Das ist doch das Lied aus der Werbung...

Das ist doch das Lied aus der Werbung...
The Asteroids Galaxy Tour wurden mit einem Lied aus einem Werbespot bekannt. Viele Bands abseits des Mainstream nutzen diese Möglichkeit.

Im aktuellen Heineken-Werbespot "The Entrance" sind sie nicht nur mit ihrem Song "The Golden Age" dabei, sondern auch mittendrin: Die dänische Alternative-Pop-Band The Asteroids Galaxy Tour steht im Zentrum einer rauschenden Partynacht mit illustren Gästen wie einäugigen Seefahrern, schießwütigen Ölbaronen oder asiatischen Karate-Kämpfern. Durch diese Party des Lebens bewegt sich ein smarter Wunderwuzzi, der von Kung-Fu bis Klarinettespielen so ziemlich alles kann.
Der Spot war bereits vor seinem Fernseheinsatz im Sommer mit 4 Millionen Clicks auf YouTube ein Online-Hit. Bei den diesjährigen Cannes Lions sicherte sich "The Entrance" gleich mehrere Hauptpreise und einen silbernen Löwen in der Sparte "bester Einsatz von Musik".

Das Video mit dem Song "The Golden Age"

Auch die quirligen Dänen, mit ihrer Mischung aus Big Band-Klängen, Funk und prägnant-schrillen Vocals, profitierten von der Beteiligung an dem Werbespot. In den österreichischen Single-Charts drangen sie im September bis auf Platz 4 vor.

Bekannt wurden The Asteroids Galaxy Tour bereits 2008 - ebenfalls mit einem Song aus der Werbung: "Around the Bend" wurde in einem Spot für den iPod touch verwendet. Und auch wenn sich den sperrigen Bandnamen nicht jeder merken sollte: Wurde ein Song einmal in der Werbung gespielt, verflüchtigt er sich nicht mehr so schnell aus den Gehörgängen.

Am Ende des Artikels finden Sie einen Link zu einem von 100 Gratis-Downloads des Songs "The Golden Age" von The Asteroids Galaxy Tour.

Der "Feist-Effekt"

Man könnte es auch den "Feist-Effekt" nennen: Ein Song der kanadischen Singer/Songwriterin Leslie Feist wurde 2007 in einer Werbung für den iPod nano verwendet. Vor dem Launch des Werbespots kam "1234" auf rund 2.000 Downloads pro Woche. Danach schoss das Lied auf mehr als 73.000 Downloads pro Woche hoch und erreichte Platz 8 in den US-Billboard-Charts. Für eine Off-Mainstream-Künstlerin ist das kein schlechter Wert.

Es begann in den Neunziger Jahren

In den Neunziger Jahren, als bei der TV-Werbung der Trend von der reinen Produktanpreisung in Richtung Imagewerbung ging, kamen auch Werbespots auf, die mehr als eine Minute dauerten und ein Lebensgefühl transportierten oder schlicht unterhaltsam waren. Durch einen dieser Spots eines weltbekannten Jeansherstellers kannte man plötzlich auch eine schottische Band namens Stiltskin bzw. ihren Song "Inside".

One-Hit-Wonder aus der Werbung

Letztlich blieb die Band aber ein One-Hit-Wonder. Midge Ure, ebenfalls Schotte, hatte zwar ein paar Hits mehr, sein Song "Breathe" wurde aber ebenfalls durch eine Werbung - nämlich für Swatch - international bekannt.

Der große Ausverkauf?

Da zunehmend auch Indie-Bands und nicht mehr bloß die Rolling Stones & Co. in der Werbung auftauchten, kam bald auch der Vorwurf des "Sell-Out" an die jeweiligen Bands. Dass manche Musiker dem Winken mit den Dollarbündeln widerstehen, zeigen folgende Beispiele: The Notwist lehnten ein 750.000 Euro-Angebot von Vodafone ab und The White Stripes eine Angebot von 1 Million Dollar der Modekette GAP. Was aber nicht heißt, dass die beiden Bands gar keine Werbeminuten vorzuweisen haben. The Notwist stellten "Pick up the Phone" 2002 der Werbung für das JETZT! Magazin der SZ zur Verfügung und The White Stripes schrieben 2005 sogar einen eigenen Song für Coca-Cola ("Love ist the Truth"), was eine große Kontroverse bei Indie-Fans auslöste.

Alternative Rock für alle: Franz Ferdinand...

Mittlerweile gehört es aber fast zum "guten Ton", dass rockige Gitarrenklänge, die sonst nur auf alternativeren Radiostationen laufen, auch dem breiten TV-Publikum zugemutet werden. Da dröhnt etwa Franz Ferdinand aus dem Walkman ...

The Caesars:

... und The Caesars ("Jerk it out") aus dem iPod Shuffle.

The Hives:

Die schwedischen Alternative-Rocker The Hives ("Won't Be Long") hat es in eine Auto-Werbung verschlagen, ...

The Fratellis:

... ebenso wie die The Fratellis mit "Chelsea Dagger".

Stufenweise Diamond Nights:

Auch heimische Werber sind längst auf den Zug aufgesprungen und greifen immer mehr auf alternative Klänge zurück. Neben der musikalischen Qualität sprechen auch finanzielle Faktoren für diese Maßnahme. Denn die Kosten für die Rechte an Off-Mainstream-Songs sind geringer als für jene an Songs von Lady Gaga & Co.

Der österreichische Bierbrauer Stiegl setzte plötzlich statt auf rauschende Gebirgsbäche auf Alternative-Rock und Party. Die Diamond Nights lieferten dazu den Soundtrack. Ihr Song "The Girl's Attractive" wurde aber bereits 2006 schon einmal im englischen Sprachraum eingesetzt - für einen Fernsehspot für Jaguar.

Wie kommen Bright Eyes und Mario Matt zusammen?

Nicht nur rockige Klänge sind bei den Werbefachleuten gefragt, sondern auch ganz leise, wie die des Indie-Folk-Poeten Conor Oberst und seiner Band Bright Eyes. A1 verwendete seinen Song "First Day of My Life" in einem Werbespot, in dem Skifahrer Mario Matt von seinen jungen Fans angehimmelt wird.

Finanzielle Basis für kleine Bands

Und für die Alternative Acts, die von der Absatzkrise der Musikbranche nicht verschont bleiben, zahlt sich das Geschäft mit der Werbung ebenfalls aus. So wurde ein Song der Dresden Dolls, vorher hierzulande wohl ausschließlich FM4-Hörern bekannt, plötzlich für einen Spot des Früchteinkochers Darbo verwendet. Bei einem Konzert in Wien bekundete Amanda Palmer augenzwinkernd, dass sie und ihr Drummer sich dank des Einsatzes in der Werbung wieder eine Krankenversicherung in den USA leisten könnten. Lediglich einen Vorschlag hätte die Grande Dame des Punk Rock Cabaret ihnen gerne unterbreitet: Die Macher sollten doch die Textzeile "I can even fuck him in the ass" im Spot verwenden.

Ist denn jetzt scho Weihnachten...?

Im Weihnachtsgeschäft des Vorjahrs griff Mobilfunkanbieter A1 auf einen besonders schräg-schönen Spot zurück und verwendete das Lied "Pipermint" der deutschen Schauspielerin Meret Becker, die auch selbst im Werbespot auftrat. Aber hier beenden wir die Zusammenschau - natürlich mit einem Werbezitat: "Ist denn jetzt scho Weihnachten...?"

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