Deutsche sind in Kauflaune - auch aus Angst vor Strafzinsen

Hitze in Berlin
Die Sparneigung der Deutschen ist auf den tiefsten Stand seit dreieinhalb Jahren gesunken. Der Rezessionsgefahr zum Trotz.

Trotz der sich abzeichnenden Rezession der deutschen Wirtschaft steigt die Kauflaune der Verbraucher. Für Oktober prognostiziert das Marktforschungsinstitut GfK einen Anstieg seines Konsumklima-Barometers um 0,2 auf 9,9 Punkte und damit das erste Plus seit Februar. Von Reuters befragte Ökonomen hatten eine Stagnation erwartet.

"Somit bleiben die Voraussetzungen bestehen, dass die Binnennachfrage trotz der schwächelnden Weltkonjunktur eine wesentliche Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland bleiben kann", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl am Donnerstag zu dem per Umfrage unter 2.000 Konsumenten ermittelten Indikators und warnte: "Wenn der Arbeitsmarkt nicht stabil bleiben und ein spürbarer Anstieg der Arbeitslosigkeit drohen sollte, würde das auch der Konsumkonjunktur einen deutlichen Dämpfer verpassen."

Angst vor Strafzins

Die Verbraucher schätzten die Konjunkturaussichten etwas positiver ein, während sie auch mehr Geld für größere Anschaffungen wie Möbel locker machen wollen. Ihre Einkommenserwartungen schraubten sie allerdings zurück.

Gleichzeitig sank die Sparneigung auf den tiefsten Stand seit rund dreieinhalb Jahren. "Offenbar befürchten Konsumenten, dass die Geschäftsbanken künftig auch für Privatanleger einen Strafzins erheben könnten", sagte Bürkl. Die Europäische Zentralbank hatte in diesem Monat ihre Strafzinsen für Geschäftsbanken erhöht.

Ökonomen wie die des Münchner Ifo-Instituts gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im zu Ende gehenden dritten Quartal erneut schrumpft. Damit würde Europas größte Volkswirtschaft erstmals seit dem Jahreswechsel 2012/13 in einer Rezession stecken. Handelskriege, schwächere Weltkonjunktur und Brexit-Verunsicherung setzen vor allem der exportabhängigen Industrie zu.

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