Männer, die häufig Gewaltpornos konsumieren, zeigen eher sexuelle Aggressionen
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Internet-Plattformen mit frei verfügbaren pornografischen Inhalten. Allein Pornhub zählt etwa 5,8 Milliarden Seitenbesuche pro Monat. Der Anstieg hat auch den Zugang zu gewalttätigen und erniedrigenden Inhalten erweitert, von denen mitunter angenommen wird, dass sie schädliches Verhalten von Männern gegenüber Frauen fördern. Eine neue Studie, die im Fachjournal Psychology of Violence veröffentlicht wurde, zeigt nun einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gewaltpornos und dem Auftreten sexueller Aggression bei Männern.
Der mögliche Zusammenhang von Pornografie und sexueller Aggression gilt als vieldiskutiertes Thema, vergangene Studien brachten teils widersprüchliche Ergebnisse. Die Forschenden wollten deshalb unterschiedliche Muster im Pornokonsum entlang verschiedener Pornokategorien untersuchen und herausfinden, wie diese Muster mit sexueller Aggression und ihren Risikofaktoren zusammenhängen.
Für die Studie wurden 491 Männer in den USA über eine Online-Plattform rekrutiert, wobei die Teilnehmer im Schnitt 30 Jahre alt waren.
Problematische Haltungen gegenüber Frauen
In der Analyse konnten drei verschiedene Typen hinsichtlich des Pornokonsums identifiziert werden:
- Gelegenheitsnutzer (23 % der Stichprobe) gaben an, nur wenig Pornografie aller Art zu konsumieren. Diese Gruppe schaute sich Pornografie selten oder gar nicht an.
- Durchschnittliche Nutzer (62 % der Stichprobe) gaben an, Pornos in moderatem Ausmaß zu konsumieren. Diese Gruppe tendierte dazu, regelmäßig gewaltfreie Inhalte zu sehen, sah teilweise erniedrigende Inhalte, aber nur wenig Gewaltpornografie.
- Nutzer gewaltvoller Pornografie (15 % der Stichprobe) fielen durch ihren hohen Konsum erniedrigender und gewalttätiger Pornografie auf. Sie verzeichneten auch insgesamt den höchsten Pornokonsum.
Die Gruppe der Zuschauer gewalttätiger Pornografie wies im Vergleich zu den durchschnittlichen und gelegentlichen Zuschauern deutlich höhere Niveaus sexueller Aggression auf. Sie neigten auch eher dazu, Vergewaltigungsmythen zu glauben, eine feindselige Haltung gegenüber Frauen an den Tag zu legen, Gelegenheitssex zu befürworten, psychopathische Züge aufzuweisen und Probleme mit der Emotionsregulierung zu haben.
Auffällig war, dass die Häufigkeit des Konsums keinen zuverlässigen Indikator für sexuelle Aggression darstellte. Obwohl Konsumenten gewaltvoller Pornografie insgesamt dazu neigten, mehr Pornografie zu konsumieren, schien die Art des Inhalts der entscheidende Faktor zu sein, der mit sexueller Aggression einhergeht.
Studien mit US-amerikanischen Männern
Die Teilnehmer wurden mittels Online-Fragebogen zu ihren Gewohnheiten im Pornografiekonsum befragt, vor allem dazu, wie oft sie Pornos ansahen, wie viel Zeit sie normalerweise damit verbrachten, und welche Arten von Inhalten sie konsumierten. Die Inhalte wurden in verschiedene Kategorien eingeteilt, darunter gewaltfreie Bilder oder Filme, erniedrigende Filme und Gewaltfilme.
Zusätzlich zu den Fragen zu Pornografie wurden die Teilnehmer zu ihren Erfahrungen mit sexueller Gewalt befragt. Die Teilnehmer sollten angeben, wie oft sie an sexuell gewalttätigen Praktiken teilgenommen hatten, beispielsweise indem sie einen Partner zum Sex gezwungen oder körperliche Gewalt angewendet hatten. Die Umfrage erfasste auch Einstellungen zu Vergewaltigungsmythen – das sind falsche Überzeugungen, die sexuelle Gewalt rechtfertigen oder verharmlosen sollen, wie beispielsweise, dass Täter den Opfern die Schuld für die Gewalttat zuschreiben.
Zu den weiteren Variablen gehörten feindselige Männlichkeit, die Misstrauen und Feindseligkeit gegenüber Frauen widerspiegelt, sowie Faktoren wie Gelegenheitssex und eine Neigung zu unpersönlichen sexuellen Beziehungen. Abschließen untersuchten Forschenden den Grad der Psychopathie und Schwierigkeiten bei der Regulierung von Emotionen, die bekanntermaßen mit höheren Aggressionsraten einhergehen.
Die Forschenden betonen, dass die vorliegenden Ergebnisse einen Querschnitt darstellen und somit kein Kausalzusammenhang abgeleitet werden kann. Es stellt sich die Frage, ob Gewaltpornografie sexuelle Aggressionen verursachen kann, oder Männer, die mit Aggression vorbelastet sind, eher gewaltvolle Pornografie konsumieren. Auch müsste für mehr Generalisierbarkeit zum Beispiel der kulturelle Kontext mehr berücksichtigt werden.