PeterLicht: Gesichtsloser Trick-Popper
PeterLicht ist Musiker, Autor und macht Theater. Bekannt wurde der Musiker, dessen richtigen Namen man nicht kennt, mit seinem einzigen Chart-Hit "Sonnendeck". Für seinen Text "Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten Jahrtausends" erhielt der Künstler 2007 den Publikumspreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Doch der Songpoet und Gesellschaftskritiker suhlt sich nicht im Licht der Öffentlichkeit - PeterLicht ist kamerascheu: Er lässt sein Gesicht nicht abLichten. Im Zuge eines Auftritts mit seiner Band bei Harald Schmidt 2006, wurde sogar nur sein Körper, nicht sein Gesicht gezeigt. Zur Zeit macht der Musiker mit seinem neuen Album "Das Ende der Beschwerde" von sich hören. Mit KURIER.at hat er sich über das neue Album, Utopie und die Tricks des Pops unterhalten, um etwas Licht in das Mysterium PeterLicht zu bringen. Und nun kommt das Ende der Licht-Spiele.
Es ist nach Mitternacht, PeterLicht spielte gerade sein Konzert beim Youki-Festival in Wels, packt sich ein paar Häppchen auf einen Teller. Wir verschwinden in einen Backstageraum, wo er sich essend und etwas müde den Interviewfragen stellt. Er antwortet, wie man es von PeterLicht erwartet - knapp, ausweichend und vage.
KURIER: Sie lassen mit Ihren Alben gerne etwas enden (Anm.: "Lieder vom Ende des Kapitalismus" und "Das Ende der Beschwerde"). Was muss als nächstes daran glauben?
PeterLicht: Ich glaube es ist immer gut ein Ende auszurufen, ich habe aber keine Ahnung was als nächstes kommt.
Haben Sie schon einmal erwägt ein Album über Anfänge zu machen?
"Das Ende der Beschwerde" ist eigentlich ein Besingen des Anfangs.
"Du musst dein Leben ändern" singen Sie im titelgebenden "Das Ende der Beschwerde" - Wenn Sie eine Sache an Ihrem Leben sofort ändern könnten, was würde das sein?
Ich glaube, ich würde mich klonen. Nein. Ich hab keine Ahnung. Leider, null Punkte.
Ein Thema, mit dem Sie schon in Verbindung gebracht wurden und auch hier am Youki-Festival in Form eines Films (Anm.: "Utopie Ltd.") behandelt wird, ist Utopie. Wie sieht Utopia für Sie aus?
Ich glaube für diese Antwort bekomme ich wieder null Punkte. Mein Utopia dauert drei Minuten zwanzig, fängt mit einem Ton an und endet mit einem Ton. Dazwischen gibt`s einen Rhythmuswechsel. Im Gegensatz zu Jimi Hendrix ist das ein Akkord und drei Mal die Wahrheit.
Was steht zwischen den Zeilen, wenn Sie vom Begraben des iPhones im Fluss singen?
Ich finde es eine schöne Vorstellung, wenn man das iPhone in die Hand nimmt, in den Sand des nassen Flussufers reindrückt und das Geld das man dafür ausgegeben hat versenkt. Das steht zwischen den Zeilen und der ganze Rest steht auch dazwischen. Es ist ein sehr interessantes Phänomen. Internet und so.
Es nervt Sie aber auch?
Klar geht`s auf den Nerv. Es ist ein totalitäres System, aber ich bin ein Teil davon. Es ist ein hysterisches Phänomen und gleichzeitig alltäglich und normal. Da muss man darüber singen um sich einen Reim daraus zu machen.
Hier am Festival wird Multimedia hoch geschrieben. PeterLicht ist auch auf Twitter vertreten. Wie multimedial sind Sie?
Ich bin total multimedial. Ich mach alles. Ich spiele drei Gitarren, die haben alle eine Batterie drinnen und hängen an einem Verstärker. Ich bin Multimedia weil es nicht anders geht.
Sie lassen sich nicht von vorne filmen und Ihr Gesicht darf nicht auf Fotos abgelichtet werden. Haben Sie den Moment, indem Sie aus Ihrem Versteck gekommen sind und das erste Mal eine Bühne betreten haben, später bereut?
Nein. Ich hab auch kein Versteck. Mein Gesicht zu kennen ist auch keine tolle Sache. Ich mache viel Konzerte und es gibt auch viele Bilder von PeterLicht. Das ist gar kein Thema.
Kein Thema mehr?
Nö.
Sie verpacken zum Teil sehr bedeutungsschwangere Texte in Musik, die vor Leichtigkeit strotz. Ein Trick?
Ja. Das ist ein kompletter Trick und Sie haben ihn erkannt. Das ist wie ein Kartentrick. Der ganze Pop besteht aus Tricks und da lass ich mich nicht lumpen.
Sie bezeichnen sich als Pop?
Ja. Trick-Pop. Pop-Trick.
Sie sind ein Tausendsassa. Sie machen nicht nur Musik, sie schreiben auch Bücher, haben damit sogar den Publikumspreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb gewonnen, und haben auch schon Theaterstücke geschrieben. Wenn Sie eine Reihung vornehmen müssten, was wäre Ihnen am wichtigsten?
Alles ist am wichtigsten. Wenn ich hier jetzt ein Konzert mache, dann ist es das Wichtigste. Ansonsten gibt`s da keine Reihung. Es ist eine Reihe, ja. Aber nur zeitlich voneinander getrennt. Für mich ist das alles gleich wichtig oder unwichtig. Ich gehe da rein und versuche was Gutes zu machen und lass mich überraschen, ob es funktioniert.
Gab es auch Dinge die überhaupt nicht funktioniert haben?
Ja klar, ich finde es aber auch schwer zu sagen, ob etwas funktioniert oder nicht. Ich kann es nur machen. Eigentlich ist es egal, ob was funktioniert oder nicht.
Gibt es einen Künstler zu dem Sie aufsehen?
Ja es gibt ganz viele. Ich hab aber nicht einen Menschen, der als Vorbild dient. Ich will auch keine Namen nennen.
Was bringt die Zukunft für PeterLicht?
Die Zukunft bringt erst mal morgen früh ausschlafen, und dann nach Stuttgart fahren und ein Konzert spielen. Ansonsten möchte ich da mit einem Sportler aus Deutschland antworten: Schau mer mal.
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