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Allergie: Neuer Chip-Test zur Diagnose

Die Birken stehen dieser Tage vor ihrer Blüte. Somit startet die diesjährige Allergiesaison, die laut den Experten des Pollenwarndienstes heuer zwar eher durchschnittlich sein soll. Für die rund 400.000 betroffenen Birkenpollenallergiker in Österreich können die Beschwerden dennoch heftig ausfallen, etwa wenn die Pollen abrupt freigesetzt werden. Dadurch kann sogar Mundgeruch gefördert werden, sagt Felix Wantke, Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums in Wien. Durch die eingeschränkte Nasenatmung vor allem nachtsgelangen andere Bakterien als sonst in den Rachenraum.

In Anbetracht steigender Allergikerzahlen sind Forschungsansätze zur Allergieerkennung, bevor diese ausbricht, derzeit besonders spannend. "Das wäre ein Paradigmenwechsel in der Behandlung", sagt Univ.-Prof. Rudolf Valenta vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung an der MedUni Wien. Eine neue Studie lässt diesen Ansatz ein Stück greifbarer werden. Möglich war dies durch die Verwendung des von Valentas Team entwickelten Allergie-Chips.

Blut liefert Hinweise

Basis für die Untersuchung, die die Wiener Forscher im Rahmen eines EU-Projekts gemeinsam mit dem schwedischen Karolinska-Institut durchführten, sind die Blutuntersuchungen von 10.000 Kindern und Jugendlichenaus verschiedenen Teilen Europas im Alter von vier, acht und 16 Jahren. "Wir konnten durch diese Kohortenuntersuchungen mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen, welche der Kinder mit 16 Jahren Allergiesymptome zeigen", erklärt Valenta im KURIER-Gespräch. Der Allergie-Chip sei dabei ein wesentliches Werkzeug. "Einem vierjährigen Kind kann man nicht ständig Blut abnehmen." Für den Chip reicht die winzige Menge von 30 Mikroliter, praktisch nur ein Tropfen. Der Chip wird bereits in Kliniken und Allergie-Praxen eingesetzt, zum Beispiel bei multiallergenen Patienten oder wenn Beschwerden nicht eindeutig zuordenbar sind.

Warum die aktuellen Ergebnisse wichtig zur Verhinderung und präventiven Behandlung sein könnten, hängt mit dem Immunsystem zusammen. "In der frühen Kindheit gibt sich die Krankheit Allergie oft noch nicht als solche zu erkennen, aber im Blut bilden sich bereits Antikörper (IgE)." Man könnte zu diesem Zeitpunkt also bereits Gegenmaßnahmen einleiten, etwa eine präventive Antikörper-Immuntherapie, die einen Ausbruch der Allergie verhindert. Der Forscher bleibt aber realistisch: Dies setze "natürlich voraus, dass Studien den Nutzen einer frühen Intervention bestätigen." Nun könnten neue Studien auf Basis der aktuellen Ergebnisse gemacht werden.

Gräserpollen-Impfung

Bei der geplanten Impfung gegen Gräserpollen, an der Valenta ebenfalls mitarbeitet, ist man mittlerweile noch weiter. Dieser innovative Impfstoff soll ja bereits 2017/2018 marktreif sein. Neu ist daran, dass synthetisch hergestellte Bausteine verwendet werden und keine natürlichen Eiweiße, die allergische Reaktionen auslösen können. "Die Dosis muss daher nicht wie bisher bei einer spezifischen Immuntherapie gesteigert werden, beim neuen Impfstoff reichen vier Impfungen jährlich mit der Hochdosis." Derzeit wird der Stoff bei einer Immunisierung 20- bis 30-mal pro Jahr injiziert.

Die gerade abgeschlossene, noch unveröffentlichte Phase-II-Studie (doppelblind, placebokontrolliert, 181 Probanden) habe positive Ergebnisse geliefert, sagt Valenta. "Die Impfung ist wirksam." Die Heuschnupfen-Symptome reduzierten sich im Vergleich zur Placebo-Gruppe um 25 Prozent, das Wohlbefinden verbesserte sich signifikant.

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