Algen gibt es nicht nur im See
Die Azteken haben sie gegessen, Spitzensportler und Astronauten tun das heute noch und neuerdings werden sie auch Krebspatienten als natürliches Lebensmittel verabreicht: Spirulina, ein rund drei Milliarden Jahre altes Cyanobakterium, früher auch als „Blaualge“ bezeichnet.
Erster im Burgenland
Seit einigen Tagen werden die Algen in Tadten, nicht weit entfernt vom Neusiedler See, produziert. Die Anlage von Hans Goldenits ist eine der wenigen in Österreich und die erste im Burgenland. „Begonnen haben wir vor einem Jahr mit einem winzigen Mikrofilament“, sagt der Geschäftsführer von Hansagfood im KURIER-Gespräch. Aus diesem mikroskopisch kleinen Zellverband sind jene Algen entstanden, die vor wenigen Tagen in die 93.000 Liter fassenden Becken geleert wurden und sich dort vermehren. Bei normalen Bedingungen verdoppelt sich die in den Becken vorhandene Biomasse alle vier Tage.
Im Gegensatz zu den international üblichen Anlagen, die einfach im Freien aufgestellt werden oder nur überdacht sind, setzt Goldenits auf „semi closed ponds“, also halb-geschlossene Becken in einem Folientunnel. „Dadurch schließen wir aus, dass andere Tiere oder Fremdkörper in die Anlage kommen. Deshalb sind unsere Spirulina zu 100 Prozent rein“, sagt Goldenits. Für ihn sind die Algen die logische Weiterentwicklung seines Berufs als Gärtner. „Wir verkaufen die Spirulina zwar als Nahrungsergänzungsmittel, aber eigentlich sind Algen eine total natürliche Nahrung, die in keinerlei Form weiterverarbeitet wird.“
Um die Produktion so professionell wie möglich zu gestalten, wurden zwei Biologen an Bord geholt, außerdem kann Goldenits auf die Expertise von Universitätsprofessor Michael Schagerl zurückgreifen. Deshalb wurde die Anlage auch so gebaut, dass sie den biologischen Anforderungen der Algen angepasst ist.
Zwei Tonnen pro Jahr
Das Interesse ist jedenfalls groß. „Ein Team des AKH Wien, das schon länger auf der Suche nach 100 Prozent reinen Spirulina ist, hat sich angemeldet. Diese Algen werden neuerdings auch in der Krebstherapie eingesetzt“, sagt Goldenits.
Geerntet wird dann, wenn die Organismen eine bestimmte Dichte erreicht haben. Nimmt diese wieder ab, wird die Ernte gestoppt. Im ersten Schritt ist geplant, jährlich rund zwei Tonnen zu produzieren. „Derzeit haben wir nur einen Folientunnel aktiv, aber ein zweiter steht bereit“, sagt Goldenits. Seiner Meinung nach hat die Spirulina eine große Zukunft: „Durch ihre Reinheit wirken sie im Körper wie ein Schwamm und saugen Schwermetalle oder andere Giftstoffe auf.“
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