Die linke Hand fordert ihre Rechte
Von Ute Brühl
Lady Gaga, Bill Clinton oder Barack Obama schaffen alles mit links: Sie schreiben, essen oder winken mit ihrer linken Hand. Diese ist für 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung die Favoritin. Auf ihre Bedürfnisse wird am 13. August aufmerksam gemacht.
Die dreifache Mutter und Lehrerin begann, sich mit dem Thema intensiv zu beschäftigen. Sie machte eine Ausbildung zur Linkshänderberaterin bei der Psychologin und Sinistralität-Expertin Barbara Sattler.
Nachahmen
Hayek-Schwarz hat es sich seither zum Ziel gesetzt, auf Probleme von Linkshändern aufmerksam zu machen und gründete den Verein „LinkeHand“. Ihr Rat an Eltern und Lehrer:
Kopfsache Der erste Schritt ist die richtige Einstellung der Eltern. „Auch wenn Sie selbst Rechtshänder sind, sollten Sie in Betracht ziehen, dass Ihr Kind die Linke bevorzugt“, sagt sie.
Mittig „Reichen Sie Babys und Kleinkindern Spielzeug immer zur Körpermitte hin. So benutzt das Kind automatisch seine Lieblingshand. Ab dem 1. Lebensjahr sollten Eltern besonders darauf achten, mit welcher Hand das Kind spontane Bewegungen macht, z. B. Winken oder Greifen“, meint die Expertin.
Kindergarten Kommt ein Kind in die Fremdbetreuung, ist das oft eine kritische Phase. „Teilen Sie der Tagesmutter oder der Kindergärtnerin Ihre Beobachtungen mit“, sagt Hayek-Schwarz. „Bestehen Sie darauf, dass das Kind von Anfang an eine Schere sowie einen Spitzer für Linkshänder erhält.“ So sollte schon beim Malen die entspannte Schreibhaltung eingeübt werden. Ganz wichtig: Das Blatt sollte nicht parallel zur Tischkante liegen, sondern schräg. So vermeidet das Kind, dass es das Geschriebene verwischt. Zu Beginn helfen dabei spezielle Schreibunterlagen.“
Schule Spätestens jetzt sollte die optimale Schreibhaltung geübt werden. Werden die Schüler gezwungen, das Heft gerade hinzulegen, schreiben sie in der verbreiteten Hakenhaltung und verkrampfen dabei. Linkshänder sollten sich so setzen dürfen, dass sie auf ihrer linken Seite genügend Platz haben, um niemanden zu behindern.
Pädagogik Ist die Händigkeit nicht offensichtlich, werden Kinder von Lehrern oft aufgefordert, die „schöne“ Rechte zu benutzen. Das hat Folgen für Linkshänder: „Sie müssen sich viel mehr konzentrieren. Deswegen sind sie oft schneller müde und haben Schwierigkeiten, sich etwas zu merken“, sagt Hayek-Schwarz. Auch mit dem Schreiben und der Feinmotorik haben sie auf die Dauer große Probleme. Besonders im Werkunterricht macht sich das bemerkbar. Eltern sollten auf Werkzeuge für Linkshänder bestehen. Übrigens: Dort, wo Lehrer geschult sind, auf die Händigkeit der Schüler zu achten, schreiben rund 30 Prozent mit der Linken.
Der erste Weltlinkshändertag war der Freitag, 13. August 1976. Linkshänder und Begründer Dean R. Campbell wollte mit einem Augenzwinkern bewusst machen, dass weder Linkshänder noch ein Freitag Unglücksbringer sind. Gleichzeitig soll der Tag auf Alltagsprobleme aufmerksam machen.
UnterstützungHilfe für Eltern und Linkshänder bietet in Österreich der Verein Linke Hand (www.linkehand.at). Spezialisierte Internetshops bieten mittlerweile Alltagsgegenstände wie Scheren, Dosenöffner oder Instrumente wie Flöten für Linkshänder an, z. B. www.lieb-links.com oder www.lafueliki.de.
Pfui-Gacki. Der kleine Kerl da unten, das bin ich – 1963, erster Schultag. Vorsichtshalber beide Hände hinter dem Rücken versteckt. Das gute Handi und das Pfui-Gacki-Pratzi.
Ja, ich bin Links-Händler, wie es seinerzeit mit Schauer in der Stimme hieß. Ein linker Händler, fast so, als wäre ich, mit nicht einmal sechs Jahren, bestens zum „unreellen“ Kaufmann veranlagt.
Meine Volksschullehrerin wollte mich unbedingt umgewöhnen, aber mein Vater, selbst Lehrer, erwirkte gottlob, mich „links zu lassen“. Dieses – damals keineswegs taxfrei gängige Links-Zulassen bedeutete freilich auch, in punkto pädagogischer Zuwendung links liegen gelassen zu werden.
„Ich kann schließlich bei 30 Schülern keine 30 Extrawürschteln braten“, hatte die Lehrerin mit den Augen gerollt, obwohl es, außer mir, keine weiteren gröberen Behinderungen in der Klasse gab. So verwischte ich beim Schreiben die Tinte, „fräste“ mit der Schere Risse und Zacken ins Bastelpapier statt ordentlich zu schneiden und galt durch die Bank – quasi von Rechts wegen – als „linkisch“. Darunter litt mein Ansehen in der Gemeinschaft gewaltig. Apropos „gewaltig“ – da wendete sich das Blatt!
Als es auf dem Sportplatz zu einem „Klassenkampf “ mit gleichaltrigen Buben einer Nachbarschule kam, wurde ich urplötzlich zum Helden – als Raufer. Denn: Man durfte, so war’s ausgemacht, nur mit der Linken hinhauen! Bumm!
Seither hat mir meine Linkshändigkeit nicht mehr weh getan.
Ganz im Gegenteil – sie war oft die beste Ausred’ bei manuellen Belästigungen. „Sorry, ich habe“, sage ich da sehr gerne, „leider Gottes zwei Rechte.“