Serie "Leben im Krieg": Zucker hamstern verboten

Serie "Leben im Krieg": Zucker hamstern verboten
Vor 80 Jahren: Was in der ersten Woche des Zweiten Weltkriegs über den Alltag in Zeitungen stand.

Es war die Zeit, da sich die Titelseiten mit dem „deutschen Siegeszug in Polen“ befassten. Und damit, dass „England und Frankreich den Kriegszustand erklären.“

Das Wetter: Heiter. Linz meldet maximal 25 Grad.

Blättert man dieser Tage in der Illustrierten Kronen-Zeitung auf Seite 7, erfährt man aber auch, dass „Mager- und Buttermilch – ein willkommenes Genussmittel“ seien. „Infolge reichlich vorhandener Mengen von Mager- und Buttermilch empfiehlt es sich, für die Zubereitung von Milch- und Mehlspeisen aller Art und als Getränk Magermilch zu verwenden.“ Magermilch könne „für die Zubereitung von fast allen Speisen Verwendung finden, für die bisher Vollmilch üblich war.“ Letztere sei nur noch auf Bezugsschein zu bekommen.

Apropos Bezugsscheine: Eine Seite später empfiehlt man „Hausfrauen, einsieden!“ Auf die Kartoffelabschnitte 1 bis 3 erhalte man je ein halbes Kilogramm Kristallzucker. Man habe das nur deshalb ermöglicht, „um den Hausfrauen Gelegenheit zu geben, das in reichlichen Mengen auf den Märkten vorhandene Obst zum Einsieden stark heranzuziehen“. Nachsatz: Selbstverständlich dürfen „die Kartoffelabschnitte nicht zum Hamstern von Zucker verwendet werden.“

Das Neue Wiener Tageblatt wiederum weist darauf hin, dass „auch Krankenhäuser in Wien Lebensmittel nur im Rahmen der festgesetzten Höchstmengen und nur gegen einen Zuweisungsschein beziehen dürfen. Gleichzeitig vermeldet die Illustrierte Kronen-Zeitung: „Unsere Ernährung ist sichergestellt.“ Die Bezugsscheine dienten nur „der gerechten Verteilung“.

Stichwort gerechte Verteilung: In Das Kleine Volksblatt ist nachzulesen, dass Wien beabsichtige, 60 Frauen als Schaffnerinnen aufzunehmen. „Sie erhalten in der Schaffnerinnenschule die gleiche Ausbildung wie die männlichen Schaffner und werden nach erfolgreicher Ablegung der vorgeschriebenen Prüfung zum selbständigen Schaffnerdienst zugelassen.“ Emanzipation? Chancengleichheit? Mitnichten. Als Grund wird angegeben, dass sich Schaffner bisher großteils aus Facharbeitern rekrutierten. Bei dem gegenwärtigen Mangel an Facharbeitern würden die aber im erlernten Beruf benötigt.

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