Kunst durch die Hintertür

Künstler Klemens Torggler (links) und Türbesitzer Alexander Ortel (rechts)
Ein gehypter Videoclip über eine Tür macht einen heimischen Künstler zum weltweit gefragten Mann.

Mit dieser Resonanz hatte Klemens Torggler wahrlich nicht gerechnet, als er Mitte Februar das GIF „Evolution Door“ in einen Wikipedia-Artikel zum Thema „Tür“ hochlud. Knapp zwei Wochen später kann sich der Tiroler Künstler vor Anfragen aus aller Welt kaum retten. Auf der kurzen Bildfolge, die einem Videoclip entnommen ist, sieht man Torggler eine seiner außergewöhnlichen Türkonstruktionen öffnen und wieder schließen. Und sofort wird klar, so ein Ding hat man bisher noch nicht gesehen.

Und vor so einem „Ding“ stehen wir nun, im Hobbykeller seines Freundes Alexander Ortel im 4.Wiener Gemeindebezirk (siehe Video unten). Vor 3 Jahren verkaufte ihm Torggler seine einzige Türkonstruktion aus Stahl. 200kg schwer, aber erstaunlich leichtgängig faltet sich die Türe mit geringem Kraftaufwand in zwei gleich große Rechtecke zur Seite und gibt den Durchgang frei. Für stolze 10.000.- Euro.

„Ein Freundschaftspreis“, grinst der Künstler. Er selbst könne sich seine eigene Tür gar nicht leisten, darum gibt`s bei ihm Daheim die Ordinären mit Schnallen. Das passt auch, denn paradoxerweise interessiert sich Torggler, der sich als bildender Künstler eigentlich der Malerei verschrieben hat, kaum für Türen. Doch wie so oft, gute Ideen entspringen der Erkenntnis eines Mangels: Im Zuge eines Wohnungsumbaus fiel ihm auf, dass es keine Schiebetür ohne Schiene gibt – und das missfiel ihm. Und so konstruiert er nun bereits seit 15 Jahren Türen, die mit herkömmlichen Türen nur eines gemein haben: Sie versperren den Weg, wenn sie geschlossen sind. Bislang erregte er jedoch keine größere Aufmerksamkeit. Bislang. Denn seit nun auch sein Youtube-Clip des „Evolution Door“ ein viraler Hit ist (derzeit 2,5 Millionen Zugriffe), rennen sie ihm – Achtung Wortwitz – die Türe ein.

„Ich habe Anfragen von Australien bis Brasilien. Das Aufarbeiten der Emails wird wohl Wochen in Anspruch nehmen.“, freut sich der Künstler und ist sichtlich stolz auf die viele Aufmerksamkeit. Es gibt Angebote seine Türen in Schränken zu verbauen, oder gar in Fertigteilhäusern. Letzterem Angebot musste er schon vorab einen Korb geben, denn seine Türen sind Kunstobjekte und werden auch als solche gehandelt. Trotzdem, das Ganze soll nun auch richtig vermarktet werden. Bei entsprechender Produktion in größerer Stückzahl soll sich der Preis bei rund 3.000 – 4.000.- Euro bewegen - wenn der Baustoff der Türe, wie beim „Evolution Door, Holz ist. Wer sich für diese futuristische Tür interessiert, die aus drehenden Dreiecken konstruiert ist, kann in der „Wiener Art Foundation“ in der Praterstraße einen Blick darauf werfen. Anfassen erlaubt.

Insgesamt ca. 30 Türen, vornehmlich aus Holz und Glas, hat Torggler in den vergangenen Jahren geschaffen, alle sind patentiert. Praktischerweise ist der Bruder Patentanwalt - sollte man als Erfinder immer in der Verwandtschaft haben. Der Künstler selbstironisch: „Irgendwann werden sie über mich sagen.. gemalt hat er auch.“

Verbleibt zum Schluss noch eine Frage: Warum zum Teufel lesen eigentlich so viele Menschen einen Wikipedia-Artikel über Türen?

http://www.torggler.co.at/

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