278 Bürgermeister gesucht

In allen Gemeinden außer Innsbruck wird gewählt
ÖVP ist in Tirol die Partei der Ortschefs. Aber FPÖ geht mit Rückenwind in die Gemeinderatswahlen am 28. Februar

Gerade einmal auf einen Bürgermeister kommt die FPÖ derzeit in Tirol. In St. Jakob in Defereggen möchte der Ex-Landeschef der Blauen, Gerald Hauser, sein Amt bei den Gemeinderatswahlen am 28. Februar verteidigen. Hausers Nachfolger als Parteichef, Markus Abwerzger, bläst zwei Monate vor dem Urnengang nicht zur Eroberung weiterer Ortschaften: "Ziel sind nicht mehr Bürgermeister, sondern 100 Gemeinderäte. Derzeit haben wir 70."

Dabei ist die FPÖ die einzige Partei, die derzeit mit Rückenwind in die Gemeinderatswahlen geht. In zwei aktuellen Umfragen kommt die FPÖ auf 19 (Tiroler Tageszeitung) bzw. sogar 29 (Bezirksblätter) Prozent. Bei den Landtagswahlen 2013 hatte es die FPÖ nur auf 9,3 Prozent gebracht. Aber Abwerzger, der sich am Samstag bei einem Landesparteitag in Kufstein der Wiederwahl zum Parteiobmann stellt, bleibt vorsichtig. Umfragen seien "Momentaufnahmen" und Bürgermeisterwahlen "Persönlichkeitswahlen".

Die Zurückhaltung kommt nicht von ungefähr. In Tirols Gemeinden ist nach wie vor die ÖVP die große Macht, die erst geschlagen werden muss. Denn auch wenn die Schwarzen zuletzt durch Privilegien-Skandale in Schieflage geraten waren und in den genannten Umfragen schwächeln: In 230 von 278 Gemeinden (Innsbruck wählt erst 2018), die nun umkämpft werden, stellt die ÖVP den Bürgermeister.

Zwei davon hat sie der SPÖ zuletzt bei Nachwahlen abgeknöpft. Die Roten stellen den Ortschef in 24 Gemeinden, darunter auch Roppen im Tiroler Oberland, wo Landesparteiobmann Ingo Mayr erneut Bürgermeister werden will.

Zweckoptimismus

Bei Landtagswahlen müsste seine Partei aktuell wohl ein erneutes Minus in Kauf nehmen. Für die Gemeinderatswahlen ist Mayr dennoch optimistisch: "Wir haben gute Kandidaten. Ich hoffe das wir ein oder zwei Bürgermeister dazubekommen." Die SPÖ will in mehr Gemeinden antreten als beim letzten Mal und die Zahl ihrer Mandatare vergrößern. Heute, Freitag, sollen die Funktionäre bei einer Konferenz auf den Wahlkampf eingeschworen werden.

Kleine Brötchen müssen die Grünen backen. Für den Koalitionspartner der ÖVP in der Landesregierung ist es auf Gemeindeebene schon ein Erfolg, mehr Listen als noch 2010 zu stellen. Landesgeschäftsführer Georg Willi versprach bei seiner Kür 2013, mehr Ortsgruppen aufzubauen. Bei der Basis gab es Skepsis, ob der Nationalrat das mit seiner Tätigkeit in Wien vereinbaren kann. Ein Quantensprung ist nicht zu erwarten. "Bisher hatten wir in 33 Orten grüne Listen oder grüne Gemeinderäte auf bunten Listen. Das Ziel ist, in über 40 Gemeinden anzutreten. Und das größtenteils mit eigenen Listen", sagt Willi.

Für den langjährigen Polit-Profi steht aber außer Frage: "Der Wind weht derzeit Richtung rechts. Ich nehme an, dass die Freiheitlichen ordentlich zulegen werden." Die Stärke der ÖVP relativiert Willi hingegen. "Sie hat die Unart, alle Listen, die nicht dezidiert einer Partei zugeordnet sind, für sich zu beanspruchen."

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