50 Jahre Räuber Hotzenplotz

50 Jahre Räuber Hotzenplotz
Ein Buch, das soeben in der 64. Auflage erscheint? Das gibt es. Und es ist nicht die Bibel, sondern ein Kinderbuch: Otfried Preußlers "Räuber Hotzenplotz" wird 50.

Auf Türkisch heißt er Haydut Haytazot. Auf Italienisch Il Brigante Pennastorta. Auf Chinesisch Dadao Huochenbuluci. Auf Französisch Le Brigand Briquambroque.

Irgendwie klingt er immer lustig, egal, in welcher der 34 Sprachen, in die er übersetzt wurde.

"Der Räuber Hotzenplotz" ist ein unverwüstlicher Weltenbummler geworden. Ein Kosmopolit, der allen Moden und Trends auf dem Buchmarkt trotzt.

"Er ist eben nur ein polterndes Großmaul und kein wirklich Böser. Deshalb lieben ihn die Leute so", erklärt Susanne Preußler-Bitsch, eine der drei Töchter von "Hotzenplotz"-Schöpfer Otfried Preußler, die langlebige Faszination des Schmalspurschurken.

Fünfzig Jahre ist  am 1. August her, dass "Der Räuber Hotzenplotz" in seiner allerersten Ausgabe erschien. Die Geschichte vom bärtigen Mann mit den sieben Messern, der Kasperls Großmutter die Kaffeemühle klaut, schrieb Preußler als Ablenkung zu seinem Roman "Krabat", der ihm außerordentlich schwer von der Hand ging.

Dass der Räuber einmal sein erfolgreichster Held werden würde – weltweit wurden bisher mehr als 7,5 Millionen Bücher verkauft –, hätte sich Preußler niemals träumen lassen.

Die Tochter

"Eine meiner Kindheitserinnerungen ist das Regal in Vaters Arbeitszimmer, in dem er die ,Hotzenplotz"-Übersetzungen aus aller Welt aufbewahrte", sagt Susanne Preußler-Bitsch im KURIER-Gespräch.

Sie kümmert sich nach dem Rückzug ihres fast 90-jährigen Vaters aus der Öffentlichkeit um die Verwaltung seines literarischen Erbes.

Seit dem Tod seiner Frau lebt Otfried Preußler in einer Seniorenresidenz in Oberbayern; und lässt manchmal ausrichten: Nein, er werde keine Fortsetzung schreiben.

Staunend sei die Tochter als Vierjährige vor dem Regal mit den Übersetzungen gestanden und habe sich immer gefragt, warum denn die Buchstaben auf den Büchern so verdreht seien: "Besonders schlimm war’s bei der finnischen Version. Da ist vom Namen Hotzenplotz gar nix mehr übrig geblieben".

Von der Berühmtheit des Vaters habe sie als Kind nicht viel mitgekriegt: "Für uns drei Mädchen war er in erster Linie Vater. Dann war er der Schulmeister. Und erst an dritter Stelle Schriftsteller. Am Nachmittag ist er halt oft an seiner Schreibmaschine gesessen."

Dass das Essen beim "Hotzenplotz" so eine wichtige Rolle spielt, ist für die Tochter, eine promovierte Kulturwissenschaftlerin, ganz logisch: "Unsere Familie hat immer gern gegessen. Und für den Vater hat eine gute Bratwurst mit Sauerkraut nach seinen Erfahrungen im Krieg und in der Gefangenschaft, wo er ständig Hunger litt, einen ganz anderen Stellenwert gehabt."

Anfragen zur Zubereitung des perfekten Zwetschkenkuchens mit Schlagobers beziehungsweise des original bayerischen Sauerkrauts trudeln übrigens immer noch – auch nach fünfzig Jahren – aus aller Welt ein: "Sogar Japaner wollen das wissen."

Die Namen

50 Jahre Räuber Hotzenplotz

Wie ist der Vater denn auf die kuriosen Namen gekommen?

Auf den Wachtmeister Dimpfelmoser, die Witwe Schlotterbeck, den Zauberer Petrosilius Zwackelmann, den Wasti? Den Hotzenplotz selbst? – "Teilweise sind das halt urige bayerische Ausdrücke. Ein Dimpfel ist bei uns ein sehr einfältiger Mensch. Am schwersten hat er sich mit dem Hotzenplotz getan." Benannt habe er seinen Titelhelden schließlich nach einem mährischen Dorf, Osoblaha, das er aus seiner Kindheit kannte: "Als er den Namen Hotzenplotz gefunden hatte, hat die Geschichte geschnurrt. Sie war dann schnell geschrieben."

Hat der Vater auch lachen müssen über den "Hotzenplotz", wie das Generationen von Lesern getan haben? – "Ja, ziemlich oft. Manchmal sogar so laut, dass man ihn im ganzen Haus gehört hat."

Otfried Preußler: Vor allem Lehrer

Otfried Preußler wurde 1923 in Reichenberg, Nordböhmen, geboren. Unmittelbar nach der Matura wurde Preußler zum Kriegsdienst eingezogen. Fünf Jahre in sowjetische Kriegsgefangenschaft, Typhus, Malaria und Fleckfieber. Erst 1949 kehrte Preußler heim, wurde Lehrer, schrieb 32 Bücher mit einer Gesamtauflage von 50 Millionen Exemplaren, auch "Die kleine Hexe" und "Das kleine Gespenst".

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