Während Rot, Türkis und Grün bei der Landtagswahl – mehr oder weniger – Federn lassen mussten und SPÖ und ÖVP darüber hinaus auch Mandate verloren, haben die Blauen als einzige Landtagspartei überall ein sattes Plus eingefahren.
Die 23,1 Prozent und Platz zwei vor der ÖVP haben den Freiheitlichen neun Mandate eingebracht. Um fünf mehr als 2020 und so viele wie noch nie in der Geschichte des Burgenlandes.
Die blaue Truppe ist bunt gemischt. Neben gestandenen Politikern mit zum Teil jahrzehntelanger Erfahrung finden sich neue Abgeordnete mit nicht alltäglicher Biografie.
Michelle Whitfield etwa, die 1974 in Clinton im US-Bundesstaat Oklahoma geboren wurde. Ihre Mutter stammt aus Rust, ihr Vater aus den USA, er war als Soldat u. a. in Deutschland stationiert. 1990 übersiedelte die Familie in die Freistadt am Neusiedler See, 2014 legte Whitfield ihre US-Staatsbürgerschaft zurück, erzählt sie dem KURIER.
Wäre sie noch US-Bürgerin, hätte sie Donald Trump gewählt? „Ja“, sagt sie lachend.
Whitfield war als Englischlehrerin in niederösterreichischen Schulen beschäftigt, jetzt ist sie als Sprachtrainerin selbstständig, in Rust ist sie Ersatzgemeinderätin. „Sie ist in Ordnung, über Michelle kann man nichts Schlechtes sagen“, heißt es aus anderen Fraktionen des Ruster Gemeinderates. Zur FPÖ kam sie vor rund zehn Jahren, „die Ideologie hat mir zugesagt“, meint die 50-Jährige.
Nicht ganz so weit gereist ist Sandro Waldmann (36). Der gebürtige Kärntner ist mit seiner Frau vor rund eineinhalb Jahrzehnten ins Burgenland gekommen und arbeitet als Technikleiter bei einem großen Lebensmittelhändler in NÖ. In Lockenhaus ist der Vater dreier Kinder FPÖ-Gemeinderat.
Mit seinem Einzug in den Landtag habe er nicht unbedingt gerechnet, denn sein innerparteilicher Konkurrent um die Vorzugsstimmen fürs Grundmandat im Wahlkreis Oberpullendorf sei hier verwurzelt. Aber er sei gut im Burgenland aufgenommen worden, resümiert Waldmann, „bei der Gastfreundlichkeit sind Kärntner und Burgenländer vergleichbar“.
Mario Jaksch (44) aus Bruckneudorf ist zwar ebenfalls neu im Landtag, aber in der politischen Szene ist der Blaue mit einem Bachelor in Politikwissenschaften kein Unbekannter. Der Bezirksparteiobmann in Neusiedl am See war auch schon Bürgermeisterkandidat in seiner Heimatgemeinde, hatte aber gegen den roten Amtsinhaber keine Chance.
Erstmals im Landtag ist auch Thomas Grandits (31) aus Wörterberg, der einzige Jurist im FPÖ-Landtagsklub kennt aber als früherer Klubdirektor die Landtagsarbeit aus dem Effeff.
Die anderen fünf FPÖ-Mandatare haben schon parlamentarische Erfahrung: Am wenigsten trifft das auf Michaela Brandlhofer zu, die erst im Herbst als Nachfolgerin von Neo-Nationalrat Alexander Petschnig in den Landtag einzog.
Christian Ries, wie Whitfield aus Rust, war seit 2017 im Nationalrat. Markus Wiesler saß schon von 2015 bis 2020 im Landtag, 2023 kehrte er als Nachfolger von Ilse Benkö zurück.
Hans Tschürtz, der seine politische Karriere als Zweiter Landtagspräsident ausklingen lässt, ist seit 1997 Mitglied des Landtags – so lange wie sonst niemand unter den aktiven Abgeordneten.
Der neue Klubchef Norbert Hofer ist zwar im Landtag ein Neuling, aber er war seit 2006 im Parlament, später 3. Nationalratspräsident und Minister und wäre fast Bundespräsident geworden.
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