltschutzzentrum in Oberwart gab es im Vorjahr an 80 Tagen Beratungen in anderen Bezirken des Landes. 640 Klienten wurden burgenlandweit betreut, 2016 waren es 603. Wegen häuslicher Gewalt musste die Polizei 219 Mal Betretungsverbote aussprechen, 2016 waren es 188 Fälle. Gölly ortet dennoch keine Zunahme an Gewalt im häuslichen Bereich. "Es ist eher die Enttabuisierung des Themas, durch das sich Opfer an uns wenden."www.gewaltschutz.at
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