Westbahn wird Züge an Deutsche Bahn verkaufen - ÖBB gehen leer aus
Im Rennen um die Übernahme der 17 Triebwagen-Zugsgarnituren der Westbahn dürften die ÖBB leer ausgehen. Fast-Drittel-Eigentümer Erhard Grossnigg bestätigt im KURIER-Gespräch, dass „mit der Deutschen Bahn verhandelt wird“. Laut Grossnigg gibt es bereits ein Angebot für den Fuhrpark, verkauft habe man aber noch nichts. Das sei auch den ÖBB bereits bekannt.
Die Ausschreibung der Deutschen Bahn (DB) Fernverkehr AG endete bereits am 31. März 2019. Dort heißt es, „die DB beabsichtigt, kurzfristig Doppelstock-Wende-Elektrotriebzüge mit einer Sitzkapazität von mehr als 500 zur Verwendung im Intercity-Verkehr (...) zu beschaffen“. Die Verhandlungen sollen zügig vorangetrieben werden. „Die ersten Fahrzeuge müssen zum Einsatz schon ab dem Fahrplanwechsel Dezember 2019 kurzfristig geliefert werden“, heißt es von der DB.
Chinesischer Hersteller CRRC
Indes bestätigt Grossnigg, dass mit dem chinesischen Hersteller CRRC über neue Zuggarnituren verhandelt wird. Dem Vernehmen nach soll dabei eine vorteilhafte Finanzierung eine Rolle spielen, nicht nur die höhere Geschwindigkeit der chinesischen Garnituren.
Die Aufregung über den bevorstehenden EU-Markteintritt der Chinesen versteht man bei der Westbahn nicht. Hat doch die EU die Fusion der Bahnsparten von Siemens und Alstom als Gegengewicht zu den Chinesen verhindert. Dass aber die französische Staatsbahn SNCF, der Westbahn-Minderheitsgesellschafter, Bedenken gegen den geplanten China-Deal hat, versteht man aber sehr wohl.
Europäische Bahnindustrie zittert
Seit drei Jahren sucht CRRC einen Kunden, der den Markteintritt in Europa ermöglicht, heißt es von Branchenkennern. Mit der Westbahn habe man nun einen solchen gefunden. „Wenn die Chinesen den Einstieg in Europa schaffen, dann werden sie in eine europäische Fabrik investieren“, sagt Christian Diewald, Geschäftsführer des Zugherstellers Bombardier Österreich.
Und das wäre nicht gut. Denn grundsätzlich gelte, dass Staatsbahnen bei Ausschreibungen Angebote ausschließen können, wenn die Wertschöpfung nicht zu mindestens 50 Prozent in Europa stattfand. Doch das ließe sich umgehen.
Chinesische Züge haben bessere Beschleunigung
„Es ist immer eine Frage, wie man die Wertschöpfung darstellt und wie man sie definiert“, sagt Diewald. Die Chinesen könnten den Großteil in China und nur ein Minimum in Europa fertigen. Sollte CRRC in Europa Fuß fassen, könnten europäische Hersteller einpacken.
Der Deal mit CRRC bringe der Westbahn noch einen Vorteil, so ein anderer Insider. Auch wenn die Strecke Wien-Salzburg nur auf 230 km/h ausgelegt ist, bringen die schnelleren chinesischen Züge einen großen Vorteil: nämlich durch die bessere Beschleunigung. Dadurch lassen sich ein paar Minuten gewinnen. Ziel der Westbahn sei es, als erster die Strecke unter zwei Stunden zu bewältigen und damit einen Coup im Match mit den ÖBB zu landen.