Groß wie 27 Fußballfelder: Mega-Glashaus entzweit Niessls Heimatort

Groß wie 27 Fußballfelder: Mega-Glashaus entzweit Niessls Heimatort
Gegner und Politiker werfen einander Einsatz von unlauteren Mitteln vor.

In Frauenkirchen, der Heimatgemeinde von Landeshauptmann Hans Niessl, die Dank Erich Stekovics auch als Paradeiser-Paradies österreichweit bekannt ist, ist ein Streit vom Zaun gebrochen. Der Stein des Anstoßes ist ausgerechnet die rote Frucht bzw. die Produktion selbiger. Das Gemüseunternehmen Perlinger aus Wallern hat am Ortsrand von Frauenkirchen ein Mega-Glashaus geplant. In einer sieben Meter hohen und 14 Hektar großen Halle – das entspricht der Größe von 27 Fußballfeldern – sollen ganzjährig Paradeiser angebaut werden.

Die Bürgerinitiative "Freie Sicht auf Frauenkirchen" läuft gegen den Standort Sturm. Niessl und SP-Bürgermeister Josef Ziniel sprechen sich für das 29 Millionen teure Projekt aus. Um eine von der Bürgerinitiative angestrebte Volksabstimmung zu verhindern, sollen die Politiker zu unlauteren Methoden greifen. Ihnen wird vorgeworfen, die Bevölkerung unter Druck zu setzen. "Viele trauen sich nicht zu unterschreiben, weil sie Angst vor Konsequenzen haben", erzählt NESt-(Namensliste Erich Stekovics) Gemeinderätin und Apothekerin Karin Hild. Sie habe mehrmals erlebt, dass eine Unterschrift zurückgehalten wurde, "weil man vielleicht bald was von der Gemeinde brauchen könnte", sagt Hild. Sie wirft den Akteuren eine "demokratiegefährdende Beeinflussung des Abstimmungsverhaltens" vor.

Landeshauptmann Hans Niessl zeigt sich empört über die Anschuldigungen, "das ist eine Lüge". Laut Bürgerinitiative soll er Mitarbeiter mit Anrufen beauftragt haben, um Personen von einer Unterschrift abzuhalten. "Von uns hat niemand irgendwo angerufen", stellt Niessl klar.

Das Gegenteil sei der Fall: Bei ihm würden sie immer mehr Menschen melden, die ihre Unterschrift zurückziehen wollen, "weil sie von der Bürgerinitiative getäuscht worden sind", sagt Niessl. Für ihn ist der Streit ein "Krieg der Agrarmillionäre". Der Sprecher der Initiative – Top-Winzer Josef Umathum – und Paradeiser-Bauer Stekovics würden nur aus Eigeninteresse agieren, so Niessl. Umathum kontert, dass es ihm nur um eine lebenswerte Umwelt gehe. Und Stekovics hat sich von Anfang an von der Initiative distanziert.

Unfrieden

Fakt ist, dass SPÖ-Bürgermeister Ziniel die Bevölkerung in einem Schreiben aufgerufen hat: "Bitte unterschreiben sie nicht". Begründung: "Eine Volksbefragung würde noch mehr Unfrieden in der Gemeinde stiften."

Wer den Streit gewinnt, wird sich am 3. Jänner zeigen. Bis dahin müssen 690 Stimmen gesammelt werden. Das Ergebnis der Volksabstimmung ist bindend, der Gemeinderatsbeschluss zur Umwidmung des Areals müsste rückgängig gemacht werden. Der Initiative gehe es nicht darum, den Bau zu verhindern, sondern den Standort zu ändern. Laut Umathum würde das Mega-Glashaus am Rande des Wasserschongebiets und in der Pufferzone des UNESCO- Weltkulturerbes stehen und sogar die Sicht auf die Basilika – dem Wahrzeichen von Frauenkirchen – verdecken.

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