Am Friedhof: Hund und Herrl – auf ewig vereint
Neun Jahre lang waren Michael Albert und Armani unzertrennlich. „Wir haben 24 Stunden am Tag zusammen verbracht, er hat mich durch halb Europa begleitet.“
Für Herrn Albert war sein Chihuahua „mehr als ein Hund“. Als der Vierbeiner das Zeitliche segnete, sollte er auch ein würdiges Grab bekommen. Albert, der in Vösendorf (NÖ) lebt, erfuhr vom Tier-Mensch-Friedhof „Phoenasos“ im burgenländischen Parndorf. Das Ende war auch ein Anfang.
Als er das erste Mal zu Besuch auf dem 10.000 Quadratmeter großen Areal der Park- und Waldanlage zu Gast war, habe er bei der Suche nach einem geeigneten Plätzchen für Armani plötzlich einen warmen Sonnenstrahl im Rücken verspürt. „Das war dann die Stelle, an der mein Hund begraben wurde.“
Schon im irdischen Leben sind Hund und Herrl – bzw. Frauerl – oft unzertrennlich. Die letzte Ruhestätte wollen sich immer mehr mit dem geliebten Haustier teilen. In Parndorf gibt es deshalb einen Mensch-Tier-Friedhof.
Die Anfragen würden mehr, sagt die Geschäftsführerin des privaten Naturpark-Friedhofes „Phoenasos“, Brigitte Seeling. Als Künstlerin unter dem Namen Gala von See bekannt, hat sie für den Friedhof aus dem St. Margarethener Sandstein die Skulptur „Phoenasos“ geschaffen, die in Form einer ägyptisch anmutenden Katze „nicht nur für den Schutz der Parkbewohner sorgen, sondern sie auch auf ihrem letzten Weg ins Jenseits begleiten“ soll.
Tote Tiere sind laut dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz „aus seuchenhygienischen Gründen entsorgungspflichtig“. Die Eigentümerin oder der Eigentümer ist verpflichtet, tote Tiere an eine zugelassene Einrichtung wie etwa die Sammelstellen in den Gemeinden, die Tierkörperbeseitigung, den Tierfriedhof oder an ein Heimtierkrematorium zu übergeben.
Das Vergraben eines einzelnen Haustieres – wie einem Hunde, einer Katze oder einem Kleintier ist auf dem eigenen Grund des Tierhalters gestattet, „sofern es sich nicht um ein seuchenverdächtiges Tier“ handelt.
Reservierungen für die ganze Familie
Reservierungen gibt es für die gesamte Familie. „Einem Ehepaar hat es hier so gut gefallen, sie haben für sich und ihre drei Hunde und zwei Katzen Grabstellen reserviert“. Ein Hund, der ein Jahr nach seinem Besitzer gestorben war, hat sein Grab bereits neben dem Herrl.
Die Wünsche der Kunden für die letzte Reise und ihre letzte Ruhestätte seien individuell verschieden – genauso wie die Trauerbegleitungen. „Oft sind wir auch Seelentröster, wenn ein Tier gestorben ist.“
Wenn der Vierbeiner als Diamant strahlt
Von der Parte auch für den tierischen Freund bis hin zur Kremierung und der Verabschiedungszeremonie werde alles bei „Phoenasos“ organisiert. Ein Professoren-Ehepaar etwa habe Gedichte am Sarg ihres verstorbenen Hundes gelesen. „Man kann sich auch Diamanten und Perlen aus seinen vierbeinigen Lieblingen machen lassen", sagt Seeling.
Die Nutzung für ein (Urnen-)Grab für ein Tier kostet 300 Euro für drei Jahre. Für ein Begräbnis bei Menschen ist ab 5.000 Euro zu rechnen, sie dürfen nur in Urnen beigesetzt werden. Tiere hingegen müssen nicht kremiert werden. 50 Bestattungen haben bei „Phoenasos“ schon stattgefunden. Die Hälfte davon waren Tiere, meist Hunde und Katzen, aber auch ein Pferd, ein Kakadu und ein Zwerghamster waren darunter.
Wenn Albert mit seinem neuen Hund das Grab besucht, überlegt der 56-Jährige jetzt schon, sich einen Platz neben Armani zu sichern.
Neue Trends bei der Bestattung für Menschen
3.528 – so viele Menschen sind 2020 im Burgenland gestorben. Coronabedingt mussten die Begräbnisse in eingeschränkter Form stattfinden. Das habe auch die individuellen Wünsche bei den Verabschiedungen im kleinen Kreis verstärkt, weiß Franz Nechansky, stellvertretender Innungsmeister der 62 Bestatter im Burgenland.
Weil der Einsatz von Chören teilweise nicht möglich war bzw. noch ist, wird bei der Verabschiedung bzw. der Begleitung zur letzten Ruhestätte auf musikalische Begleitung in elektronischer Form gesetzt. Statt dem klassischen „Näher zu dir mein Gott“ aus den Mündern der Sänger, würden jetzt individuelle Musikwünsche vom Band erfüllt, wie etwa mit Andreas Gabaliers Hit „Amoi seg’ ma uns wieder“.
Verabschiedung von Real-Madrid-Fan
Zudem werde auch das Leben des Verstorbenen verstärkt in den Fokus gerückt. Bei einem Real-Madrid-Fan etwa wurde der Sarg bei der Aufbahrung mit Fan-Shirt und Fußball geschmückt, schildert Nechansky.
Was im Burgenland steigt, ist die Zahl der Einäscherungen. Waren es 2019 noch knapp 20 Prozent der Verstorbenen, die kremiert wurden, waren es 2020 bereits knapp 30 Prozent, die Tendenz ist steigend.
Im Burgenland gibt es – ähnlich wie in Parndorf – am Parkfriedhof Lutzmannsburg (Bez. Oberpullendorf) die Möglichkeit, die Asche des Haustieres im Familiengrab beisetzen zu lassen.
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