Wirtschaft

Hauptmieten im Zeitraum 2017 bis 2021 um 8,5 Prozent gestiegen

 

Wohnen hat sich in den vergangen Jahren weiter verteuert. Die Hauptmieten inklusive Betriebskosten sind 2017 bis 2021 durchschnittlich um 8,5 Prozent gestiegen und damit etwas mehr als die Verbraucherpreise (plus 8,2 Prozent). Die Nettomieten zogen sogar um 9,2 Prozent an. Die österreichische Durchschnittsmiete inklusive Betriebskosten lag 2021 bei monatlich 8,3 Euro pro Quadratmeter. Die tatsächlichen Mieten hängen aber von Wohnungsgröße, Region sowie Dauer und Segment ab.

Kleine Wohnungen haben einen höheren Quadratmeterpreis. Der private Sektor ist deutlich teurer als Genossenschafts- und Gemeindewohnungen. Auch regional gibt es Unterschiede: Im Westen Österreichs sind die Mieten deutlich höher, Wien liegt ebenfalls etwas über dem durchschnittlichen Quadratmeterpreis.

Mietdauer

Die monatliche Miete inklusive Betriebskosten pro Wohnung betrug im österreichischen Durchschnitt 553,4 Euro. Kleinere Wohnungen unter 40 m2 Wohnnutzfläche kosteten durchschnittlich auf 326,6 Euro, ab 90 m2 waren es 837,1 Euro monatlich. Der Quadratmeterpreis lag bei Wohnungen unter 40 m2 bei 10,3 Euro. Haushalte mit Wohnungen von 90 m2 und mehr kamen auf 7,6 Euro pro Quadratmeter.

Eine wichtige Rolle spielt auch die Mietdauer. Bei Neuverträgen (bis unter zwei Jahren bisheriger Mietdauer) wurden im Durchschnitt 10,1 Euro pro Quadratmeter bezahlt. Haushalte mit mehr als 30-jähriger Mietvertragsdauer wendeten im Durchschnitt 5,6 Euro auf.

Unterschiede zwischen neuen und alten Verträgen gibt es in allen Segementen, "jedoch zeigen die Mietpreise für private Mietwohnungen deutlich größere Unterschiede nach der bisherigen Wohndauer als jene für Genossenschafts- und Gemeindewohnungen", so die Statistik Austria am Donnerstag in einer Pressemitteilung. Im privaten Sektor lag der Quadratmeterpreis bei Neuvermietungen bei 11,1 Euro pro Quadratmeter.

Mieten inklusive Betriebskosten in Salzburg am höchsten

Regional betrachtet waren die durchschnittlichen Mieten inklusive Betriebskosten in Salzburg mit 10,1 Euro pro Quadratmeter am höchsten. Dahinter folgten Vorarlberg (9,8 Euro/m2), Tirol (9,3 Euro) und Wien mit 8,7 Euro. Die geringsten Mietkosten gab es im Burgenland (6,3 Euro) und Kärnten (6,4 Euro).

Im privaten Mietsektor lag die durchschnittlich Wohnungsmiete bei 9,7 Euro/m2. In Genossenschaftswohnungen waren es 7,3 Euro. 6,8 Euro pro Quadratmeter wurden im Durchschnitt für eine Gemeindewohnung bezahlt. Die Statistik Austria verwies darauf, dass ein Vergleich mit zuvor veröffentlichten Ergebnissen aufgrund der Mikrozensus-Wohnungserhebung nur sehr eingeschränkt möglich sei.

Preise im privaten Sektor massiv gestiegen

Das gewerkschaftsnahe Momentum Institut warnte heute in einer Aussendung, dass eine Mietpreis-Spirale drohe. Haushalte mit niedrigem Einkommen treffe die Teuerung nun am stärksten, Wohnen und Energie machten fast ein Viertel der Ausgaben im untersten Einkommensfünftel aus. Die Preise für Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen seien seit 2010 um 35 bzw. 38,5 Prozent gestiegen. Die Miete pro Quadratmeter im privaten Sektor habe binnen zehn Jahren um 50 Prozent angezogen, was weit über der Erhöhung des allgemeinen Preisniveaus von 20 Prozent liege.

Über alle Mietarten und Altersgruppen finde sich ein "Migrant Rent Gap" - Haushalte mit Migrationshintergrund zahlten mehr Miete pro Quadratmeter. Das lasse sich nicht dadurch erklären, dass Haushalte mit Migrationshintergrund tendenziell jünger sind, sondern ziehe sich durch alle betrachteten Altersgruppen. Mit dem Alter nehme insbesondere der "Gap" bei den Gemeindewohnungen stark zu. Bei den 35- bis 49-Jährigen zahlten Haushalte mit Migrationshintergrund über ein Fünftel mehr, bei den 50- bis 64-Jährigen seien es um 28,5 Prozent mehr.

Richtwertmieten steigen im April um fast 6 Prozent

Angesichts von enormen Preissteigerungen bei Energie und der insgesamt hohen Teuerung fordern Arbeiterkammer (AK), Mietervereinigung und SPÖ erneut die Aussetzung der Richtwertmietenerhöhung, die mit April ansteht. Normalerweise werden die Richtwertmieten für Altbauwohnungen automatisch alle zwei Jahre per 1. April an die Inflation angepasst. Im Vorjahr wurde diese Anpassung ausgesetzt, um Mieterinnen und Mieter in der Coronazeit zu entlasten.

 

Laut AK steigen die Richtwertmieten nun um 5,85 Prozent und die Kategoriemieten um 5,47 Prozent. "Das hieße für mehr als eine Million Mieter:innen rund 140 Millionen Euro mehr an Miete im Jahr zahlen", so die AK. Auch SPÖ-Wohnbausprecherin Ruth Becher fordert ein "generelles Aussetzen von gesetzlichen Miet-Erhöhungen bis ein neues Wohnrecht beschlossen ist, das den fairen Ausgleich zwischen Mieter*innen und Vermietern sowie die Einbeziehung von Nachkriegsbauten in eine transparente Preisbildung bringt".

Richtwert in den Bundesländern unterschiedlich

"Die Erhöhung der Richtwertmieten bringt bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung in einem Altbau in Wien Mehrkosten von rund 360 Euro im Jahr", so Elke Hanel-Torsch, Vorsitzende der Mietervereinigung Wien. Da der Richtwert für jedes Bundesland unterschiedlich sei, würden sich auch die Mehrkosten unterscheiden. "In Oberösterreich macht die Erhöhung rund 390 Euro aus, in der Steiermark fast 500 Euro. In Vorarlberg, wo der Richtwert am höchsten ist, müssten Mieterinnen und Mieter über 550 Euro mehr zahlen."

Die Erhöhung der Kategoriemieten bringe einem Mieter-Haushalt Mehrkosten von rund 210 Euro pro Jahr. Indirekt würden darüber hinaus 2 Millionen Mieterinnen und Mieter zur Kasse gebeten. "Zur Berechnung der Verwaltungshonorare werden die Beträge der Kategorie A herangezogen. Damit steigen auch die Betriebskosten", sagte Hanel-Torsch.

"Pauschalanwürfe"

Der Fachverband der Immobilientreuhänder sieht sich in der Diskussion mit "Pauschalanwürfen" auf die Immobilienwirtschaft konfrontiert. Nicht die gesetzmäßig indexierten Mieten, sondern die Betriebskosten würden die Wohnkosten steigern. Diese Preissteigerungen würden für viele Haushalte eine große Herausforderung darstellen, sowohl für Mieter und Mieterinnen als auch für Eigentümer und Eigentümerinnen. Daher fordert der Interessenverband "ein rasches Handeln der Politik, um zu verhindern, dass die Energiepreise noch weiter auf die Inflation durchschlagen".