Robbie Williams im KURIER-Interview

Robbie Williams im KURIER-Interview
Der Star, versöhnt mit Gary Barlow, rechnet mit seiner Vergangenheit bei Take That ab. In der Band sieht er seine Zukunft.

Wir haben einander alles, was uns damals gestört hat, an den Kopf geworfen, um Verzeihung gebeten und es so gemeint." So beschrieb Robbie Williams 2008 sein Versöhnungs-Treffen mit Gary Barlow. Schon damals beschlossen die beiden, wieder zusammenzuarbeiten. Am 19. November erscheint das Ergebnis: die Take-That-CD "Progress". Im KURIER-Interview erklärt Williams, warum die Reunion für ihn 15 Jahre Groll beendet und tiefe Wunden heilt.

KURIER: Haben Sie vor den Aufnahmen zu "Progress" besprochen, wie Sie die alten Fehler vermeiden können?

Robbie Williams:
Das war nicht notwendig. Wir sind älter, weiser und total offen miteinander. Damals war ich ständig zugedröhnt, und wir alle konnten keine Gefühle zeigen. Aber jetzt ist die Demokratie intakt und es fühlt sich großartig an, so mit den Jungs zusammenzukommen.

Ist die Single "The Flood" eine Abrechnung mit der ersten Take-That-Phase?

Ja. Obwohl es für uns privat keine fröhliche Zeit war, hatten wir dabei immer einander als Sicherheitsnetz. Unsere Leben haben sich so schnell so drastisch geändert, dass unsere Freunde nicht mehr wussten, was sie mit uns reden sollten. Auch unsere Eltern konnten schlecht damit umgehen. Nur wir fünf konnten verstehen, was vorging. Was wir gemeinsam durchmachten, hat uns trotz aller Probleme zusammengeschweißt. Gemeinsam konnten wir diese Flut der Negativität zurückdrängen.

Robbie Williams im KURIER-Interview

Wie war der erste Eindruck, den Sie von den anderen bei der Audition hatten?
Als ich da hinging, sagte ich vor der Tür zu meiner Mutter, bitte geh' jetzt weg, ich kann das alleine. Dann habe ich mich umgedreht, und da war dieser Typ, der auch zu seiner Mutter sagte: Bitte geh! Es war Mark. Ich hatte sofort einen Bezug zu ihm. Dann ging ich in den Keller, und da war dieser Kerl mit einer Aktentasche, in der er Notenblätter hatte. Der war so abgehoben, den mochte ich nicht - Gary. Jason fand ich sehr reserviert, und an Howard kann ich mich nicht erinnern. Aber den Manager, Nigel Martin-Smith, fand ich furchterregend. Und bei dem hat sich das bis zum heutigen Tag auch nicht geändert.

Was würden Sie heute anders machen?
Ich würde nicht mehr erlauben, dass ich so behandelt werde, wie ich behandelt wurde. Ich würde nicht so lange an dem Groll gegen Gary festhalten. Die Leute sagen, wir machen das aus finanziellen Gründen. Aber die können nicht rechnen. Ich könnte alleine acht oder neun Mal so viel verdienen. Und die Jungs würden ohne mich auch weit mehr rauskriegen. Aber für mich ist das wirklich die Wiedergutmachung für das Unrecht, das mir widerfahren ist, als ich gebeten wurde, auszusteigen.

Inwiefern?
Alles, was ich meine ganze Solokarriere lang getan habe, war, diese Dämonen der Vergangenheit zu bekämpfen, zu zeigen, was ich ohne Take That kann. Und jetzt lade ich diese Dämonen zum Spielen ein. Ich hatte solo großartige Highs, aber es war sehr einsam. Und jetzt bin ich nicht mehr einsam. Scheiß auf das Geld, scheiß sogar auf die Musik. Das Wichtigste in diesem Puzzle ist die Kameradschaft.

Was hat es gebraucht, um Gary zu verzeihen?
Reife. Ich habe die Witze, die ich in Interviews und meiner Show über ihn und Take That gerissen habe, viel zu lange durchgezogen, weil es so leicht war, damit zu unterhalten. Gary hat das sehr, sehr weh getan. Das tut mir aufrichtig leid.

Überrascht Sie der Ansturm auf die Tickets zur Tour?
Sehr sogar. Ich bin nicht gebildet, war auf keiner Uni, bin nicht belesen. Unsere Bestimmung war, in den unbedeutenden Städten unbedeutende Menschen zu treffen und unbedeutende Jobs auszuüben. Jetzt Teil eines solchen Spektakels zu sein, ist schon verdammt brillant.

2009 sagten Sie, dass Ihr Lampenfieber Sie bei der letzten Solo-Tour in die Medikamentensucht trieb ...
Mir war nicht klar, dass ich krank war. Ich hatte mein ganzes Leben lang Lampenfieber. Das war auch okay, weil man den Hormon-Stoß braucht, um den Job zu machen. Als es dann in diesen überwältigenden Terror ausartete, habe ich das dem Missbrauch zugeschrieben, den ich mit meinem Körper betrieben hatte. Aber Anfang des Jahres bekam ich eine Diagnose über eine Hormonstörung. Ich wurde behandelt und bin jetzt okay.

Wie lange wird die Reunion dauern?
Heute sage ich: Für immer! Aber ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie lange wir zusammen Spaß haben werden. Wir haben uns kein Limit gesetzt. Ich habe jedenfalls keinerlei Interesse, ein Solo-Album zu machen.

Band-Bio: Start in Schwulenclubs

Robbie Williams im KURIER-Interview
Als Teenager eroberte er die weiblichen Fans als Mitglied der Boyband „Take That“. Darauf folgten ein kompletter Absturz, ein Entzug – und ein Comeback. Die Marke „Robbie Williams“ ist lukrativ, sein Stil markant. Er verkörpert den Brit-Chic.

Gründung
Take That formierten sich 1990 in Manchester, als Manager Nigel Martin-Smith die britische Antwort auf New Kids On The Block suchte. Mit Sklaventreiber-Mentalität ließ der Manager die Teenager zunächst in Schwulen-Clubs auftreten, bis sie 1993 mit dem Album "Everything Changes" schließlich den Durchbruch schafften.

Erfolge
Bis zum Split 1996 verkauften Take That 25 Millionen Platten. Die größten Hits: "Pray", "Relight My Fire" und "Back For Good". Seit der Reunion ohne Williams im Jahr 2005 haben sie 40 Millionen Tonträger verkauft.

Die "Progress"-Tour: in 24 Stunden ausverkauft

1,34 Millionen Karten wurden für 14 Termine der " Progress"-Reunion-Tour von 2011 aufgelegt - sie waren in weniger als 24 Stunden ausverkauft. Als Freitag voriger Woche die Großbritannien-Shows in den Verkauf gingen, erlebten Take That eine Nachfrage, die sogar den Hysterie-geschulten Robbie Williams "sprachlos und schockiert" machte.

Eilig wurde die Anzahl der Shows von 14 auf 25 aufgestockt. Tourstart ist am 30. Mai im Sunderland Stadium, weil "dort haben wir alle unsere Tourneen begonnen". Den Abschluss des Triumphzuges durch die Heimat bilden Anfang Juli sieben Konzerte im 90.000 Fans fassenden Wembley Stadion von London. Danach gibt es aber nur wenige Europa-Termine. Nach Mailand, Kopenhagen und Amsterdam tritt das Quintett drei Mal in Deutschland auf. Die Daten dafür: 22. Juli Hamburg/Imtech Arena, 25. Juli Düsseldorf/Esprit Arena, 29. Juli München/Olympiastadion. Am Samstag waren für diese Termine noch Tickets verfügbar - alle Infos zur Reunion-Tour gibt es unter: www.takethat.com/live

Ein Wien-Konzert der "Progress"-Show, bei der Robbie Williams auch einen Solo-Part für seine Hits haben wird, war zwar lange Zeit für August 2011 in Planung, wird aber nicht stattfinden, weil die Band die Tour nicht so lange ausdehnen will.

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