Deutlich mehr Anträge wegen Impfschäden
Von Josef Siffert
Im Jahr 2020 gab es zehn Anträge nach dem Impfschadengesetz, etwa wegen FSME- oder Masernimpfungen. Im Vorjahr ist die Zahl der Anträge auf Schadenersatz wegen eines vermuteten Impfschadens in Österreich stark gestiegen.
367 Österreicher haben laut Zahlen des Gesundheitsministeriums im Jahr 2021 einen solchen Antrag gestellt. Die meisten Anträge beziehen sich auf Corona-Impfungen. Darunter befinden sich harmlosere Fälle von Impfnebenwirkungen, aber auch das Auftreten von Herzmuskelentzündungen oder Sinusvenenthrombosen.
Ansprüche auf Leistungen nach Impfschäden werden in Österreich mit dem Impfschadengesetz geregelt.
In medizinischen Gutachten muss nach so einem Antrag festgestellt werden, inwieweit es wahrscheinlich ist, dass die Impfung tatsächlich zu Nebenwirkungen wie Thrombosen oder Herzmuskelentzündungen im jeweiligen konkreten Fall geführt hat. "Für die Anerkennung muss eine Wahrscheinlichkeit gegeben sein", so Impfstoffexperte und Infektiologe Herwig Kollaritsch gegenüber dem Ö1-Morgenjournal. Heißt: Laut wissenschaftlicher Lehrmeinung müsse mehr FÜR als GEGEN einen Zusammenhang des Schadens mit der Impfung sprechen. "Die alleinige Möglichkeit einer Verursachung reicht nicht."
Entschädigung
Das Gesetz sieht eine Entschädigung von 1.300 Euro vor, wenn jemand einen schweren Impfschaden ohne Dauerfolgen erlitten hat. Bei massiven Dauerfolgen kann die Entschädigung bis zu 2.700 Euro pro Monat betragen. Um Anspruch auf Entschädigung zu haben, muss die Impfung in Österreich erfolgt sein. Aus vergangenen Fällen abgeleitet, würden etwa "zehn bis 15 Prozent" der Anträge positiv erledigt, also etwa jeder zehnte Antrag.
Kollaritsch erklärt: "Wenn wir jetzt 350 Anträge nach dem Impfschadengesetz haben, betrifft das etwa einen Antrag auf 50.000 durchgeführte Impfungen." Insgesamt wurden 2021 rund 16,4 Millionen Corona-Impfungen durchgeführt.
Unter den Anträgen aus dem Vorjahr seien bestimmt einige Impfschäden bereits bekannter möglicher Nebenwirkungen, vermutet Kollaritsch. Das sei "unter den Vektorimpfstoffen (wie jener von Astra Zeneca, Anm.) die Sinusvenenthrombose." Bei mRNA-Impfstoffen etwa würde es häufiger zu "harmlosen" Fällen von Herzmuskelentzündungen kommen. Tritt eine solche in zeitlicher Nähe zur Impfung mit einem mRNA-Impstoff auf, sei dies "mit hoher Wahrscheinlichkeit der Impfung zuzuschreiben." Risiko und Gefahren einer Covid-Erkrankung seien aber weit höher.