Zweites Todesdekret gegen Rapper

Zweites Todesdekret gegen Rapper
Gegen den in Deutschland lebenden Rapper Shahin Najafi wurde nun ein zweites Todesdekret erlassen. Der iranische Musiker steht nun unter Polizeischutz.

Gegen den in Deutschland lebenden iranischen Rapper Shahin Najafi ist ein zweites Todesdekret (Fatwa) erlassen worden. Nach Angaben des Nachrichtendienstes Tabnak vom Montag stieß es Großayatollah Nasser Makarem Shirasi aus. Auf eine Anfrage seiner Anhänger, wie die Gläubigen auf Beleidigungen schiitischer Heiliger durch Najafi reagieren sollten, erwiderte er: "Jegliche Beleidigung heiliger (schiitischer) Imame durch einen Muslim wird als Blasphemie und Apostasie ausgelegt." Nach islamischen Gesetzen, die im Iran als Basis der meisten juristischen Urteile gelten, steht auf Blasphemie die Todesstrafe.

Bereits vergangene Woche hatte Großayatollah Ali Safi-Golpayegani gegen den 31-jährigen Rapper ein Todesdekret erlassen, weil dieser in einem seiner Songs den zehnten Imam der schiitischen Muslime beleidigt haben soll.

Makarem Shirasi und Safi-Golpayegani gelten im Iran als Leitfiguren, deren Antworten von den Anhängern befolgt werden müssen. Die Großayatollahs fällen zwar keine Todesurteile im juristischen Sinne, aber ihre Dekrete gelten für ihre Anhänger de facto als solche.

Najafi steht unter Polizeischutz

Najafi lebt inzwischen an einem geheimen Ort unter Polizeischutz und hat Strafanzeige gegen Safi-Golpayegani gestellt. Dem "Spiegel" sagte er: "Ich mache weiter, das weiß ich. Ich kann mich nicht verstecken. Ich bin Musiker. Ich muss auftreten."

Anfangs habe er die Situation noch falsch eingeschätzt. "Ich konnte es nicht glauben. Erst als ich im Internet das Kopfgeld sah, die 100.000 Dollar, die auf mich ausgesetzt worden sind, verstand ich wirklich, das ist jetzt Ernst."

Über den umstrittenen Song, der die Drohungen ausgelöst haben soll, sagte Najafis Manager, der Text sei ein Dialog zwischen einem Menschen und einem Imam. Es gehe um die aktuelle Situation im Iran. In dem Lied sei "natürlich alles ironisch".

Wie lange die angespannte Lage anhält, lässt sich noch nicht sagen. Am 16. Juni soll Shahin Najafi auch im Theater am Spittelberg auftreten.

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