Bangladesch: Wie mit digitalen Technologien Hunger bekämpft wird
Noor Nahar lebt in einem Dorf namens Char Modhupur im Bezirk Rangpur im Norden Bangladeschs. Die 25-jährige erwartet ihr zweites Kind. In den regelmäßigen Untersuchungen wurde ihr empfohlen, täglich Folsäure-Tabletten einzunehmen und eine ausgewogene Ernährung beizubehalten. Doch eine ausgewogene Ernährung ist in ihrer Heimatregion keine Selbstverständlichkeit.
Um die Menschen in benachteiligten Regionen ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgen zu können, ist Planung nötig. Dabei stellen sich komplexe Fragen: Wie wird die lokale Ernte ausfallen und wie sind die Lagerbestände? Welche klimatischen Bedingungen sind zu erwarten? Wie entwickeln sich die Lebensmittelpreise und ist genügend Saatgut vorhanden? Wieviel Babynahrung wird benötigt? Diese Planung gelingt nur, wenn die Stellen, die in der Lebensmittelversorgung eine Rolle spielen, miteinander in engem Kontakt stehen und ihre Daten untereinander austauschen. Und auch die Bäuerinnen und Bauern selbst sollen ihr Wissen über besonders effiziente Anbaumethoden weitergeben können. Und auch der Zugang zu Gesundheitsdiensten soll erleichtert werden. „Für uns in den weit entfernten Dörfern gibt es sonst kaum Zugang zu Gesundheitseinrichtungen. Ich wünsche mir, dass mehr Frauen davon erfahren und sie nutzen“, sagt Noor Nahar.
Hier setzt das CARE-Projekt JANO (Joint Action for Nutrition Outcome) an. Das Projektziel ist, insbesondere die Unterernährung von Kindern in der Heimatregion von Noor Nahar ein Ende zu setzen und die Ernährung von schwangeren und stillenden Frauen zu verbessern. Gemeinsam mit dem Social Business Unternehmen mPower wird im Projekt eine Online-Plattform entwickelt, die den Informationsfluss zwischen unterschiedlichen Akteuren erleichtert und so die Ernährungsplanung auf regionaler Ebene steuert. Das Projekt wird gefördert von der Europäischen Union und der Austrian Development Agency (ADA). Im Projekt werden zunächst die Menschen in Rangpur von dieser neuen Ernährungsplanung profitieren, bevor die eingesetzte Technologie auch in anderen Regionen zum Einsatz kommt.
„Die mangelnde Vernetzung und der fehlende Informationsaustausch haben die Nahrungsmittelversorgung in der Projektregion bislang stark beeinträchtigt”, erklärt Zaki Haider vom Sozialunternehmen mPower. „Die Ernährungssituation hängt stark von der Produktivität der Bauern ab, die mehr als 70 % der Bevölkerung ausmachen. Wegen ihres begrenzten Zugangs zu Informationen haben die Landwirte kaum die Möglichkeit, sich über optimale, neue Bewirtschaftungsmethoden zu informieren. Daher können sie nur traditionelle Anbaumethoden anwenden, die jedoch zu geringen Erträgen führen.”
Die Online-Plattform soll den Wissenstransfer verbessern und auch dafür sorgen, dass Bäuerinnen und Bauern einen Zugang zu hochwertigem Saatgut erhalten. Haider ist davon überzeugt, dass der vermehrte Einsatz digitaler Innovationen im Entwicklungsbereich Wirkung zeigen wird: „Wir befinden uns im Zeitalter der vierten industriellen Revolution. Digitale Technologien verändern die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten. Entwicklungsorganisationen sind davon keine Ausnahme. Open-Source-Technologien können Entwicklungsprojekte unterstützen und die Verwirklichung jedes einzelnen der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) beschleunigen.” Das wird auch Noor Nahar und ihren Kindern zugute kommen.
Nähere Informationen zum Projekt finden Sie hier.
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