Baustellenkoordinator ist nur ein Verwalter

Täglicher Stau am Gürtel
Wiens Baustellen-Koordinator Peter Lenz räumt im Interview Fehler ein und bleibt trotzdem Optimist.

Seit zwei Jahren managt Peter Lenz Wiens Baustellen-Saisonen. Mit 12.000 Baulosen, 400 davon bremsen den Individualverkehr, hat der Motorrad-Fan alles andere als einen leichten Job. Schon der kleinste organisatorische Fehler sorgt für Staufallen. Und Fehler wie bei der Errichtung des Radweges am Getreidemarkt sind heuer schon passiert. Autofahrer protestierten, Medien kritisierten – Peter Lenz zieht im KURIER-Interview zur Halbzeit des heurigen Baustellensommers trotzdem eine vorsichtig positive Bilanz.

KURIER: Würden Sie sagen, dass der Baustellen-Sommer gut funktioniert?

Peter Lenz: Im Großen und Ganzen ja. Wir mussten allerdings in manchen Bereichen nachjustieren.

Verstehen Sie den Ärger und die Beschwerden der Autofahrer und der Autofahrerclubs?

Ja natürlich. Aber wir investieren in die Infrastruktur der Stadt. Die Sanierungen machen wir nicht zum Spaß.

Welche Institutionen sind vor der Baustellen-Saison bei den Koordinations-Runden dabei?

Alle Kabel- und Rohrabteilungen der Stadt (z. B. Wasser, Gas, Fernwärme, Anm. der Red.), Wiener Linien, Asfinag, ÖBB, Polizei und die MA 33 wegen der Ampelschaltungen. Auch die Autofahrerclubs werden beigezogen.

Haben Sie das Pouvoir Baustellen von der Asfinag oder den Wiener Linien abzulehnen? Sind sie Verwalter oder Koordinator?

Baustellenkoordinator ist nur ein Verwalter
Peter Lenz, Baustellenkoordinator
Bei der Asfinag nein. Die Wiener Linien sind etwas flexibler. Wenn aber etwa eine Weiche zum Sicherheitsrisiko geworden ist, dann muss das Problem behoben werden.

Die Asfinag führt eine Generalsanierung der Tangente durch. Wäre es für den Baustellen-Sommer besser gewesen, das in Etappen durchzuführen?

Aus Sicht der Stadt Wien ja. Denn heuer sind fast alle Stadteinfahrten mit Baustellen "beleidigt". Das macht die innerstädtische Verkehrs-Koordination nicht leichter.

Wie konnten solche Fehler wie beim Radwegebau am Getreidemarkt passieren?

Bei der Verkehrsverhandlung schätzte die Kommission des Magistrats die Lage falsch ein. Die Schilder standen schlecht und die Bodenmarkierungen hätten abgefräst werden müssen. Die Arbeiter vor Ort trifft keine Schuld.

Stichwort Kontrollen: Sie fahren mit dem Roller Problem-Baustellen ab. Wie oft machen Sie solche Touren und wie groß ist ihr Team? In der Baudirektion sind wir ein Trio. Wir ziehen bei den Kontrollen aber immer die Experten hinzu. Also Ampel-, Wasserrohr-, Strom- oder Schienenspezialisten. Einmal pro Woche fahren wir die Großbaustellen ab. Werden Missstände gemeldet gibt es natürlich anlassbezogene Überprüfungen.

Sie sagten in einem Pressegespräch, die Autofahrer hätten Verständnis für die Baustellen. War das Zweckoptimismus ?

Natürlich gibt es Beschwerden, aber selten schießen die Wortspenden über das Ziel. Nachdem das Problem erklärt wurde, gibt es auch Verständnis der Lenker. Und auf nachvollziehbare Beschwerden reagieren wir sofort.

Warum gibt es bei der großen Gürtel-Baustelle so gut wie keine Alternativrouten? Ist die Fußgängerzone auf der Mariahilfer Straße daran schuld?

Die Straßen in dem Grätzl sind so organisiert, dass es keinen Durchzugsverkehr geben soll. Demnach muss die Frage eigentlich mit Ja beantwortet werden.

Haben Sie in Ihrem Job noch Visionen?

Ich stelle mir manchmal den Tag vor, wo Autofahrer verstehen, dass wir eigentlich für sie bauen und sanieren.

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