Wissen/Gesundheit

Hörprobleme können zu Konzentrationsstörungen und Demenz führen

Kennen Sie das? Sie sitzen im Restaurant und können der Unterhaltung kaum folgen, weil Sie nur Bruchteile von dem verstehen, was gesagt wird? „Das ist ein Alarmzeichen“, sagt Univ.-Prof. Patrick Zorowka, Vizepräsident der österreichischen HNO-Gesellschaft. „Denn das kann das erste Zeichen dafür sein, dass Sie schlecht hören.“

Doch es gibt noch andere Situationen, die auf Hörprobleme hindeuten, etwa wenn man beim Fernsehschauen die Lautstärke drosselt, sobald Musik gespielt wird. Viele Menschen bemerken allerdings lange Zeit gar nicht, dass sie schlecht hören, weil es ein schleichender Prozess ist.

Probleme mit dem Hören haben in Österreich viele Menschen: In einer Studie im Auftrag des Hörgeräteherstellers Neuroth hören 44 Prozent der Befragten manchmal schlecht. Für Zorowka ist dieser hohe Wert nachvollziehbar: „Das hat mit der Altersstruktur unserer Gesellschaft zu tun. Spätestens mit 65 Jahren lässt das Hörvermögen nach und man hört die hohen Frequenzen nicht bzw. nur ungenügend. Am Anfang gleicht das Gehirn den Hörverlust aus und der Betroffene merkt nichts von dem Problem – erst, wenn die Hörprobleme in einem Bereich ab vier Kilohertz und darunter liegen, fällt das auf. In diesem Frequenzbereich liegen aber zahlreiche Laute, die für ein gutes Sprachverstehen notwendig sind.“

Job und Freizeit

Doch nicht nur das Alter kann dazu führen, dass wir schlechter hören, sondern auch unsere Lebensweise: „Da ist zum einen der Lärm, dem wir am Arbeitsplatz ausgesetzt sein können. In dem Bereich hat sich allerdings durch Arbeitsschutzbestimmungen vieles zum Besseren gewandelt“, freut sich der HNO-Mediziner.

Allerdings wird Lärm in der Freizeit immer häufiger zum Problem: „Immer dann, wenn wir mit unserem Kopfhörer laute Musik hören oder auf Konzerte gehen, bei denen Lautstärken von mehr als 100 Dezibel gemessen werden, schaden wir unseren Ohren.“

Besonders sind Menschen gefährdet, die im Job und in der Freizeit Lärm ausgesetzt sind. Als Grundregel gilt: „Je lauter und länger der Lärm, desto schneller führt das zu Hörproblemen. Umgekehrt: Je leiser, desto besser für das Ohr – und da ist eine längere Einwirkzeit zulässig.“

Wer merkt, dass er Hörprobleme hat, sollte das abklären lassen. Das kann anfangs ein Hörgeräteakustiker sein – stellt der etwas fest, sollte man zum HNO-Arzt. Aus gutem Grund: „Schwerhörigkeit kann das Leben beeinträchtigen“, warnt der HNO-Arzt. Sie führt häufig zu Konzentrations- und Aufmerksamkeitsproblemen und kann unbehandelt das Demenzrisiko erhöhen.“

Zunehmende Schwerhörigkeit führt häufig zu sozialer Isolation und Einsamkeit, weil das Gegenüber denkt, man versteht es intellektuell nicht. Der Schwerhörige zieht sich in der Folge immer mehr zurück. „Dabei kommunizieren wir auch im Whatsapp-Zeitalter noch vor allem über die Sprache, insbesondere auf der emotionalen Ebene. Nach dem Motto: gut hören – dazugehören“, sagt Zorowka.

Aber nicht nur das: Unser Gehör warnt uns auch vor Gefahren im Alltag, etwa im Straßenverkehr: „Bevor wir als Fußgänger sehen, dass ein Auto kommt, hören wir es in der Regel.“ ute brühl