Windenergie: Das Geschäft am Meer
Während der Ausbau der Windenergie in Österreich für Proteste sorgt (der KURIER berichtete), und die Investoren auf die neue Ausgestaltung der Förderbedingungen warten, läuft das Geschäft mit dem Wind in ungleich größeren Märkten vergleichsweise beständig. Davon profitieren auch österreichische Zulieferer.
Die großen Hoffnungsmärkte sehen sie unter anderem in China, Indien, Taiwan sowie Nord– und Südamerika. Die größten europäischen Betätigungsfelder liegen in der Nord– und Ostsee.
Stabiler Offshore-Ausbau
Grundsätzlich wird zwischen Anlagen auf dem Festland (Onshore) und solchen auf offenem Meer (Offshore) unterschieden. Letztere sind größer leistungsfähiger, haben ein stabileres Windaufkommen und keine Probleme mit Anrainern. Deswegen sind sie für Investoren auch ungleich attraktiver.
Mehrere österreichische Unternehmen beliefern oder servicieren Offshore-Windparks. Der Kollaps des Ölpreises im Zuge der Corona-Pandemie, oft als Damoklesschwert über den erneuerbaren Energien verschrien, macht ihnen dabei wenig Sorgen. Die Investitionen in fossile Energien würden abnehmen, „weil jeder Angst hat, dass bepreist wird“, erklärt etwa Cornelius Geislinger im Gespräch mit dem KURIER.
Stabile Entwicklung
Der Ausbau von Offshore-Windkraft gehe also stabil voran. Inklusive Kupplungen der Firma Geislinger, Transformatoren von Siemens, Generatoren von Elin, Steuerungen der Vorarlberger Firma Bachmann und mit Service-Kranen der Firma Palfinger. Bei Palfinger Marine blickt man optimistisch in die Zukunft, was das Geschäft mit den Offshore-Windparks angeht. Die Ausbaupläne seien weltweit im Steigen, damit werde auch der Bedarf an Service-Kranen zunehmen, heißt es vom Unternehmen. Das Geschäft sei freilich ein „zyklisches“ und abhängig von politischen Stimmungen und Schwankungen.
So etwa habe sich der Brexit im Vorjahr dämpfend ausgewirkt, da Großbritannien als Wachstumsmarkt in diesem Bereich gelte und britische Hersteller durch die politische Lage den Vorzug bekommen hätten.
Reihe von Problemen
Ganz problemlos ist allerdings auch die Offshore–Windkraft nicht. Es fehlt ein europaweites Netz, um den Strom zu den Kunden zu bringen und die Problematik verschärft sich mit steigendem Energieverbrauch. Auch Speicherlösungen, die die Volatilität der Erneuerbaren ausgleichen können, sind nicht ausreichend vorhanden.
Onshore - etwa in Österreich - gibt es diese Probleme genauso. Trotzdem soll die Kapazität der österreichischen Windenergie bis zum Jahr 2030 um zehn Terawattstunden (TWh) gesteigert werden. Aktuell kommen elf Prozent des Strombedarfs aus Windenergie, bis 2030 sollen es 25 Prozent sein. Dafür sollen bis 2024 jährlich 80 neue Windräder aufgestellt werden. Geht es nach Fritz Herzog, dem Obmann der IG Windkraft, müssten es sogar 120 im Jahr sein. Im laufenden Jahr werden gerade einmal acht neue Anlagen errichtet.
Die Hoffnung liegt nun auf dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), das diesen Sommer in Begutachtung gehen soll. Es regelt die Förderungen für Ökostrom und ist maßgeblich für die Wirtschaftlichkeit der Anlagen. Hinzu kommt die geringe Beliebtheit von Windparks. Aktuelles Beispiel ist der Widerstand gegen ein Projekt im Waldviertel. Ein Umstand, der bei Herzog Kopfschütteln auslöst. „Viele Leute haben noch nicht verstanden, wie es um die Umwelt steht.“
Um die 25 Prozent Anteil am österreichischen Gesamtstromanteil zu erreichen, müsse sich die Anzahl der Windräder jedenfalls in etwa verdoppeln - auf etwa 2.600 Stück in Österreich. Dazu müssten auch Bundesländer, die noch wenige Windkraftanlagen haben, einen Beitrag leisten - momentan tragen Niederösterreich und das Burgenland den Löwenanteil an Windrädern.