Der Gimpl fliegt wieder

Nach einer langen Pause springt Stefan Gimpl bei der "burn Style Session" wieder über die Air&Style-Schanze in Innsbruck.

Er ist mittlerweile 33 Jahre alt, wirkt aber immer noch wie 23. Stefan Gimpl war einer der besten Freestyle-Snowboarder der Welt. Er gewann drei Mal in Serie den Air&Style-Wettbewerb, er holte neun Weltcupsiege und drei Mal den Big-Air-Gesamtweltcup. Doch nach der Saison 2009/10 hatte der Salzburger genug, er nahm seine Ersparnisse in die Hand, flog um die Welt, um frei Snowboarden zu gehen – und um sich seinen Traum vom eigenen Fotobuch zu erfüllen.

Nach einer langen Pause springt Gimpl am Freitag wieder vor Publikum. Bevor am Samstag beim 20-Jahr-Jubiläum des Air&Style die besten Boarder der Welt im Innsbrucker Bergisel Stadion um den Sieg kämpfen, zeigen am Freitag Gimpl und andere einstige Stars der Sportart ihre alten Tricks bei der „burn Style Session“.

Sind Sie bereit für Innsbruck?
Stefan Gimpl: Ich hoffe. Ich bin schon lange nicht mehr so gesprungen. Ich habe erst schauen müssen, dass ich wieder ein bisserl Übung bekomme.

Warum haben Sie sich entschieden, noch einmal über die große Schanze zu gehen?
Ich bin fast ein bisserl überrumpelt worden. Vor vier Wochen bin ich gefragt worden, ob ich mitmachen will. Und ich habe natürlich ja gesagt. Die „burn Style Session“ ist ja so etwas wie eine Seniorenwertung. Aber mir taugt’s, dass ich da wieder einmal den Kicker ausprobieren kann.

Der Gimpl fliegt wieder
Snowboarder Stefan Gimpl of Austria jumps during a training session before the LG Snowboard FIS World Cup Big Air final at the Olympic Stadium Lluis Companys in Barcelona November 7,2009. REUTERS/Marti Fradera (SPAIN SPORT)
Wann sind Sie das letzte Mal über einen ähnlich mächtigen Kicker gesprungen?
Das ist schon zwei Jahre her. Es ist nicht einfach, solche Kicker untrainiert zu springen.

Wie gefährlich ist das?
Hoffentlich nicht sehr. Natürlich denkt man schon nach. Als ich noch aktiv war, bin ich ganz anders an die Sache herangegangen. Aber jetzt kostet mich das Hupfen schon Überwindung.

Auf welchem Niveau können Sie noch springen?
Ich möchte mich auf keinen Fall mehr mit jenen vergleichen, die aktuell die Besten sind. Aber ich freue mich, dass ich mit ein paar ehemaligen Gewinnern wieder zusammenkomme und Gaudi haben werde.

Sie haben nach der Saison 2009/10 als Siegertyp aufgehört. War das der richtige Zeitpunkt?
Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Für mich ist’s okay, wie es jetzt ist. Ich kann nach wie vor Snowboarden gehen, Tiefschnee fahren, ich bin fit. Ich habe viel gelernt beim Wettkampf-Fahren. Aber Snowboarden abseits der Wettkämpfe gibt mir auch einiges. Ich bin froh, so wie meine Karriere gelaufen ist.

Sie haben danach viel Zeit mit Foto- und Filmaufnahmen verbracht. Haben Sie damit Geld verdient?
Ich habe das Jahr direkt nach meiner Karriere an einem Buch (Joy. Mit dem Snowboard um die Welt; Anm.) gearbeitet. Das war meine Aufgabe und auch mein Hobby. Das wollte ich schon immer machen und das habe ich mir durch Erspartes finanziert. Sponsoren habe ich keine mehr, ich bin ja nicht mehr in der Öffentlichkeit.

1999 haben Sie als erster Österreicher beim Air & Style gewonnen. Der Sieg wurde allerdings durch eine Katastrophe überschattet, fünf Zuschauer starben bei einer Massendrängelei. Welche Erinnerungen haben Sie an diesen Tag?
(lange Pause) Von der Katastrophe haben wir Sportler nichts mitgekriegt. Das war nach dem Contest. Deshalb kann ich darüber auch nicht viel sagen.

Doch das war Ihr erster ganz großer Sieg?
Wenn man es so bezeichnen will angesichts der Umstände ... Ich würd’s aber nicht machen.

Wie hat sich in den 14 Jahren seit Ihrem ersten Sieg in Innsbruck der Sport entwickelt?
Das ist nicht mehr vergleichbar. Allein die Schanze, auf der wir vor 14 Jahren gesprungen sind ... da sind Welten dazwischen. Heute springt man auf einer ganz anderen Flugkurve. Außerdem ist technisch alles viel ausgereifter geworden.

Haben jene, die heute die Weltklasse darstellen, schon früher mit dem Sport begonnen?
Das nicht, aber das Angebot ist heutzutage ein anderes. Deshalb bist auch das Level so gestiegen. Mittlerweile gibt es in fast jedem Skigebiet Snowboard-Parks, und es gibt Schulen, wo man das lernen kann.

Werden die Athleten sportwissenschaftlich anders betreut als früher?
Zum Teil schon. Aber Theorie bringt beim Snowboarden nicht viel. Man braucht einen Snowboardpark, wo man 50 Mal am Tag über die Schanze springen kann. Wenn man das von klein auf macht, kommt man weit.

Welche Pläne haben Sie für die kommenden Jahre?
Keine Ahnung. Ich weiß, die Antwort ist nicht zufriedenstellend. Aber ich kann keine andere geben.

Livestream vom Air & Style: www.burn.com (Fr. 18-22 Uhr, Sa. 16-22 Uhr).

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