Uta Hauft
An der Bar im phil steht nicht irgendeine, sondern die klassische Faema E 61. Was für eine Kaffeemaschine! 42 Jahre alt ist das blank polierte Ding mittlerweile, das vor zwei Jahren aus Ligurien – dort stand sie auf einem Campingplatz – importiert wurde. Ersteigert wurde sie von den Lokalbetreibern im Netz. Und um die Faema nicht zu beleidigen, füllt man sie mit den Bohnen des Pellini-Kaffees aus Verona, die ein kräftig-rundes Getränk entstehen lassen, das keinen bitteren Nachgeschmack kennt, auch wenn schwarz genossen.
"Es sind die Geschichten, die hinter scheinbar Alltäglichem stecken, die für mich am reizvollsten sind", sagt Uta Hauft. Und im Fall einer Kaffeemaschine hilft ihr die Liebe zum koffeinhaltigen Heißgetränk dabei, die Geschichte dahinter zu entdecken.
Ob zuerst die Liebe zum Kaffee oder die Leidenschaft für Geschichten entstanden ist, lässt sich nicht einwandfrei klären. Beides war irgendwie da in den Marathon-Sitzungen für die Schülerzeitung. Die Freude am Schreiben war jedenfalls ausschlaggebend für einen Umzug nach Wien (Kaffeehäuser gibt es schließlich sogar in Wels). Ziel war damals, Anfang der 90er-Jahre, noch nicht der KURIER, sondern die Universität. Das Germanistikstudium konnte zwar den Hunger nach Literatur stillen, mit Schreiben hatte es aber nicht wirklich etwas zu tun. Also Veränderung.
Konkreteres versprach eine Journalistenschule, deren Abschluss auch die ersten Jobs bei Lokalmedien einbrachte. Doch irgendwie fehlte nach einigen Jahren die Großstadt – also, Umzug zurück nach Wien. Zum KURIER ist Uta Hauft im Jahr 2000 nicht wegen, sondern trotz des Kaffees gekommen. Die Automaten im Redaktionshaus spucken bis heute ein heißes Etwas aus, das ungefähr so viel mit Kaffee zu tun hat wie eine Chronik-Redakteurin mit einer Geschichte über die Ablösesumme für Andreas Ivanschitz. Zugegeben, der Vergleich hatscht ein bisserl.
"Das Schöne daran, im Ressort Chronik zu schreiben, ist ja die Breite an Themen", meint Uta Hauft. Da kann es vorkommen, dass man plötzlich tatsächlich mit Ablösesummen konfrontiert ist (um das Porträt über den legendären Platzsprecher in Hütteldorf besser hinzukriegen), am Tag darauf in die Oper geht (nicht ohne sich vorher einen Leitfaden für elektronische Displays durchgelesen zu haben, um die neue Untertitelung besprechen zu können), einen Tag später in Gummistiefel schlüpft (um die Eröffnung des neuen Wiener Kanals aus der einzig wahren Perspektive schildern zu können) und schließlich 14 Stunden in einem stickigen Zug verbringt (weil das die letzte Chance ist, die Wiener Pilger zum Begräbnis des Papstes in Rom zu begleiten).
"Fad wird einem nicht, in diesem Beruf. Die Neugierde, einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können, treibt mich an." Und Kulissen hat diese Stadt genug. Hinter den alltäglichsten versteckt sich das Spannende.
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