"Anastasia": Wie im Burgenland eine Parallelwelt aufgebaut wird

Einst sollte der Krumphof zu einem Hotel umgebaut werden. Neben einer Bogenschießanlage finden sich hier die „Bewusstseins Helden“.
Die in Poppendorf sesshaften „Bewusstseins Helden“ sind das zweite Anastasia-Projekt in Österreich. Den Protagonisten wird Antisemitismus vorgeworfen.

Aussteigerbewegungen haben in den vergangenen Jahren deutlich Zulauf gewonnen – und werden ihn wohl durch Energiekrise und ähnliche Phänomene weiterhin haben. Jüngstes Projekt ist die „Akademie Elysion“ im Heiligenkreuzer Ortsteil Poppendorf (Bezirk Jennersdorf).

2021 machte sich der gebürtige Deutsche Norman Korsin – besser bekannt unter seinem selbst gegebenen Namen Felix Kramer – auf, ein Paradies nach seinen Vorstellungen zu errichten. Einen „Leuchtturm in der aktuellen Dunkelheit“, wie er selbst bei einem Tag der offenen Tür vor einiger Zeit sagte. Der KURIER war dabei, die Zuhörer kamen damals aus dem Burgenland, der Steiermark und auch einige aus Deutschland.

Landesverfassungsschutz, Gemeinde, Bezirksbehörde – allen ist das Projekt ein Dorn im Auge, doch strafrechtlich relevantes leistete sich die Gruppierung nicht. Wobei: Die zahlreichen Wohnwägen stehen durchgehend am Gelände. „Das dürfen wir rechtlich gar nicht, wir machen es aber trotzdem“, lachte Kramer.

2,5 Millionen Euro kostete der Erwerb des 53-Hektar großen „Krumphof“. Den Großteil der Summe hat die Bewegung nicht aufgebraucht, eine Anzahlung leistete eine Gönnerin aus Deutschland. Die Bewegung wird jedoch am Gelände geduldet. „Die Leute, die an Corona glauben, die glauben auch, dass das hier eine Sekte ist“, sagte Kramer bereits im Sommer im Zuge der Veranstaltung.

Die Dokumentationsstelle Politischer Islam schreibt in einem aktuellen Bericht, dass die Anastasia Bewegung während der Corona-Pandemie starken Zulauf bekommen habe. 

„Viel männliche Energie“

Mitte September war das Projekt „Kreis MenschSEIN“ jedoch wieder zu Ende. Einen weiteren „Reset“ gab es im Mai dieses Jahres. Aktuell heißt die Bewegung „Bewusstseins Helden“. Die „Akademie Elysion“ existiert also in der damals geplanten Form nicht mehr.

Früher habe es „sehr viel männliche Energie“ am Hof gegeben, sagt Kramer, mittlerweile seien auch vermehrt Frauen und Kinder am Gelände vertreten. Der Plan in seinen Grundzügen: Autarkes Leben, Einklang mit der Natur, Permakultur, Ablehnung des aktuellen Bildungssystems und als großes Ziel die Errichtung von „Familiensitzen“.

In der Öffentlichkeit tritt Kramer übrigens nicht als „Hardliner“ auf. Nicht alles am System sei schlecht, man müsse es nur für sich nutzen können. Richtig groß war das Interesse an der dreitägigen Veranstaltung im Sommer aber nicht. Rund 30 Besucher waren am zweiten Tag dabei, darunter auch viele Kinder, die von den professionell aufbereiteten Schautafeln nicht viel wissen wollten.

Die Gruppe erfuhr, wie schwer es ist, Leute für ihre Idee zu begeistern. Kramer fragte die Gäste damals, wer bereit wäre Tischlerarbeiten zu leisten, für die Gemeinschaft zu kochen und andere Arbeiten zu erledigen – ohne Bezahlung. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen.

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