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Digitales Zeitalter: Verhüten, aber wie?

Tippt man das Wort " Verhütung" bei Google ein, spuckt die Suchmaschine binnen Millisekunden über fünf Millionen Ergebnisse aus. Welche Einträge vertrauenswürdig sind und welche Quellen falsche Informationen liefern, ist oft schwierig zu beurteilen. Dass die Zahl der Fehlinformationen im Netz zum Thema Verhütung in den vergangenen Jahren zugenommen hat, bestätigt Eva Lehner-Rothe, die als niedergelassene Frauenärztin in Wien arbeitet. "Das hat insbesondere für junge Nutzer gefährliche Folgen", warnt sie.

Informationssuche

Dass junge Menschen hauptsächlich im Internet nach Antworten auf Fragen zum Thema Sexualität suchen, liegt auf der Hand. Die Hemmschwelle ist gering, der Großteil der Jugendlichen ist mit digitalen Angeboten vertraut. Laut Statistik Austria nutzen knapp 85 Prozent der 16 bis 24-Jährigen das Internet zuhause regelmäßig. Hinzu kommt die mobile Nutzung – hier sind es fast 98 Prozent. Neben dem Konsum von Nachrichten und der Nutzung sozialer Netzwerke ist die Suche nach gesundheitsbezogenen Informationen mit über 64 Prozent eine wichtige Online-Aktivität junger Menschen. Sexualinhalte – und damit auch Informationen über Verhütung – spielen dabei eine große Rolle. Aus einer Studie der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung ging 2012 hervor, dass sich 54,4 Prozent aller Burschen und 27 Prozent aller Mädchen zwischen dreizehn und 21 Jahren ihre Kenntnisse über Sex und Sexualität online aneignen.

Wissenslücken

Dass junge Frauen und Männer oft unzureichend über Verhütungsmethoden informiert sind, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass laut Österreichischem Verhütungsreport (im Auftrag des Gynmed-Ambulatoriums, Stand 2015) 48 Prozent aller Frauen bereits einmal oder mehrmals einen Schwangerschaftstest gemacht haben, weil sie dachten, ungewollt schwanger zu sein.

Wie lückenhaft das Wissen junger Menschen teilweise ist, weiß Eva Lehner-Rothe: "In meiner Praxis bin ich immer wieder mit jungen Menschen konfrontiert, die glauben, viel über Verhütung zu wissen. Tatsächlich sind viele falsch informiert." Häufig werde angenommen, dass die Pille vor Geschlechtskrankheiten schützt, die Spirale als Verhütungsmittel erst nach der Geburt des ersten Kindes in Frage kommt oder dass natürliche Verhütungsmethoden (wie zum Beispiel die Temperaturmethode) für junge Frauen als Alternative zu hormonellen Kontrazeptiva geeignet sind.

Aufklärung

Bei diesen und ähnlichen Wissenslücken setzt eine neue Kampagne ("Know your Body") an, die von der Gesellschaft vom Goldenen Kreuze in Zusammenarbeit mit dem Pharmaunternehmen Bayer und dem Frauenmagazin miss ins Leben gerufen wurde. "Wir gehen mit den Informationen genau dorthin, wo sich junge Menschen aufhalten und eröffnen eine Plattform, die richtige Informationen bereitstellt", erklärt Erika Sander, Geschäftsführerin der Österreichischen Gesellschaft vom Goldenen Kreuze. Ziel der Aktion sei, junge Frauen und Männer zu animieren, offen mit Fragen zu Verhütung umzugehen. Gleichzeitig sollen Themen wie die richtige Einnahme der Pille, die Wahl eines geeigneten Verhütungsmittels oder Notfallverhütung zielgruppengerecht aufbereitet werden. Konkrete Verhütungsempfehlungen wird es im Zuge der Kampagne nicht geben. Für die Wahl der passenden Methode ist das Gespräch mit einem Facharzt unerlässlich.

Univ.-Prof. Christian Egarter, Leiter der Klinischen Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Uni Wien, nimmt genau diese in die Pflicht: "Es braucht eine strukturierte und motivierende Beratung beim Arzt, damit jede Frau die richtige Verhütungsmethode längerfristig akzeptiert." Heute gäbe es für jede Frau die passende Verhütungsmethode, jedoch wüssten viele oftmals zu wenig über die verfügbaren Methoden sowie deren Vor- und Nachteile. "Da helfen nur eine intensive Aufklärung und einfühlsame Diskussion."