Wirtschaft/Karriere

Für eine Vollzeitstelle zwei Teilzeitarbeitskräfte: Was ist Jobsharing?

Den perfekten Arbeitszwilling finden: Das bieten Katharina Miller und Sigrid Uray-Esterer mit ihrer Plattform „Jobtwins“. Die Idee dahinter: Zwei Arbeitssuchende mit den gleichen Qualifikationen, die einen Teilzeitjob möchten, finden sich auf Jobtwins und bewerben sich gemeinsam auf eine Vollzeitstelle. So genanntes Jobsharing ist in anderen Ländern längst bekannt, warum das Konzept auch in Österreich gebraucht wird, erklären die zwei Unternehmerinnen im Interview.

 

KURIER: Laut eurem Konzept sollen sich Teilzeitsuchende vor der Bewerbung einen Jobzwilling suchen. Bewerbungsprozesse sind doch schon mühselig genug. Was bringt der extra Aufwand?
 
Katharina Miller: Die Chance auf den Traumjob für gleich zwei Suchende wird erhöht.
 
Sigrid Uray-Esterer: Es gibt einfach viel zu wenige spannende, gut bezahlte Jobangebote in Teilzeit. Manche Unternehmen erlauben Teilzeit überhaupt nicht. Jobsharing schließt hier eine Lücke. In unserem Fall für hoch qualifizierte Personen. So werden Teilzeit-Talente sichtbar und bekommen die Chance auf einen Job im Management.
Das Konzept ist noch erklärungsbedürftig. Wie kommt es bei Unternehmern und Teilzeitsuchenden an?
 
Miller: Sehr viele Gespräche stecken dahinter. Dennoch kommen viele Unternehmen auch proaktiv auf uns zu und fragen nach, was das genau ist und wie Jobsharing im Arbeitsalltag funktionieren kann. Immerhin wollen die Unternehmer ihrer Vollzeitstellen gefüllt bekommen.
 
Uray-Esterer: Wir merken den Bedarf. Die Arbeitssuchenden sagen uns: Endlich gibt es das. Vor allem bei Frauen ist nach der Karenz eine große Frustration gegeben.

 

 

Man sucht sich online einen Partner, mit dem man dann jahrelang zusammenarbeitet. Das setzt voraus, dass die Zwei nicht nur dieselben Qualifikationen und Jobwünsche haben. Sie müssen sich auch sympathisch sein und sehr gut miteinander kommunizieren können.
 
Miller: Der Anspruch ist noch etwas höher als bei einer Dating-Plattform. Da haben wir wirklich sehr lange daran getüftelt, denn das Matching muss auf wissenschaftlich anerkannten Programmen basieren. Damit wird auch die Qualität eines Matches sichergestellt. Mein Mann und ich sind z. B. kein Match (lacht), unsere Arbeitsstile sind zu unterschiedlich.
 
Uray-Esterer: Es ist ein Miniteam, das gemeinsam am Strang zieht. Aber ja, kommunizieren muss man können, wenn z. B. von Mo-Mi der eine und von Do-Fr der andere im Büro ist. Wir empfehlen auch eine gemeinsame Mailadresse oder Handynummer für den besseren Arbeitsablauf.
Für Unternehmen bedeutet das aber auch: zwei Leute einzuschulen, zwei Laptops und zwei Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen.
 
Miller: Die Vorteile überwiegen den geringen Mehraufwand für die Firmen, auch finanziell. Jobsharer bringen nicht nur doppeltes Know-how mit, sie vertreten sich bei Urlaub oder Krankheit gegenseitig und der Wissensverlust bei Kündigung einer Person wird minimiert. Eins plus eins ist in dem Fall mehr als zwei.