Wirtschaft

Urlaubsflüge: Massiver Personalmangel als möglicher Spaßverderber

In der Pandemie sind weltweit 2,3 Millionen Jobs in der Luftfahrt verloren gegangen, am stärksten betroffen waren die Bereiche Bodenpersonal und Sicherheitsdienste. Kein Wunder also, dass trotz stark steigender Passagierzahlen der Personalmangel auf Flughäfen in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Spanien und den Niederlanden den Verkehr beeinträchtigt.

Der Grund ist hausgemacht: Das Personal ist während der Pandemie in Branchen abgewandert, wo man mehr verdient. Somit drohen Urlaubern in der Hauptreisezeit lange Wartezeiten bei der Sicherheitskontrollen und an den Gepäckbändern sowie Verspätungen bei den Flügen. Die Lufthansa hat bereits für Juli 900 Flüge gestrichen.

Auch der britische Billigflieger Easyjet kappt vor allem auf den Hauptstandorten London-Gatwick und Amsterdam die Zahl der Flüge, weil es dort an Bodenpersonal mangelt.

Wenn dann auch noch wie gestern, Montag, Streiks des Sicherheitspersonals am Flughafen Brüssel stattfinden, dann geht (fast) nichts mehr. Nur landende Flieger und Frachtflugzeuge wurden abgefertigt. Drei Flüge von Brüssel nach Wien und zwei Flüge von Wien nach Brüssel sind ausgefallen, wie Peter Kleemann vom Flughafen Wien bestätigt.

In der Kritik steht das schlechte Lohnniveau am Boden und in der Luft. „Die Unternehmen haben nicht rechtzeitig erkannt, dass Dumping-Löhne in der Luftfahrt nicht mehr tragbar sind“, sagt Gewerkschafter Daniel Liebhart. Das betrifft sowohl das Boden- als auch das Kabinenpersonal.“ Beim Security-Personal beträgt das Einstiegsgehalt rund 1.700 Euro brutto. Auch ein Flugbegleiter der AUA beginnt laut Liebhart mit 1.700 Euro Gehalt und da kommen noch Diäten dazu, je nachdem, wie viel man fliegt.

Hohe Einbußen

„Die variablen Gehaltsbestandsanteile sind aber nicht für die Berechnung der Kurzarbeit herangezogen worden, das war ein großer Fehler“, sagt Liebhart zum KURIER. „Da sind dann nicht zehn Prozent vom Gehalt weggekommen, sondern 30 Prozent.“ Viele hätten sich deshalb um andere Jobs umgesehen. „Der Flughafen Wien ist personaltechnisch besser aufgestellt als andere große Flughäfen, das heißt aber nicht, dass man kein Personalproblem hat“, sagt Liebhart. „Die Situation ist angespannt und man muss sich bewusst sein, dass die Situation kippen kann. Wenn dann schaffen wir es im Sommer mit Ach und Krach, aber es kann auch sein, dass er in einem Chaos endet.“

Bei den Sicherheitsdiensten und beim Bodenpersonal sei große Bereitschaft vorhanden, den Mangel durch sehr viel Überstunden wettzumachen. „Man kann nur hoffen, dass das über den Sommer anhält“, sagt Liebhart. Für die konzerneigene Sicherheitsfirma VIAS am Flughafen Wien haben derzeit die Kollektivvertragsverhandlungen begonnen.

„Die VIAS-Mitarbeiter erhalten seit Mai bis zum Jahresende monatlich eine Prämie von 200 Euro“, sagt Flughafen-Sprecher Kleemann. „Der Flughafen bietet gute Arbeitsbedingungen gerade im Bereich der Sicherheitskontrollen, die mit Zustimmung der Gewerkschaft beschlossen wurden.“ Dank Kurzarbeit konnte der Flughafen 80 Prozent seines Personals halten. Kürzlich hat der Flughafen im Sicherheits- und Gepäcksbereich 100 neue Mitarbeiter aufgenommen.