Aufbruch in ein neues Bahnzeitalter

Der Wiener Hauptbahnhof geht heute in Vollbetrieb.
Mit dem Fahrplanwechsel wird Wien endgültig zur Bahn-Drehscheibe inmitten Europas.

Nach einer Bauzeit von fünf Jahren geht der Hauptbahnhof heute, Sonntag, in Vollbetrieb. Erstmals werden Züge aus dem Norden, Osten, Süden und Westen des Landes am Hauptbahnhof halten, täglich sollen hier künftig mehr als 1000 Züge stoppen. Wien wird damit zur wichtigen Drehscheibe in Europa. Für die Bahnkunden bedeutet es kürzere Fahrtzeiten und bessere Umsteig-Relationen.

Neuerungen

Auf der Südstrecke halten künftig alle Fernverkehrszüge am Hauptbahnhof, Meidling bleibt aber als Stopp erhalten, auch an den Takten ändert sich nichts. Das gilt sowohl für Züge aus Italien, als auch aus Slowenien, Graz und Villach. Neu hinzu kommt die Relation GrazWienPrag. Insgesamt werden drei ÖBB Railjets und sieben blaue Railjets der tschechischen Bahn (ČD) alle zwei Stunden über den neuen Hauptbahnhof Wien fahren. Von Graz aus braucht man 6 h 53 min nach Prag, von Wien aus dauert die Fahrt 4 h 11 min, eine Verkürzung um 39 Minuten.

Auf der Weststrecke wird vorerst nur der ICE auf dem Hauptbahnhof halten. Dieser kommt alle zwei Stunden über Passau, Wels, Linz und St. Pölten und wird dann zum Flughafen Wien weitergeführt. Das bringt für die Fahrgäste, die in Wien abfliegen beziehungsweise landen, einen großen Zeitgewinn. Von Linz aus fährt man etwa 1 h 47 min bis zum Flughafen, von St. Pölten aus nur noch 50 Minuten. Die Züge der Südstrecke werden so getaktet, dass man am Hauptbahnhof in den ICE zum Flughafen umsteigen kann.

Aus Innsbruck und Salzburg fahren weiterhin Railjets und Intercity-Züge (IC) nach Wien – allerdings bis zum Westbahnhof. Von den IC-Zügen der Weststrecke kann man aber in St. Pölten in Richtung Flughafen umsteigen. "Wir wollen damit auch eine Konkurrenz für Inlandsflüge sein", sagte ÖBB-Chef Christian Kern unlängst.

Wer von der Weststrecke weiter in den Osten nach Budapest fahren will, kann künftig auch am Hauptbahnhof einsteigen. Die Fahrtzeit von Wien Hauptbahnhof nach Budapest wird künftig nur noch 2 h 37 min betragen. Eine Fahrzeitverkürzung gibt es auch im Norden Richtung Polen. Durch Beschleunigungsmaßnahmen entlang der Strecke ist man zwischen Wien Hauptbahnhof und Warschau nur mehr 7 Stunden und 8 Minuten unterwegs, eine Verkürzung der Fahrtzeit um eine Stunde. Ebenso wird der Hauptbahnhof die neue Start- und Zielbahnhof für alle Nacht- und Autoreisezüge.

Ausblick

Mit dem Fahrplanwechsel 2015 werden alle Fernzüge der ÖBB den Hauptbahnhof anfahren. Fahrgäste, die von St. Pölten nach Wiener Neustadt reisen, sparen nicht nur eine halbe Stunde, sondern müssen nur noch einmal in Meidling umsteigen. "Das wird dramatisch komfortabler und schneller", sagte Kern. Er erwarte sich von den neuen Verbindungen auch viele neue Fahrgäste.

Der Westbahnhof selbst bleibt als Regionalbahnhof und Standort der privaten Westbahn erhalten. Die ÖBB wollen aber den Nahverkehr im Westen deutlich ausbauen, Gespräche mit den Bundesländern laufen derzeit.

Aufbruch in ein neues Bahnzeitalter

Während der Hauptbahnhof samt Einkaufszentrum schon in Betrieb ist, haben sich die Bauprojekte um den Bahnhof zum Teil massiv verzögert (siehe Grafik). So auch der große Büro-Tower direkt am Gürtel, der von Signa errichtet wird. Derzeit klafft dort eine Baulücke – ursprünglich wollte man 2016 fertig sein. Nun wird als Bauende das vierte Quartal 2017 genannt.

Daneben errichten Strauss+Partner das Quartier Belvedere Central (QBC). Auf zweieinhalb Hektar entstehen sechs Projekte mit insgesamt 130.000 Quadratmetern. Neben einem Hotel und Büros werden auch Eigentumswohnungen gebaut. Die ersten Projekte sollen Ende 2016 fertig sein, die letzten erst im Jahr 2018.

Lange hielt die Erste Bank neben ihrem Campus ein Grundstück für das Wien Museum offen. Nachdem dieses am Karlsplatz bleibt, wurde das Areal an die BAI verkauft. Die errichtet bis Ende 2018 ein Wohnprojekt. Das Baufeld 03 wurde ebenfalls an die BAI verkauft, dort will der Bauträger Wohnungen, Büros und Geschäfte errichten. Voraussichtliche Fertigstellung: Mitte 2018.

Ebenfalls verspätet ist ein Teil des Sonnwendviertel West, der schon 2014 fertig sein sollte. Nun wird 2015 genannt. Schlusslicht ist das Sonnwendviertel Ost (2019).

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