21.000 Burgenländer sind Analphabeten

Das hätte ich mir nicht gedacht." Ungläubiges Staunen macht im unmittelbaren Umfeld oftmals die Runde. Doch geschätzte 21.000 Menschen im Burgenland sind Analphabeten, österreichweit soll die Dunkelziffer bei rund 600.000 liegen.

Am gestrigen Welt-Alphabetisierungstag wurde die sensible Thematik in den Fokus gerückt.
"Es gibt verschiedene Arten von Analphabetismus", erläutert Manuela Frey von der Volkshochschule Burgenland im KURIER-Gespräch. "Einige wenige können überhaupt nicht Lesen und Schreiben. Viele haben es zwar gelernt, können es aber nicht richtig anwenden." Die Altersgruppe reicht von 16 bis 80 Jahren, Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen.

Die Gründe sind vielfältig, zum einen wäre das soziale Umfeld ausschlaggebend, die Eltern könnten selbst nur schlecht Lesen und Schreiben, ein mögliches Vorbild würde somit wegfallen. Häufig schummelt man sich durch die Schulzeit. Im Alltag werden dann zahlreiche Strategien und Ausreden entwickelt: "Ich habe meine Brille vergessen" oder "Meine Hände sind schmutzig, kannst du mir das bitte ausfüllen?" Im Berufsleben werden oftmals Beförderungen abgelehnt, weil diese mit Schreibarbeit verbunden sind.

Im Notfall würde eine Vertrauensperson helfend zur Seite stehen, die Amtswege erledigt oder Briefe schreibt.

Selbstbewusst 

Seit 2007 bietet die Volkshochschule Gratiskurse an, 450 Burgenländer haben dieses Service bisher in Anspruch genommen. "Wir gehen auf die Bedürfnisse ein, machen zunächst Einzelunterricht und arbeiten dann in sehr kleinen Gruppen", erklärt Frey.

Man würde feststellen, wie die Teilnehmer im Laufe der Zeit aufleben, sagt die VHS-Trainerin. Mehr Selbstsicherheit, mehr Selbstbewusstsein und ein besseres Zurechtkommen im Alltag sind die Folgen. "In Österreich ist Analphabetismus noch immer ein Tabuthema und vielfach mit Scham behaftet."