Weitere Bank erhebt Strafzinsen für Sparkonten
Strafzinsen werden zunehmend auch für Sparer mit niedrigem Anlagevermögen eine Belastung. Laut dem Vergleichsportal Verivox verlangen mittlerweile mindestens zwei Volksbanken Negativzinsen von -0,5 Prozent ohne Freibetrag für private Tagesgeldkonten. Die Institute im deutschen Westmünsterland und in Fürstenfeldbruck geben demnach auch an Kleinsparer den vollen Negativzinssatz der EZB weiter.
Der "Damm ist gebrochen", erklärte Verivox und rechnete mit weiteren Fällen: "Spätestens wenn Kunden im großen Stil anfangen, Einlagen zu verschieben, wird es für die Banken schwerer, sich dem Trend zu Negativzinsen zu entziehen." Das Portal verwies aber darauf, dass solche Negativzinsen grundsätzlich nur für Neukunden gelten.
23 Banken mit Negativzinsen
Verivox untersucht nach eigenen Angaben regelmäßig die online veröffentlichten Konditionen für private Tages- und Festkonten von mehr als 800 Kreditinstituten. Demnach weisen bisher insgesamt 23 deutsche Banken in ihrem Preisverzeichnis Negativzinsen für Privatkunden aus - acht mehr als noch Mitte Oktober, aber meist erst ab einem Freibetrag von 100.000 Euro oder mehr.
Daneben verlangten sieben untersuchte Banken in Deutschland monatliche Gebühren für "das üblicherweise kostenfreie Tagesgeldkonto", was "faktische Negativzinsen ab dem ersten Euro" ergebe, selbst wenn die Bank gleichzeitig einen geringen Sparzins gewähre. Hinzu komme eine Reihe von Instituten, die Medienberichten oder früheren Ankündigungen zufolge Negativzinsen erheben, diese aber nicht online auswiesen.
Doch auch im aktuellen Zinstief seien Negativzinsen "kein Naturgesetz", erklärte das Portal. Manche Banken im EU-Ausland zahlen demnach noch bis zu 0,65 Prozent Zinsen, "mit deutscher Einlagensicherung gibt es immerhin bis 0,31 Prozent". Langfristigen Anlegern legte Verivox aber auch "Alternativen im Aktienmarkt" nahe.
Situation in Österreich
In Österreich sind Strafzinsen für Spareinlagen höchstgerichtlich verboten. Bei Girokonten wären sie theoretisch möglich. Allerdings haben Banken bis dato keine Bestreben, diese einzuführen. So sagt etwa Erste Group-Chef Andreas Treichl zum KURIER, dass dies keinen Sinn machen würde, "weil die Menschen ihr Geld sonst nur hin- und herbuchen. Das wäre nicht kundenfreundlich." Allerdings gibt es eine Ausnahme. Bereits seit März 2017 verlangt der Broker Flatex für Bareinlagen negative Zinsen von 0,4 Prozent im Jahr.
Damit dies nicht Schule macht, könnten sich die heimischen Parteien vorstellen, Strafzinsen für Girokonten zu untersagen (siehe Bericht unten).