Energieeffizienz in der Trinkwasserversorgung

Energieeffizienz in der Trinkwasserversorgung / Fotocredit: dualpixel - Martin Seifried
Österreichs Wasserversorgung ist nahezu CO2 neutral.

Die neue Studie „Energienutzung, Energieeffizienz und Energieresilienz in der Wasserversorgung“ der BOKU Wien wurde im Auftrag der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) und des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft erstellt. Studienautor DI Dr. Roman Neunteufel (BOKU Wien) legte bei der Erstellung der Studie den Schwerpunkt auf den Stromverbrauch und die Stromgewinnung in der Wasserversorgung. „Eine frühere Studie zur Energieeffizienz aus dem Jahr 2010 wurde vor dem Hintergrund der stark schwankenden Energiepreise der letzten Jahre und in Hinblick auf die Versorgungssicherheit mit elektrischem Strom aktualisiert und ergänzt. Insbesondere wurden auch eigene Energieerzeugung durch Trinkwasserkraftwerke und durch Photovoltaik (PV)-Anlagen berücksichtigt“, sagt Studienautor Neunteufel.

Versorgungssicherheit durch Eigenstromproduktion

„Die nachhaltige Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit hochqualitativem Trinkwasser ist mir ein wichtiges Anliegen. Um diese sicherzustellen zu können, spielt die Energienutzung sowie die Versorgungssicherheit bei Blackout eine entscheidende Rolle. Die vorliegende Studie zeigt deutlich, dass bereits viel in die Eigenstromproduktion des Sektors investiert wurde und dadurch ein Großteil der österreichischen Bevölkerung auch bei einem Blackout weiter mit Trinkwasser versorgt werden kann,“ so Wasserminister Nobert Totschnig anlässlich der Veröffentlichung der Studie.

Trinkwasserversorgung braucht nur wenig Energie

Der Energiebedarf der Trinkwasserversorgung liegt bei 0,4% des gesamten Energiebedarfs in Österreich. „Zieht man die Energiemenge ab, die aus Eigenerzeugung entsteht, braucht die Trinkwasserversorgung in Österreich lediglich 0,16% des gesamten Energiebedarfs“, so Neunteufel von der BOKU Wien.

Aufgrund der hohen Qualität des Grundwassers, welches zu 100% für die Trinkwasserversorgung verwendet wird, ist der Aufbereitungsbedarf gering und demzufolge auch der Energiebedarf. „Hier zeigt sich, wie wichtig Grundwasserschutz auch in diesem Bereich ist: Ein höherer Bedarf an Aufbereitung bedeutet auch einen höheren Energiebedarf“, sagt ÖVGW-Präsident Ing. Wolfgang Nöstlinger, MSc MBA. Die wesentlichen Einflussfaktoren für den Energiebedarf sind topographische Rahmenbedingungen sowie das Aufbereitungserfordernis von Trinkwasser. „So liegt etwa der Pro-Kopf-Stromverbrauch für die Trinkwasserversorgung in Österreich bei einem Anteil von rund 1,6% des durchschnittlichen Haushaltsverbrauchs pro Jahr. Das entspricht der Strommenge die ein Fernsehgerät im Standby-Betrieb verbraucht“, so Nöstlinger.

Fazit: Einsparungspotential fast ausgereizt

In Summe bewegt sich das mögliche Stromeinsparpotenzial der Wasserversorgung, wie auch deren Gesamtstrombedarf, auf vergleichsweise sehr niedrigem Niveau. Die geschätzte gesamte Stromerzeugung durch Trinkwasserkraftwerke beträgt aktuell rund 152 GWh. Erweiterungspotentiale sind hier auf wirtschaftlich günstige Lagen beschränkt und bereits eher überschaubar. Die gesamte Stromerzeugung durch PV-Anlagen von Wasserversorgungsunternehmen wird aktuell auf rund 6,2 GWh pro Jahr geschätzt. Das ist zwar vergleichsweise gering gegenüber den Trinkwasserkraftwerken aber die Erweiterungspotentiale zur Stromproduktionen durch PV-Anlagen liegen zwischen 25 und 55 GWh und sind praktisch in allen Lagen verfügbar.

„Jedoch wird langfristig mit einem Anstieg des Energiebedarfs im Bereich der Trinkwasserversorgung zu rechnen sein. Der Einfluss des Klimawandels wird in länger werdenden Trockenperioden zu einer Verringerung der Quellschüttungen führen und eine zunehmende Wasserversorgung aus Brunnen nötig machen. Dies führt wiederum zu mehr Strombedarf für den Betrieb von Pumpen. Gemeinsam mit dem Bevölkerungswachstum und dem daraus steigenden Wasserbedarf wird ein zunehmender Strombedarf unvermeidbar sein“, sagt Studienautor Roman Neunteufel.

Die ÖVGW

Die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) ist die einzige, unabhängige und freiwillige Interessensvertretung für die österreichischen Trinkwasserversorger. Sie zählt über 290 Unternehmen aus dem Wasserbereich zu ihren Mitgliedern. Über Kooperationen mit Landesverbänden vertritt die ÖVGW mehr als 2.000 Wasserversorger. Diese beliefern rund 80 % der zentral versorgten Bevölkerung mit Trinkwasser. Das österreichische Trinkwasser wird zu 100 % aus Grund- und Quellwasser gewonnen, welches Großteils nicht aufbereitet werden muss. Für die ÖVGW steht daher der Schutz des Grundwassers und die sichere Versorgung der Bevölkerung mit natürlichem, hochqualitativem Trinkwasser in Zeiten des Klimawandels im Fokus.

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