Gesucht: Die Banane von morgen
Versteckt in einer Felsspalte, am Rande einer Oase im Wüstenstaat Oman – hier entdeckte Andreas Bürkert 2004 eine besondere Bananensorte und benannte sie nach ihrem Fundort: Musa acuminata Umq-Bi’r. Da sie an ihrem Standort auszusterben drohte, nahm der Professor für Ökologische Agrarwissenschaften an der Universität Kassel, mit Zustimmung der omanischen Behörden, ein Exemplar mit nach Deutschland.
Monokultur
In Monokulturen führt der neue Erreger, der sich dort ungehindert von Pflanze zu Pflanze verbreiten kann, zum Verlust der gesamten Ernte. In der Anbauform liegt das Problem, erklärt Hermann Bürstmayr, Professor für Pflanzenzüchtung an der Universität für Bodenkultur Wien. „Die Pflanzen in einer Plantage sind heute genetisch identisch und bei Auftreten eines aggressiven Pathogens (Krankheitserreger, Anm.) im Bestand gleich anfällig. Das fördert das epidemische Auftreten von Krankheiten.“ Zur Bekämpfung gibt es keine wirksamen Fungizide, sagt er.
Derzeit sind vor allem Plantagenbesitzer in Asien und Ostafrika betroffen. In den 1990er-Jahren tauchte der Bodenpilz TR4 erstmals in Taiwan auf, verbreitete sich in Indonesien, Malaysien und Australien. Inzwischen bedroht er auch die Ernte im Oman, Pakistan, Libanon und Mosambik. Kolumbien und Ecuador, die Hauptexportländer der hochgezüchteten Bananen in Mittelamerika, blieben bisher verschont.
Schädlingsresistent
Was die Oman-Banane noch von ihren Verwandten aus den Obstregalen unterscheidet? Sie ist kleiner und schlanker und schmeckt süßer, ein wenig nach Apfel. Vor einigen Tagen war Bürkert wieder im Oman und brachte zwei Exemplare zurück. Ihre Mankos: Haltbarkeit und Form entsprechen nicht der EU-Norm.
Züchtung
Trotzdem macht sich Bürkert keine Sorgen. Die Oman-Banane ist für ihn der Beweis, dass die Natur viel mehr zu bieten hat, als oft angenommen wird. Insgesamt gibt es weltweit über 1000 Bananen-Sorten. Darin sieht er eine Chance: „Was wir jetzt an Bananen essen, ist nur ein kleiner genetischer Ausschnitt einer großen Vielfalt. DIE Banane von morgen gibt es nicht. Wir müssen uns darauf einstellen, dass es im Supermarkt künftig verschiedene Sorten geben wird.“ Deren Produktion, Verschiffung und Verkauf dürfte auch den Preis nach oben treiben: „Das Kilogramm wird dann vielleicht 50 und nicht mehr nur 29 Cent kosten. Davon profitieren die Bauern in den Herkunftsländern, die derzeit einem gnadenlosen Konkurrenzdruck um den billigsten Preis für ein Massenprodukt ausgesetzt sind.“