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Serie "Leben im Krieg": Theater und Oper sind kriegsfreie Zone

Herbstbeginn 1939: Der Jahreszeitenwechsel macht sich auch auf den gedruckten Seiten bemerkbar. Das kleine Volksblatt jubelt  über die zu erwartende "qualitativ sehr gute und quantitativ mindestens gute Weinernte", Das interessante Blatt rät seinen Leserinnen, die vielen reifen Zwetschken zu Kompott, Röster oder Powidl einzukochen und liefert auch gleich passende Rezepte.

Auf den Werbeseiten der Illustrierten wird ein Präparat zur Brustvergrößerung angepriesen, ein anderes Inserat  weist darauf hin, welche Stellen im Gesicht das Alter einer Frau verraten (und welche Creme das Altern verhindern könne).

"Trotz der Waffen schweigen die Künste nicht"

Der hintere Teil der Zeitungen gaukelt Normalität vor. War die Presse  doch eines der wichtigen Instrumente der Durchsetzung der Nazi-Herrschaft. Alles, was täglich in den Medien erschien, war durch ein System von schriftlichen Anweisungen gelenkt. Viele Journalisten verloren ihren Job. Die Plätze der Hinausgeworfenen nahmen Parteigänger ein.

In diesem Licht muss man auch die Berichterstattung sehen: "Trotz der Waffen schweigen die Künste nicht", schreibt das bunte Blatt und betont den Unterschied zu London oder Paris, wo "alle Theater gesperrt" seien: "Was für ein Bild an Ruhe, Sicherheit und Entschlossenheit bietet im Vergleich dazu das deutsche Kunst- und Kulturschaffen."

Unterdessen besucht Adolf Hitlers die umkämpfte Hansestadt Danzig, die nun endgültig wieder Teil des "Deutschen Reichs" werden soll.

Der Grenzbote druckt auf seiner Titelseite die Rede des "Führers" in Danzig, welche laut Anzeiger "in der ganzen Welt mit beispiellosem Interesse aufgenommen" wurde. Wenige Tage später kapituliert Warschau endgültig. Polen sollte von nun an sechs Jahre von deutschen Truppen besetzt bleiben.